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Showmasterlegende Frank Elstner und Moderatorin Barbara Schöneberger waren zum Amüsement bereit.

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„Verstehen Sie Spaß?“: Nein, sagen immer mehr Zuschauer

Die ARD-Show mit Moderatorin Barbara Schöneberger hat ihre Einschaltquote halbiert. Das Format ist nicht mehr zeitgemäß.

Muss von einem Absturz gesprochen werden? Konnte Barbara Schöneberger bei ihrem Einstand als neue Moderatorin von "Verstehen Sie Spaß?" Anfang April noch viereinhalb Millionen Menschen anziehen, so waren es an diesem Samstagabend noch 2,29 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Damit wurde der bisherige Tiefstwert des Formats noch um über eine halbe Million unterboten, wie der Branchendienst dwdl.de meldet.

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Wer die Show in der ARD verfolgt hat, der musste sich erneut um Jahrzehnte zurückversetzt fühlen. Damals, als der Streich mit der versteckten Kamera noch etwas leicht Unanständiges, Unerhörtes hatte. Dieses Das-tut-man-nicht. Immer schon harmlos und von den Gefoppten kräftig belacht, provozierte die Frage "Verstehen Sie Spaß?" die schlichte Antwort: Muss ja.

Guido Cantz hatte die Moderation freiwillig abgegeben und die TV-Allzweckwaffe Barbara Schöneberger übernahm. Laut, fast schrill, mit Scherzen bei der Hand, die auch auf ihre Kosten gehen, versucht sie dem überkommenen Format neues Leben einzuhauchen. Die Gäste, unter denen am Samstag immerhin Show-Dino Frank Elstner und Schauspieler Elyas M'Barek waren, tun ebenfalls alles, damit das Publikum nicht vor der Zeit wegnickt.

Barbara Schöneberger gibt bei "Verstehen Sie Spaß?" alles. Aber es reicht nicht.
Barbara Schöneberger gibt bei "Verstehen Sie Spaß?" alles. Aber es reicht nicht.

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Der neue Medienstaatsvertrag wird der Unterhaltung von ARD und ZDF vorschreiben, sie müsse sich dem öffentlich-rechtlichen Profil anpassen. Ist damit die ewige Fortsetzung von "Verstehen Sie Spaß?" gemeint? Klar, tut niemandem weh, das Kindeswohl ist nicht gefährdet, trotzdem wird das Grundgesetz der Unterhaltung gröblichst verletzt: Bloß nicht langweilen.

Bei der Show des Südwestrundfunks hört man die Uhr an der Studiowand ticken. Je länger der Versuch einer Revitalisierung andauert, desto dringlicher stellt sich die Frage, ob die U-Redakteure in Südwest es nicht besser können oder es nicht besser können wollen. Seit Jahrzehnten schieben sie die eine Show auf die TV-Rampe, begleitet von der bangen Hoffnung, es möge schon irgendwie gutgehen.

Geht es nicht: "Verstehen Sie Spaß?" ist längst aus der Zeit gefallen, da versteht das Publikum keinen Spaß. Wenn der Südwestrundfunk der altbackenste Sender im ARD-Rund sei will, meinetwegen, aber muss er das im Ersten Deutschen Fernsehen zeigen?

Dauerquiz im ZDF

Apropos Unterhaltung mit öffentlich-rechtlichem Profil. Das ZDF, Marktführer unter den deutschen Sendern, hat gleichfalls resigniert, immerhin aber einen Ausweg gefunden: Quiz mit Johannes B. Kerner. Der "Quiz-Champion" holte mit 3,45 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer den Tagessieg.

An den Zahlen ist erkennbar, dass die meisten den Sommer-Sonnen-Tag nicht mit Fernsehen ausklingen lassen wollten. Verständlich. Was den Südwestrundfunk aber nicht der Herausforderung enthebt: Soll "Verstehen Sie Spaß?" ins Fernsehmuseum geschoben werden? Für eine Barbara Schöneberger hält das Medium immer noch genügend Aufgaben bereit.

Es ist ja keine Schande, die letzte Moderatorin von "Verstehen Sie Spaß?" gewesen zu sein. An ihrem Einsatz ist nicht zu zweifeln, sie muss allerdings ihr Können in einem Format beweisen, das nur in einem geringen Teil von der Moderatorin oder dem Moderator lebt. Peinlich wird es dann nur, wenn der Sender und seine Moderatorin die Zeichen der Zeit nicht erkennen wollen. Der Grundsatz "The show must go on" kann auch gründlich missverstanden werden.

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