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FDP-Chef Christian Lindner bekommt weniger Präsenz zur Primetime - wäre er mal besser Kanzlerkandidat geworden!

© dpa

Warum keine Chancengleichheit im Polit-TV?: FDP bekennen

Die Fernsehsender fahren Tag für Tag auf Kanzlerkandidatin und Kanzlerkandidaten ab. Wo bleiben da Linke, FDP und AfD? Ein Kommentar

Könnte sein, dass FDP-Chef Christian Lindner in die Fernbedienung beißt. Am Donnerstag war Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock Gast in der ARD-Sendung „Farbe bekennen“, für SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz gilt am Montag: gleiche Welle, gleiche Stelle. Da wird der CDU-Vorsitzende Armin Laschet nicht lange auf sich warten lassen.

Was das mit Christian Lindner zu tun hat? Er ist ein selbstgewisser Kannalles, aber das ist er nicht: Kanzlerkandidat! Das gerät im neuen Fernsehwettbewerb, der nicht mehr nur zwischen ARD und ZDF, sondern neuerdings auch mit RTL und ProSieben ausgetragen wird, zum Nachteil: das Exklusivinterview mit der Kandidatin/dem Kandidaten zur besten Sendezeit.

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Die Öffentlich-Rechtlichen sind nervös geworden, seitdem die Kommerziellen auf Seriös machen. Jetzt rülpst nicht länger der Z-Promi zur Primetime seine Marginalien in die Kamera, jetzt fragen bei RTL und ProSieben wohlfrisierte, gerne von der ARD wegengagierte Journalistinnen und Journalisten nach Wahlzielen, sortieren Lebensläufen, analysieren Stärken und Schwächen.

Sollten sich die vier Sender und die sechs im Bundestag vertretenen Parteien nicht auf ein tägliches Format verständigen? Nach Alphabet-Muster fängt die ARD am Montag mit der AfD an, dann folgt ProSieben mit der CDU, am Mittwoch kümmert sich RTL um die FDP, tags darauf lässt sich das ZDF auf die Grünen ein, am Freitag muss die Linke bei der ARD Farbe bekennen, am Samstag ist ProSieben mit der SPD dran. In umgekehrter Reihenfolge geht es weiter bis zum 26. September.

Wann wird Lindner Kanzlerkandidat?

Großer Murks? Die Sender müssen aufpassen, dass sie den begrüßenswerten Wettbewerb im Politjournalismus nicht zum Übertrumpf-Aktionismus verbiegen. Der Spitzenpolitiker will immer, klar, muss aber der Sender immer wollen, darf der Zuschauer noch um eine Polit-Pause bitten? Von der Chancengleichheit ganz zu schweigen. Im Fokus auf Kandidatin/Kandidat liegt eine Unwucht.

Lieber Fernsehgott, lass das nicht die FDP hören. Sonst ruft sich Christian Lindner morgen zum Kanzlerkandidaten aus.

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