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Sonnenuntergang im Meereis. Blick von Bord der Polarstern

© Sebastian Grote

TV-Doku zum Nordpol: Dreh bei minus 40 Grad

Für Monate im ewigen Eis: Die Ufa geht für eine ARD-Doku mit Klimaforschern auf Nordpol-Expedition - nicht ohne Survivaltraining.

Das Knacken des Packeises, die Ungewissheit der Forschenden über Ankunft und Rückkehr – nicht nur Fans von Hörspielplatten über die Polarexpeditionen von Fridtjof Nansen dürften bei dieser TV–Produktion aufhorchen: Vor gut zehn Tagen lief der deutsche Eisbrecher „Polarstern“ aus dem norwegischen Hafen Tromsø aus. Er startete zur größten Arktis-Expedition aller Zeiten.

Mit an Bord: 300 Wissenschaftler aus 19 Nationen, die Daten über den Ozean, das Eis und die Atmosphäre sammeln wollen, um den Klimawandel besser zu verstehen. Dabei auch die Ufa Show & Factual in Person des Dokumentarfilmers Philipp Grieß („Terra X“), zusammen mit einem Kamerateam. Im Herbst 2020 sollen ihre Bilder in der ARD gezeigt werden.
Kein ganz gewöhnlicher Job für die Reporter – an Orten zu drehen, an denen Reporter nie gewesen sind , auf jeden Fall auch gut für das Image der Produktionsfirma.

„Otmar Wiestler, Chef der Helmholtz- Gemeinschaft, hat den Kontakt hergestellt“, sagt Ufa-Chef Nico Hofmann. „Uns begeistern seit Jahren die zentralen wissenschaftlichen Themen, der Bereich der Klimaforschung hatte hier oberste Priorität.“ In einem weiteren fiktionalen Projekt werde sich die Ufa gemeinsam mit der Helmholtz-Gemeinschaft der Krebsforschung widmen. „Gerade nach den Erfolgen unserer ,Charité’-Serie“, so Hofmann, „sehen wir enormes Interesse seitens der Zuschauer an medizinisch-wissenschaftlichen Themen.“ Der Trend werde zunehmen.
Genau wie der: Umweltschutz/Klimawandel als Prestigethema, das die Medienbranche umfasst. Das GreenTeam der Ufa, sagt Hofmann, setze sich seit vier Jahren mit den Themen Klimaschutz und grüner Produktion auseinander. „Uns musste niemand mehr wachrütteln.“

Eine Umstellung für die medialen Gepflogenheiten auf dem Schiff

Ziel sei es jetzt, eigene grüne Standards für Ufa-Produktionen zu formulieren, als langfristiges Ergebnis müsse es aber eine einheitliche, nationale Zertifizierung von Produktionen und Unternehmen im Filmbereich geben. Für den Klimaschutz ist auch die „Polarstern“ unterwegs. Ein ganzes Jahr liegt vor den Reisenden. Eine Umstellung für die medialen Gepflogenheiten auf dem Schiff.

„Die Kollegen haben nur noch sehr sporadischen WhatsApp-Empfang“, sagt Ute Biernat, Geschäftsführerin Ufa Show&Factual. Die Wellen seien bereits auf vier Meter gestiegen, das Kamerateam sammle fleißig Geschichten. Nur: Wohin mit diesen Geschichten aus dem (vielleicht schon bald nicht mehr ganz so) ewigen Eis? Da es in in Arktisnähe kein Internet gibt, dürfte das eines der aufwendigsten logistischen Unternehmen der Fernseh-Geschichte sein. Die Sicherung des hochaufgelösten 4K-Drehmaterials erfolgt täglich nach Drehende an Bord, sagt Biernat. Die Ufa hat insgesamt 1300 Terabyte Speicher angeschafft.

Nach jeder der sechs Etappen wird das gedrehte Material auf Speichersystemen von einer Kapazität von rund 100 Terabyte beim Austausch der Crew von Bord gebracht und nach Deutschland transportiert. Logistik ist das eine, Gefahrenminimierung die andere Seite dieses Projekts. Die Ufa hat für die Dauer der Expedition immer zwei von insgesamt sechs Kameraleuten fest an Bord, die nach jeder Etappe von circa zehn bis zwölf Wochen abgelöst werden. Diese hatten ausführliche medizinische Untersuchungen und spezielle Sicherheits- und Survivaltrainings absolviert. Die Aufgabe: mit 100 Leuten bei minus 40 Grad Außentemperatur in einer Art Metallsarg eingeschlossen zu sein. Dazu umherstreifende Polarbären, unkalkulierbare Eissituationen. Bei Fridtjof Nansens Nordpol-Expeditionen vor 130 Jahren sahen Kritiker die Chancen zehn zu eins, dass der Forscher sein Leben und das anderer völlig sinnlos wegwirft. Die Sorgen brauchen sich die Reporter auf der „Polarstern“ wohl nicht zu machen.

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