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Es war eine "Heute"-Sendung mit Christian Sievers, in der sehr ausführlich über die neue "Update"-Sendung informiert wurde. Gehört das da hin? (Archivfoto von 2014)

© Carmen Sauebrei/ZDF/dpa

Wenn ARD und ZDF Reklame in eigener Sache machen: Sorry, aber ein neues Sendeformat ist keine Nachricht

Ob das „Update“ oder der Podcast: Öffentlich-Rechtliche berichten gern in Nachrichten über Programminhalte. Eine fatale Grenzverwischung. Eine Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Es ist eine schreckliche Sitte geworden, dass in den Nachrichten der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Reklame für weiterführende Angebote und für Neuheiten aus dem eigenen Haus gemacht wird.

Gerade erst am gestrigen Sonnabend berichtete die ARD-"Tagesschau" länglich über die Nationalelf und deren bevorstehendes Fußball-Länderspiel gegen die Ukraine, das direkt danach in der ARD lief. Na so ein Zufall?

Ähnliches ließ sich davor beim RBB beobachten, als eine „Abendschau“-Moderatorin mitten in der regionalen Nachrichtensendung mitteilte, dass es ab sofort einen RBB-Podcast gebe, der sich mit Tesla in Grünheide beschäftige.

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Dann wurde ein Beitrag eingespielt, in dem das Podcast-Reporterteam sich dazu äußerte, wie spannend das alles sei, und wie viel es aus Grünheide zu berichten gebe. Was in etwa spannend sein könnte, wurde nicht verraten. Wer das wissen will, muss wohl (oder übel?) den Podcast anhören. Der Nachrichtenwert des Beitrags ging also gegen null. Was hatte er in der „Abendschau“ verloren?

In einer Hauptnachrichtensendung hat Werbung nichts zu suchen

Das ZDF trat ein paar Wochen zuvor ähnlich auf, als es darum ging, eine neue Spätabendsendung namens „Heute Journal Update“ bekannt zu machen, die am selben Abend erstmals ausgestrahlt werden sollte. Diese Tatsache nahm in der „Heute“-Sendung jenes Tages viel Raum ein.

Es wurde das Studio gezeigt, das Kulisse der Sendung sein soll, es wurde berichtet, wie man auf die Idee zu der Sendung gekommen ist (weil ja auch nach dem „Heute Journal“ noch so viel passiert auf der Welt), und auch, was die dafür engagierten Moderatorinnen zu der neuen Sendung sagen, wurde berichtet (sie freuen sich auf die spannende Aufgabe).

Das war ja alles sehr schön, hatte aber in einer Hauptnachrichtensendung einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt nichts zu suchen. Eine neue ZDF-Sendung wäre eventuell eine Nachricht, wenn sonst den ganzen Tag auf der ganzen Welt nichts passiert wäre, und wahrscheinlich nicht mal dann. So aber kommt man kaum umhin festzustellen, dass öffentlich-rechtliche Nachrichtensendungen mit Reklame in eigener Sache gefüllt werden. Was – anders als bei privaten Medienunternehmen – nicht in Ordnung ist.

Öffentlich-rechtliche Sender haben den staatsvertraglich festgelegten Auftrag, durch „einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen“ dem Prozess „freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung“ zu dienen. Finanziert werden sie über Gebühren, die jeder Haushalt in diesem Land zu zahlen hat.

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Da kommt viel Geld zusammen. Genug, um sich Werbeplätze kaufen zu können, sollte man meinen. Denn natürlich kann gerne Reklame für neue Formate gemacht werden, aber bitte an den Stellen, die dafür vorgesehen sind: als TV-Spot in den Werbeblöcken oder als Plakat- oder Anzeigenkampagne.

Ebenfalls schlimm: der Hinweis auf „Mehr Infos im Internet“

Kritik an der ausbleibenden Trennung von Nachricht und Nicht-Nachricht könnte auch da ansetzen, wo von einer Sendung zur nächsten übergeben wird: Wenn die „Tagesthemen“-Sprecherin ihr Gesicht in die noch laufende Talkshow hält oder zur Großnachrichtenlage ein Spielfilm „gleich im Anschluss“ zum selben Thema angekündigt wird.

Sich über die Dauerhinweise auf „ausführliche Informationen im Internet“ aufzuregen, die in allen Nachrichten auftauchen, hat man ja fast schon aufgegeben. Mit diesem zur Masche gewordenen Verwischen der Grenzziehung um Nachrichten öffnen ARD und ZDF ohne jede Not Türen für Fundamentalkritik. An sich – und den Medien allgemein. Was so in etwa das Gegenteil ihres Auftrags sein dürfte.

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