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Mächtige Feinde: Staatsanwalt Barone (Francesco Montanari) legt sich mit der Cosa Nostra an.

© RAI/MagentaTV

TV-Serie "Il Cacciatore": MagentaTV lässt den Mafia-Jäger los

Nach "Gomorrha": Mit „Il Cacciatore“ schickt nun die Telekom eine Cosa-Nostra-Serie ins Streaming-Rennen.

„Manchmal muss man sich selber die Hände schmutzig machen“, sagt Leoluca Bagarella. Von seinen Gefährten wird der Sizilianer zumeist nur mit „Don Luchino“ angesprochen, denn Bagarella ist der Boss der Cosa Nostra. Auf sein Konto gehen rund hundert Morde und gerade befiehlt er einem Untergebenen, einen Mann zu foltern und zu erdrosseln. Danach drückt er einem Unterboss, dem Mafioso Giovanni Brusca, eine Axt in die Hand und fordert ihn auf, die Leiche zu zerstückeln. Die Szene stammt aus der Serie „Il Cacciatore – The Hunter“, die am Donnerstag beim Telekom-Streamingdienst MagentaTV startet.

Ebenso wie die Mafia-Serie „Gomorrha“ nach dem Buch von Roberto Saviano werden auch diesmal reale Ereignisse, die im Sizilien der 1990er Jahre stattgefunden haben, aufgegriffen. Als Vorlage der MagentaTV-Serie diente das Buch „Cacciatore di Mafiosi“ des italienischen Richters Alfonso Sabella.

In der Hochphase des Anti-Mafia-Kampfes

Im Zentrum der Geschichte steht der junge und ehrgeizige Staatsanwalt Saverio Barone (Francesco Montanari). Zeitlich spielt die Serie in der Hochphase des Kampfes der italienischen Justiz gegen die Auswüchse des organisierten Verbrechens, also gegen Mafia, Cosa Nostra und ’Ndrangheta. Kurz zuvor wurden bei den Attentaten von Capaci und der Via D’Amelio die Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino ermordet. Im Gegensatz zu den beiden realen Mafia-Jägern handelt es sich bei Barone allerdings um eine fiktive Figur. Dass Barone im Team des Anti-Mafia-Pools von Generalstaatsanwalt Andrea Elia (Robert Citran) aufgenommen wird, verdankt er dem korrupten Verhalten seines Vorgesetzten, der sich seinen Lebensstil mitsamt den teuren Zigarren nur durch die Zuwendungen der Mafia leisten kann. Barone zeigt ihn an und wird daraufhin als Mafia-Jäger nach Palermo beordert.

Dort bekommt er es neben Bagarella (David Coco) mit schmierigen Kronzeugen, entführten Kindern und brutalen Morden zu tun. Staatsanwälte und Richter verlassen ihre Büros nur mit Schutzwesten und Personenschützern – wobei auch dies kein zuverlässiger Schutz ist, wenn man sich mit einer Organisation anlegt, die zu dieser Zeit 28 000 Mitglieder zählte.

Besonders am Anfang fällt es bei der von RAI Fiction produzierten Serie angesichts der vielen realen Fakten, auf die Bezug genommen wird, schwer, den Überblick zu behalten. Hinzu kommt, und das ist eine weitere Ähnlichkeit mit den Serien der US-Streamingdienste über den Kampf gegen die südamerikanischen Drogenkartelle, dass die über 25 Jahre zurückliegende Handlung an manchen Stellen aus der Zeit gefallen scheint.

Zwei Schönheiten und ein Kleinkrimineller

Hier wie dort werden die Geschichten zugleich über die persönliche, familiäre Ebene erzählt. Eine wichtige Rolle spielen in der Mafia-Serie entsprechend die Frauen von Barone und Don Luchino. Sowohl bei der Freundin des Staatsanwaltes (Miriam Dalmazio) als auch der Ehefrau des Mafia-Bosses (Roberta Caronia) handelt es sich um ausgesprochene Schönheiten, wobei sich beide anfangs offenbar nicht darüber im Klaren sind, in welcher Welt ihre Männer eigentlich leben. Und dann ist da noch der schüchterne Kleinkriminelle Tony Calvaruso (Paolo Briguglia), der als Fahrer von Don Luchino mehr von seinem Boss erfährt, als für diesen gut sein kann.

„Il Cacciatore“ fügt als True-Crime-Format der Geschichte über den Kampf gegen die Mafia zumindest nach Durchsicht der ersten zwei von insgesamt zwölf Episoden keine neuen Aspekte hinzu. Dabei würde Italiens Politik und Justiz genügend Stoff für spannende Serien bieten – man denke nur an die Biografie von Silvio Berlusconi. Kurt Sagatz

„Il Cacciatore – The Hunter“, MagentaTV, zwölf Episoden, ab Donnerstag mit wöchentlich neuen Folgen

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