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Hochherrschaftlicher Flohmarkt. Die Trödelshow „Hallo Schatz“ mit Soap-Star Oli P. und Kunsthistorikerin Victoria Beyer residiert in einer Wasserburg.

© WDR/Julian Huke

Upcycling-Format "Hallo Schatz": ARD überdreht die Trödel-Schraube

Krasser Kram: Mit „Hallo Schatz“ versucht sich die ARD an einem eigenen Trödel-Format. Doch zu viel Begeisterung schadet dem Geschäft.

Inzwischen kommt man mit dem Zählen nicht mehr hinterher. Wenn an diesem Dienstag im Nachmittagsprogramm der ARD das 30-teilige Dokutainment-Format „Hallo Schatz“ startet, lässt sich kaum noch sagen, die wievielte Trödelshow dies nun wieder ist. Längst handelt es sich dabei um ein eigenes TV-Genre. Es reicht aktuell von „Auction Hunters: Zwei Asse machen Kasse“ bei Dmax und „American Pickers“ bei History über „Die Superhändler“ bei RTL und „Die drei vom Pfandhaus“ bei History bis hin zu „Flohmarkt“ im Saarländischen Rundfunk und „Schätzen, bieten, bangen“ im RBB.

Sie alle schwimmen auf der Welle, die Horst Lichter mit seinem Erfolgsformat „Bares für Rares“ im ZDF in Gang gesetzt hat. Und so lange auch nur noch eine alte Nähmaschine mit Fußantrieb und ein verstaubtes Röhrenradio auf einem Speicher schlummert, wird das Fernsehen nicht müde, die immergleiche Grundidee ein weiteres Mal wiederzuverwerten. Das Erste tut sich damit jedenfalls keinen Gefallen.

Die Unterschiede werden beim Newcomer erst im Detail sichtbar. Damit aus dem alten Kram tatsächlich ein Schatz werden kann, setzt die auf Upcycling. Bei dieser Form der Wiederverwertung wird scheinbar wertloser Ballast aus der Vergangenheit aufwändig restauriert. Präsentiert wird „Hallo Schatz“ von Oliver „Oli P.“ Petszokat. Der Soap-Schauspieler, der mit „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ bekannt wurde, hat selbst ein Faible für die Schätze aus seiner eigenen Jugend und treibt sich gerne auf Flohmärkten herum.

Hochherrschaftliche Residenz

Die Sendung residiert dabei hochherrschaftlich auf einer hübschen Wasserburg in Nordrhein-Westfalen. Dorthin wird Petszokat der alte Plunder geliefert, um runderneuert und verkauft zu werden. Unterstützung erhält Oli P. dafür von der Kunsthistorikern Victoria Beyer, die mit ihrer Kleidung im Stil der 50er Jahre gut auf jede Wirtschaftswunder-Vespa passen würde.

An altem Trödel besteht freilich kein Mangel, ob altes Spielzeug oder Musikinstrumente. In der ersten Sendung wird zum Beispiel ein Flipperautomat aus den 70er Jahren wieder flott gemacht. Für das nötige Fachwissen sind externe Experten zuständig. Das gilt auch für alte Möbelstücke, die mitunter einer ganz neuen Verwendung zugeführt werden.

So weit, so gut. Ermüdend ist allerdings die offenbar grenzenlose Begeisterungsfähigkeit von Petszokat und Beyer für alles, was die Verkäufer in Auto-Kofferräumen und auf Anhängern ins Burginnere schleppen. Unter „krass“ und „super“ wird da nichts kommentiert. Wo Horst Lichter im ZDF bei der Beurteilung echter oder vermeintlicher Schätze in seinem Element ist, wirkt Oli P. in seiner Bewertung wahllos. Und auch der zwanghafte Versuch, die Kunsthistorikern als Handwerkerin an die Kreissäge zu stellen, wirken bemüht statt authentisch. In ihrer Überdrehtheit könnte diese Trödelsendung leicht zum Ladenhüter werden.
„Hallo Schatz“, ARD, ab Dienstag wochentäglich um 16 Uhr 10.

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