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Warten in der Pandemie. Kevin (Justin Hartley) und Madison (Caitlin Thompson) freuen sich über Zwillinge.

© Tsp

„This Is Us“, Staffel 5: Wenn der vertraute Held plötzlich Schutzmaske trägt

Die US-Familienserie „This Is Us“ überrascht in der fünften Staffel mit den Themen Corona und Black Lives Matter.

Über die Kreativität und das Vorbild US-amerikanischer Autoren im Serienbereich ist schon viel geschrieben worden. Was die Showrunner des Familienepos „This Is Us“ allerdings 2020 geleistet habe, ist singulär. In die seit langem geplante fünfte Staffel des Formats, die die Geschichte der Familie Pearson über 40, 50 Jahre erzählt und dabei immer auch Zeitgeschehen aufgreift, sind die Themen Corona, Polizeigewalt und Black Lives Matter aus diesem Frühjahr eingearbeitet worden, was nicht nur in den Sozialen Netzwerken heftig diskutiert wird.

Seit Samstag sind die ersten beiden Folgen auf Amazon zu sehen („This Is Us“, Staffel Fünf, bei Amazon in OV zum Kaufen verfügbar) zeitnah an der US-Ausstrahlung auf NBC.

Man traut seinen Augen kaum. Die vertrauten Protagonisten Kevin und Madison, die beide Eltern werden, bei der Vorsorge mit Mund-Nasen-Schutz im Krankenhaus, Kevins schwarzer Adoptiv-Bruder Randall mit Maske bei seiner Arbeit als Bürgermeister. Abends sitzt er mit der Familie fassungslos vorm News-Fernseher zu den Bildern der Polizeiübergriffen auf Demos.

Nachdem der Afroamerikaner George Floyd im Verlauf einer gewaltsamen Festnahme am 25. Mai 2020 in Minneapolis getötet worden war, begannen am Folgetag ausgedehnte Demonstrationen gegen Polizeigewalt und Rassismus, gefolgt von zahlreichen anderen Städten in den USA. Das Lebensthema Rassismus der Serienfigur wird getriggert.

Tage, Wochen nach Floyds Tod müssen sich die Autoren nochmals in den Writers Room gesetzt und Storys ungeschrieben haben, nicht nur zur Freude zur Fans. Die Serie, die in mehreren Zeitebenen erzählt wird, folgt dem Leben dreier Personen, die am selben Tag geboren wurden, und ihrer Eltern.

Ob man das Thema Corona nicht einfach mal für zwei Stunden vergessen könnte

Einige loben nun auf Youtube die bewährte Art und Weise, wie in „This Is Us“ das reale Leben mit den komplexen Erzählbögen der Familie Pearson verwoben wird (wie schon beim Thema Vietnamkrieg oder Rassismus), immer auf Augenhöhe mit den Zuschauern.

Andere fragen, ob man das Thema Corona nicht einfach mal für zwei Stunden vergessen könnte, wenn man sich seine Lieblingsserie anschaut. Das sei viel zu real. Eskapismus pur. Andererseits: „This Is Us“, wird im deutschen treffend untertitelt mit „Das ist Leben“ – warum soll da Corona eine Ausnahme machen? Eine Frage, die sich im Übrigen derzeit auch viele deutsche Produktionen stellen.

Immerhin geht es „This Is Us“ mit diesem realen Impact anders als der US-Sitcom „Friends“ (von 1994 bis 2004), die seinerzeit in der achten Staffel wegen eines Bomben-Witzes in einer Szene am Flughafen nachträglich verändert wurde, wegen der Eindrücke von 9/11. Im Februar 2020 wurde übrigens bestätigt, dass zum Start der Streamingplattform HBO Max im Mai eine einmalige Folge „Friends“ produziert werden sollte, bei der alle sechs Hauptdarsteller dabei sein werden. Im März 2020 wurde bekannt, dass diese Produktion wegen Corona auf unbestimmte Zeit verschoben sei.

„This Is Us“ hat sich von der Pandemie nicht beeindrucken lassen. Zeit fürs große Geschichtenerzählen, gerade in diesen Zeiten. Der für November geplante Start der Serie bei NBC wurde vorgezogen, um up to date zu sein. Dabei ist zu verschmerzen, dass das Format nicht in der Flatrate von Amazon Prime angeboten wird – und bei Kevin und Madison im Krankenhaus nicht alle Covid-Schutzmasken tragen.

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