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Tetanus-Spritze oder Laserwaffe? An Bord der „Nightflyer“ wirken viele Requisiten improvisiert.

© Syfy

Weltraum statt Westeros: Netflix schickt George R.R. Martin auf die Suche nach Außerirdischen

Science-Fiction statt „Game of Thrones“-Fantasy: George R. R. Martins Netflix-Serie „Nightflyers“ wirkt streckenweise wie eine Parodie.

Der Mörder ist immer der Gärtner, das gilt auch für die Zukunft – jedenfalls dann, wenn sie in einer vor mittlerweile fast vierzig Jahren geschriebenen Novelle erdacht wurde. Es geht um die Kurzgeschichte „Nightflyers“, die jetzt als TV-Serie verfilmt wurde. Die Geschichte stammt von George. R. R. Martin, dem Autor der Fantasy-Saga „Das Lied von Eis und Feuer“, das vor allem durch die Fernsehserie „Game of Thrones“ weltweit bekannt wurde.

In diesem Jahr, genauer vom 14. April an, wird die finale achte Staffel des Intrigen- und Schlachten-Epos ausgestrahlt. Und weil noch immer kein Nachfolger für diese weltweit erfolgreichste Fernsehserie gefunden wurde, haben sich der US-Sender Syfy und der Streamingdienst Netflix offenbar gedacht, warum sollte man es nicht einmal mit einem anderen Stoff aus der Feder von Martin versuchen. Bei Tolkien hat das ja auch geklappt, als nach dem Erfolg vom „Herr der Ringe“ sein erheblich dünneres „Hobbit“-Buch gleichfalls als monumentaler Dreiteiler verfilmt wurde.

Eine Geschichte aus der Zukunft

Bei der neuen Netflix-Serie handelt es sich um eine Geschichte aus der Zukunft. Die „Nightflyer“ ist ein Raumschiff unter wissenschaftlicher Leitung von Karl D’Branin (Eoin Macken). Die Mission besteht darin, Kontakt zu Außerirdischen aufzunehmen, um durch ihr Wissen die Menschheit zu retten. Zusammen mit einer multiethnisch gemischten Crew reist die Crew durch den Weltraum.
Der Autor selbst, der an Spin-offs von „Game of Thrones“ für den Seriensender HBO arbeitet, stand dafür allerdings nicht als Berater zur Seite. Und auch vom Aufwand her ist „Nightflyers“ nicht mit den Erzählungen um den Eisernen Thron von Westeros zu vergleichen. Einige der Requisiten wirken unfreiwillig komisch. So wie die Plexiglas-Helme, die das schwer bewaffnete Sicherheitspersonal des Raumschiffs trägt.
Gegen die Kräfte des Telepathen, der in einem dicken Metallkäfig an Bord gebracht wird, sind die Helme ebenso wirkungslos wie die Aluhüte von Verschwörungstheoretikern. Bei dieser Szene stellt sich zudem ein Déjà-vu-Gefühl ein, die Käfigkonstruktion erinnert an die Schutzvorkehrungen beim Transport der Raptoren in „Jurassic Park“.

Zwischen "Alien", "Jurassic Park" und "Shining"

Ähnliche Erinnerungen stellen sich direkt zu Beginn der ersten Folge ein. Eine Frau versteckt sich in einer Kabine des Raumschiffs unter einem Stahltisch und spricht in ein Diktiergerät. „Dies ist eine Warnung, kein Notruf. Bringen Sie dieses Schiff nicht zurück zur Erde.“ Fast könnte man glauben, Sigourney Weaver müsse ein weiteres Mal gegen Aliens kämpfen. Doch dann schlurft ein bärtiger Mann ins Bild, hinter sich her zieht er eine große Axt, fast so wie in der Verfilmung von Steven Kings „Shining“.

Schade nur, dass es sich nicht um bewusste Parodien handelt. Dabei muss ein geringer Etat nicht zwangsläufig zu einer schlechten Serie führen. Die ersten Staffeln von „Star Trek“ wirken mit ihren Pappmachee-Kulissen ebenfalls belustigend, und dennoch werden noch immer neue Abenteuer der Enterprise erzählt. Auch „Nightflyers“ enthält durchaus spannende Gedankenkonstrukte: Das Raumschiff wird von einer KI gesteuert, für die Kommunikation mit der Crew ist das Besatzungsmitglied Lommie (Maya Eshet) zuständig, das im Arm eine Cyborg-Erweiterung implantiert hat. Der Kapitän wiederum agiert aus einem Holoraum heraus und zeigt sich seiner Mannschaft nur als Avatar. Und dann ist da noch der Biologe des Weltraumfahrzeugs, der sich um den Anbau der Lebensmittel in gläsernen Gewächshäusern kümmert. Dieser Gärtner ist es, der seinen Mitreisenden mit der Axt nach dem Leben trachtet. Kurt Sagatz
„Nightflyers“, Netflix, zehn Folgen

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