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VorUS-Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Vor die Kamera treten – das gefällt ihm.

© imago images/ZUMA Wire

Vom Weißen Haus ins Fernsehstudio: Startet der US-Präsident bald mit „Trump-TV“ durch?

Die Wahl hat er zwar verloren, doch: Trump liebt die große Bühne. Eine eigene Show oder doch ein Podcast - was macht Trump ab Januar?

Von Andreas Busche

Das Ende dieser erkalteten Liebe lässt sich auf die Minute exakt bestimmen. Am 3. November um 23 Uhr 20 amerikanischer Ostküstenzeit meldete Fox News, dass Joe Biden den Bundesstaat Arizona gewonnen habe, da waren gerade 73 Prozent der Stimmen ausgezählt.

Dass der Haussender des amtierenden Präsidenten noch vor den Networks ABC, NBC, CBS und CNN Donald Trumps Niederlage in dem „Battleground“ meldete, kam der Aufkündigung eines lange Zeit lukrativen Bündnisses gleich. Der Bruch zwischen Trump und Fox News hatte sich jedoch lange vor der Wahlnacht abgezeichnet.

Kippmoment war das desaströse Interview mit Chris Wallace im Juli. Seitdem war Trump nicht mehr gut auf die Berichterstattung des Nachrichtensenders aus dem Medienimperium Rupert Murdochs zu sprechen.

In der heißen Phase des Wahlkampfes machte er auf Twitter Werbung für das rechtskonservative One America News Network (OANN) und die Social-Media-Plattform Parler, auf der Anhänger des rechten Verschwörungskults QAnon eine Heimat gefunden haben.

Inzwischen hat Trump auch die Geduld der getreuesten Fox-Moderatoren überstrapaziert. Vergangene Woche forderte selbst sein strammer Gefolgsmann Tucker Carlson von Trump-Anwältin Sidney Powell Beweise für die haltlosen Verschwörungstheorien aus dem Lager des Präsidenten.

Stimmung für Trump.  Die Sender One America News Network (OANN, Foto unten) und Newsmax stehen politisch noch weiter rechts als Fox News.
Stimmung für Trump. Die Sender One America News Network (OANN, Foto unten) und Newsmax stehen politisch noch weiter rechts als Fox News.

© Screen: Tsp

Dass das Schmierentheater um die Anerkennung des Wahlergebnisses mehr als nur ein politisches Scharmützel ist (am 5. Januar steht noch die entscheidende Stichwahl in Georgia an), darüber sind sich die Expertinnen und Experten einig. Seit Monaten wird in Washington über Pläne spekuliert, Trump könnte schon kurz nach der Wahl mit einer eigenen Medienplattform auf die politische Bühne zurückkehren.

Als Marke wäre Trump – noch vor Markteinführung – bereits umfassend auf seine Zielgruppentauglichkeit getestet. Mit 73 Millionen Wählern und 89 Millionen Twitter-Followern stellt er eine politische Macht dar, mit der in den kommenden Jahren zu rechnen ist. Und die Trump nur zu gerne monetarisieren würde.

Seit der Wahl kursiert nun wieder der Begriff „Trump TV“: ein Drohszenario für die amerikanische Medienlandschaft, durch die der politische Graben ebenso tief verläuft wie durch die Gesellschaft. Der Wahlkampf hat gezeigt, dass auch im rechten Spektrum ein Potenzial brachliegt, dass sich mobilisieren lässt.

Diese Aussicht macht Spekulationen über einen Einstieg von Trump ins Mediengeschäft nicht ganz abwegig, auch wenn die New Yorker Staatsanwaltschaft nur darauf wartet, ein Verfahren gegen den künftigen Ex-Präsidenten wegen undurchsichtiger Geschäfte des Familienunternehmens einzuleiten.

Trump mag nicht über die finanziellen Möglichkeiten eines Michael Bloomberg verfügen, dessen Bloomberg TV als eine der letzten erfolgreichen Sendereinführungen (1994) gilt. Er verfügt aber über eine treue Anhängerschaft.

