zum Hauptinhalt
Dirk Brockmann, Viola Priesemann und Michael Mayer-Hermann am "Bild"-Pranger

© Bild.de

Wegen Artikel „Die Lockdown-Macher“: Presserat leitet Verfahren gegen „Bild“ ein

In 94 Beschwerden wird „Bild“ das Schüren von Verschwörungstheorien und Hetze auf Wissenschaftler vorgeworfen. Der Presserat hat nun ein Verfahren eingeleitet. 

Der Deutsche Presserat hat ein Beschwerdeverfahren gegen „Bild“ und Bild.de zum Artikel „Die Lockdown-Macher“ eingeleitet. Das teilte die freiwillige Selbstkontrolle der Printmedien und deren Online-Auftritte in Deutschland am Mittwoch mit. Grundlage sind mittlerweile 94 Beschwerden von mehreren Wissenschaftlern und der Berliner Humboldt-Universität. 

„Im Mittelpunkt unseres Verfahrens steht die Frage, ob die Redaktion das Wahrhaftigkeitsgebot nach Ziffer 1 und ihre Sorgfaltspflicht nach Ziffer 2 des Pressekodex verletzt hat“, so der Sprecher des Presserats Sascha Borowski. Anhand von Beschwerden überprüft er die Einhaltung ethischer Regeln im Journalismus, die im Pressekodex festgehalten sind.

Entscheidung im März 2022

Über den Fall wird der Presserat auf seiner nächsten Sitzung am 24. März 2022 entscheiden. Die Beschwerdeführer kritisieren, der Artikel erwecke den Eindruck, dass Wissenschaftler Corona-Maßnahmen beschließen, für die tatsächlich aber die Politik verantwortlich sei. Dies schüre Verschwörungstheorien und Hetze auf Wissenschaftler. 

„Einige Beschwerdeführer stützen sich in diesem Zusammenhang auf die Ziffer 3 des Pressekodex, nach der Behauptungen, die sich nachträglich als falsch erweisen, von der Redaktion korrigiert werden müssen“, so Borowski.

Ein Sprecher der „Bild“-Gruppe hatte nach den ersten Beschwerden erklärt: „Wir können die Kritik verstehen und nehmen sie ernst. Wissenschaftler verdienen unseren Respekt.“

Appell des Hanns-Joachim-Friedrichs-Vereins 

Am Mittwoch meldeten sich zahlreiche prominente Journalistinnen und Journalisten des Hanns-Joachim-Friedrichs-Vereins zu Wort. In der "Bild"-Kampagne gegen die Wissenschaftler sehen sie "eine fundamentale Verletzung journalistischer Standards, einen Missbrauch der Pressefreiheit, einen Angriff auf die Freiheit der Wissenschaft und einen groben Verstoß gegen im Grundgesetz verankerte Menschenrechte". 

Die Mitglieder des Hanns-Joachim-Friedrichs-Vereins, darunter Sandra Maischberger, Claus Kleber, Stephan Lamby, Maybrit Illner, Ulrich Wickert und Tina Hassel, fordern die Redaktion der "Bild"-Zeitung und den Springer-Verlag auf, "die in ihrer Berichterstattung verbreitete Desinformation und Verleumdung zu korrigieren und zu respektieren, dass ohne wissenschaftliche Beratung weder notwendige politische Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie noch eine faktenbasierte Berichterstattung durch Medien möglich sind".

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false