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© AP Photos/stf

Vom Falken zum Kriegsgegner: "Der gefährlichste Mann in Amerika" auf Arte

Der Amerikaner Daniel Ellsberg hatte im März 1971 der „New York Times“ eine streng geheime Regierungsstudie über die Vietnampolitik der USA zugespielt.

Papiere aus einem Safe nehmen, kopieren und an Journalisten verteilen – das klingt bereits gefährlich. Der Amerikaner Daniel Ellsberg hatte im März 1971 der „New York Times“ eine streng geheime Regierungsstudie über die Vietnampolitik der USA zugespielt. Die 7000 Seiten umfassenden „Pentagon-Papiere“ belegten, dass gleich mehrere Präsidenten das Engagement der USA in Indochina vor der Öffentlichkeit heruntergespielt hatten, während längst Krieg und Bombardements geplant worden waren. „Wir standen nicht etwa auf der falschen Seite. Wir waren die falsche Seite“, sagt Ellsberg im Arte-Dokumentarfilm „Der gefährlichste Mann in Amerika“. Die Nixon-Regierung ging gegen die Veröffentlichung der „Pentagon-Papiere“ mitten im Vietnamkrieg mit allen Mitteln vor. Das FBI fahndete nach Ellsberg und seiner Frau, die tagelang untertauchten und in dieser Zeit weitere Zeitungen mit Kopien versorgten. Als sich der ehemals hochrangige Pentagon-Mitarbeiter schließlich stellte, drohten ihm laut Anklage 115 Jahre Gefängnis, unter anderem wegen Spionage und Verschwörung. Der Prozess wurde allerdings eingestellt. Und die Veröffentlichungsverbote, die die Regierung gegen die US-Presse erwirkt hatte, wurden vom Obersten Gericht kassiert. So geriet die Affäre zu einem Meilenstein in Sachen Pressefreiheit.

Vor einigen Jahren wurde Ellsberg von James Spader im Spielfilm „The Pentagon Papers“ dargestellt, doch der in diesem Jahr „Oscar“-nominierte US-Dokumentarfilm erzählt die politisch brisante Geschichte nicht weniger packend. Im Mittelpunkt steht der mittlerweile ergraute Ellsberg, der im August 1964 als junger Wissenschaftler und ehemaliger Analyst der Rand Corporation, einer Denkfabrik der US-Streitkräfte, zum Pentagon wechselte. Er arbeitete Verteidigungsminister Robert McNamara zu und sammelte unter anderem Berichte über Gräueltaten des Vietcong – als Argumentationshilfe für McNamara, der Präsident Lyndon B. Johnson zu systematischen Bombardierungen überreden wollte. Ellsberg war überzeugt von der Mission, Vietnam vor dem Kommunismus zu retten.

Die Autoren Judith Ehrlich und Rick Goldsmith haben akribisch Bildmaterial und Zeitzeugenaussagen gesammelt und zu einem spannenden Politthriller montiert. Ihr Film bietet nicht nur wegen der Tiraden Nixons („Ich schere mich um die Zivilisten einen Dreck“) ernüchternde Einblicke in die US-Administration während des Vietnamkriegs. Am Ende demonstriert ein weißhaariger Daniel Ellsberg gegen den Irakkrieg und wird von der Polizei abgeführt.Thomas Gehringer

„Der gefährlichste Mann in Amerika“, Arte, 20 Uhr 15

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