Trump liebt die große Bühne des Fernsehens

CNN-Wirtschaftsexperte Brian Stelter schätzt die Chancen eines Trump-eigenen Kabelsenders allerdings gering ein. Lineare Fernsehsender sind teuer und immer weniger lukrativ. Schon die Einspeisung ins Kabelnetz würde, so schrieb die „Financial Times“ kürzlich, Hunderte Millionen von Dollar kosten. Wie hart umkämpft der US-Markt ist, musste schon OANN-Gründer Christopher Ruddy erfahren, der nach sechs Jahren immer noch rote Zahlen schreiben soll.

Fox News genießt im rechten Medienspektrum trotz jüngerer Konkurrenten wie OANN und Newsmax ein Monopol, das kaum zu durchbrechen ist. In der Wahlnacht lag die Einschaltquote im Schnitt bei 13,7 Millionen Zuschauern, weit vor CNN. Die Erfolgskurve verlief über die Jahre konstant, unbeeinflusst auch von den Abgängen profilierter Namen wie Megyn Kelly und Bill O'Reilly.

Bei Fox News war man sich – hinter vorgehaltener Hand – immer einig darin, dass der Sender größer sei als der Präsident. CEO Lachlan Murdoch gab sich in den vergangenen Monaten daher auch betont gelassen bei Nachfragen zur Aussicht auf neue Konkurrenz durch den langjährigen Fox-Stammgast, der dem Sender traumhafte Quoten bescherte.

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Was die vergangenen Wahlkämpfe nur eben auch gezeigt haben, ist, wie viel Geld konservative Spender wie die Koch-Brüder, Rebekah Mercer (deren Vermögen bereits in Parler steckt) oder Tom Hicks in rechte Projekte zu investieren bereit sind.

Der texanische Unternehmer Hicks soll schon vor zwei Jahren mit der Idee an das Republican National Committee herangetreten sein, OANN oder Newsmax aufzukaufen. Der scheidende Donald Trump, der wie kein Präsident zuvor seine Wähler analysiert hat, eine politische Datenkrake, könnte der entscheidender Faktor in diesem Gedankenspiel sein.

[Lesen Sie auch: Die Trumps in unserer Nähe: Wie schütze ich mich vor Narzissten?]

Als hemmender Faktor bleibt die Unberechenbarkeit eines notorischen Narzissten, was die Bereitschaft von Investoren, Geld in ein mit Trump affilliertes Projekt zu stecken, schmälern könnte.

Eine eigene Show an der Seite rechter Meinungsschleudern?

Die preiswerteren Optionen (ein Streamingsender oder ein Podcast), da sind sich die meisten Beobachter einig, entsprächen weniger seinem Persönlichkeitsprofil. Politischer Einfluss ist für Trump nur Mittel zum Zweck: Er liebt die große Bühne des Fernsehens. Seine Popularität bemisst sich in Einschaltquoten, nicht in Klickzahlen. Viel wird also auch davon abhängen, wie sich die amerikanische Medienlandschaft in der Ära Biden neu sortiert.

War die Radikalisierung von Fox News nur dem Adrenalin-Hoch des „Trump Bump“ geschuldet – konstante Alarmbereitschaft durch gezielte Eskalationspolitik – oder wird der Sender versuchen, der neuen Konkurrenz von rechts Zuschauer abzuluchsen?

In den Medien wie in der Politik gilt jedoch auch das Gesetz des Gebens und Nehmens. Ein wahrscheinlicheres Szenario ist daher, dass Donald Trump, nachdem sich die Gemüter abgekühlt haben, an der Seite rechter Meinungsschleudern wie Tucker Carlson, Sean Hannity und Laura Ingraham eine eigene Fox-Show bekommt, als böser Geist von Mar-a-Lago. Fernsehen aus dem vergoldeten Elfenbeinturm.

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