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Was haben die Babyboomer erreicht?: Zeit für eine Bilanz

Gleiche Figuren, gleiche Besetzung: Auf die Serie „Um die 30“ folgt der Film „Um die 50“ im ZDF.

„Lebbe geht weiter“, hat ein großer Fußballphilosoph festgestellt. Und es sollte ein großes Quantum Trost in diesem Satz mitschwingen. Das Leben geht weiter, fein, aber wie geht es weiter, das Leben? Mehr als 20 Jahre ist es, dass die Clique um Frank (Dominic Raacke), Tina (Natalia Wörner), Carlo (Jürgen Tarrach), Carola (Susanne Schäfer), Sabrina (Catherine Flemming) und Olaf (Bruno Eyron) in der sechsteiligen Serie „Um die 30“ die Höhen und Tiefen, die Freuden und Leiden des Erwachsenwerdens erlebte. War was los, damals.

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Die Besetzung des Sequels „Um die 50“ besteht aus dem Ensemble der alten Serie, es kann quasi bruchlos weitererzählt werden. Das will gefeiert sein, Carolas 50. Geburtstag bietet den besten Anlass dafür. Nicht erst seit den Filmen von Thomas Vinterberg à la „Das Fest“ weiß das Publikum, dass derartige Treffen in heiteren und weniger heiteren Bahnen verlaufen können. Jede Familie ist auf ihre spezielle Weise unglücklich, dito jede Beziehung, jedes Paar. Ralf Huettner und Dominic Raacke hatten damals die Bücher geschrieben, nichts anderes haben sie für die Fortsetzung getan – und gleichzeitig Regie geführt. Dass der Cast von heute mit dem Cast von damals identisch ist, erlaubt Rückblenden, die zeigen, wie unterschiedlich Menschen altern. Nicht jeder, nicht jede hält die Form, die Jahre vergehen, die Jahresringe wachsen, Beziehung wird Familie.

[ „Um die 50“, ZDF, Montag, 20 Uhr 15]

Der Fernsehfilm hält einiges an Pessimismus für sein Publikum bereit. Frank und Tina, einst ein Paar und mittlerweile in festen Beziehungen, scheinen den gemeinsamen Magnetismus neu zu entdecken, Olaf steckt in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten, also will er seiner Mutter im Altersheim das Häuschen abzuluchsen. Sabrina ist völlig aufgelöst, ihr Ex Lars (Marc Hosemann), Vater ihres Sohnes, macht ihr das Leben schwer. Immerhin scheint sie mit Ellen (Jule Böwe) ein neues Lebensglück gefunden zu haben. Und Carlo und Carola, sind sie unbeschadet mit ihren drei Kindern durch die Jahre gekommen? Das Familienglück ist fragil. Eine Fiktion über die 50-Jährigen geht natürlich auf die Bilanzebene: Habe ich meine Ziele erreicht? Sind meine Träume in Erfüllung gegangen, habe ich den falschen Weg gewählt?

Welche Träume haben sich erfüllt?

„Um die 50“ ist keine Absage an ein Lebensmodell, das auf fortgesetzte und dauerhafte Beziehung setzt. Entscheidend ist die Perspektive, der Winkel, der Blick drauf. Wie Träume in den Himmel gestiegen, geplatzt sind und als hinreichend existenzielle Probleme wieder auf der Erde gelandet sind. Vielleicht ist Leben die Art und Weise, wie wir mit Enttäuschung bis hin zum Unglück umgehen können. Das ZDF-Movie ist kein Diskursfilm über die Generation der Babyboomer geworden, die Grundstimmung ist gelöst, die Handlung schwingt auf einem fein gestrickten Musikteppich dahin. Das Ensemble zeigt große Spielfreude, erkennbar wird der Erzählfaden mit Enthusiasmus aufgenommen.

„Um die 50“, zuweilen ausgiebig, stellenweise fahrig erzählt, bietet jede Menge Identifikationsmaterial an (wobei Dominic Raacke seine Figur des Frank am großzügigsten bedacht hat). Bist Du Frank, bist Du Olaf, ist Tina Dein Double oder Carola der fiktionale Zwilling? Zuschauerinnen und Zuschauer haben die Qual der Auswahl in dieser leichtgewichtigen Gesellschaftskomödie. Manche bleiben auf ewig Jugendliche, andere sind schon ganz lange erwachsen, und nicht wenige würden die Zeit zu gerne anhalten, um neu anzusetzen. Wird nix, das Leben hat die unangenehme Eigenschaft, weiter und weiter zu gehen.

Gerne "Um die 70"

Älter werden ist nichts für Feiglinge. Das gilt für die 50-Jährigen wie für die mögliche und dann gerne begrüßte Fortsetzung: „Um die 70“.

Und Ihr Leben, liebe Leserin, lieber Leser? Wie steht es damit, wenn Sie um die 50 sind?

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