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Neues Selbstbewusstsein: Frauen spielen bei der Black-Panthers-Bewegung eine wichtige Rolle.

© Pirkle Jone/Ruth-Marion Baruch

TV Doku über Black Panthers: Wenn sich Revolution mit Sexappeal mischt

Warum Richard Nixon die Black Panthers bekämpfte: Mit einer zweiteiligen TV-Dokumentation erinnert Arte an die schwarze Bürgerrechtsbewegung in den USA.

Unter dem Schlachtruf „Black Power“ formierte sich in den USA der späten 60er Jahre eine militante Protestbewegung. Eine zweiteilige Arte-Dokumentation durchleuchtet die Komplexität und die Widersprüchlichkeit der Black Panther Party. Stanley Nelson, Spezialist für afroamerikanische Geschichte, erinnert in seinem Film an die Anfänge der Bewegung in Kalifornien. Brutale Polizeiübergriffe gegen Schwarze gab es zwar überall in den USA. Doch in Oakland formierte sich eine neue Form von Widerstand. Huey Newton, der spätere Black-Panther-Führer, hatte Jura studiert. Er erinnerte seine Mitstreiter daran, dass jeder Amerikaner das Recht auf Waffenbesitz hatte. Sofern diese in der Öffentlichkeit sichtbar getragen wurden.

Der Waffenbesitz, ein Heiligtum der amerikanischen Gesellschaft, wurde zum Schlüsselmotiv einer völlig neuen Protestform. Mit provozierend offen zur Schau gestellten Gewehren – und im respektvollen Abstand – folgten Newton und seine Gruppe Polizeistreifen. Sie schauten prügelnden Cops über die Schulter. 1967 drangen zwei Dutzend schwer bewaffnete Afroamerikaner ins kalifornische Landesparlament von Sacramento ein. Die letztlich gewaltfreie Aktion, ein landesweites Medienereignis, erzeugte enorme Strahlkraft und trug maßgeblich zur schlagartigen Popularisierung der Black Panthers bei.

[„Black Panthers“ läuft am Dienstag um 20 Uhr 15 auf Arte]

Die explosionsartige Verbreitung zu einer Massenbewegung basiert auch auf der schlüssigen Symbolik. „Der Panther“, so Huey Newton, ist „nicht angriffslustig“. Doch wenn er attackiert wird, dann „schlägt er zu“. Mit ihren Lederjacken, Baskenmützen und dem Afrolook waren die Panthers schlichtweg cool. Sie repräsentierten ein neues schwarzes Selbstbewusstsein, das sich auch in einem „enormen Sexappeal“ ausdrückte.

Angst vor einem „schwarzen Messias“

Die Gewaltbereitschaft der Bewegung steht allerdings nur für ihr äußeres Erscheinungsbild. Der Film erinnert auch an die karitativen Zielsetzungen. So erhielten schwarze Schulkinder auf Initiative der Panthers ein kostenloses Frühstück. Dieses soziale Engagement, das von einer breiten, meist aus Frauen bestehenden Basis getragen wurde, beunruhigte J. Edgar Hoover mehr als das militante Auftreten der Black Panthers. Der mächtige FBI-Chef hatte Angst davor, dass aus der Bewegung „ein schwarzer Messias“ hervorging. Er bezeichnete die gewaltbereite Gruppierung um Huey Newton als „größte Bedrohung für die nationale Sicherheit“.

Die Ermordung Martin Luther Kings führte zu einer weiteren Radikalisierung. Im Gegenzug erhöhte der als Saubermann angetretene Hardliner Richard Nixon den Druck auf die Black Panthers. Illegale Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und Verfahren wegen angeblicher Planung von Terroranschlägen sollten die Gruppe zermürben. Im selben Atemzug infiltrierte das FBI die Bewegung mit Spitzeln und forcierte so interne Interessenskonflikte.

Die akribisch recherchierte Dokumentation zeichnet nach, wie sich ein internationaler Flügel abspaltete, der mit Nordkorea und den Palästinensern sympathisierte. Trotz dieser minuziösen Argumentation wirkt der Film nicht verkopft oder blutleer. Ehemalige Führungsmitglieder der Black Panther Party, darunter Ericka Huggins, geben hautnahe Einblicke in die verschlungene Geschichte der Bewegung. Dank einer Fülle von Archivmaterialien – untermalt durch den pulsierenden Rhythmus von „Give more power to the people“ der Soul-Formation The Chi-Lites – macht die Dokumentation auch die Ästhetik des Widerstandes spürbar. Vor dem Hintergrund der jüngsten Tumulte um die Black-Lives-Matter-Bewegung ist dieser Rückblick auf die Wurzeln der schwarzen Bürgerrechtsbewegung eine Bereicherung.

Manfred Riepe

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