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Rotlicht ist das neue Testbild. Die "Tatort"-Kommissare des BR auf Recherche

© BR

"Tatort: Hardcore" und Fußball-Quali: Peeping Michel

Verkehrte Fernsehwelt: ARD und ZDF zeigen jetzt Sex, RTL zeigt jetzt Fußball. Aber Fernsehen als Peepshow ist gefährlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Das wird den Programmchefs zu denken geben. Es gibt tatsächlich ein Gegenmittel gegen eine Fußballübertragung im Fernsehen: Sex. Und wenn der Sex dann noch in der „Tatort“-Verkleidung über den Schirm geht, ist die Sensation perfekt. „Hardcore“, der Krimi des Bayerischen Rundfunks, erreichte am Sonntag 9,12 Millionen Zuschauer in der ARD, RTL konnte mit dem zeitgleich gezeigten WM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Aserbaidschan 8,99 Millionen interessieren. Meilenweit der Abstand der Quotensieger zum Drittplatzierten: Der ZDF-Film „Hundertmal Frühling“ konnte gerade mal 3,14 Millionen begeistern.

Erstaunlich auch die Umdrehung der Programm-Verhältnisse: Noch vor wenigen Jahren wäre im Privatfernsehen alles zu Sex und Porno, Sperma und unterdurchschnittlichen Gliedern gesagt und gezeigt worden, parallel wäre in ARD oder ZDF Fußball gelaufen. Und die Öffentlich-Rechtlichen lassen nicht locker. Schon am Dienstag geht bei ZDFneo das Bordelldrama „Sylvia’s Cats“ in zehn Folgen ab. Gerne gibt das Zweite in der Reihe „Make Love“ Handreichungen für ein erfülltes Beziehungs-Sex-Leben.

Nur Sex funktioniert nicht

Vögeln kann keine Sünde sein, das ist die aktuelle Botschaft des beitragsfinanzierten, öffentlich-rechtlichen Fernsehens. In dieser Botschaft steckt/versteckt sich eine Herausforderung. RTL ließ es in seinen Anfangsjahren stets aus und in den Lederhosen jubeln, um dann, ein wenig ernsthafter, mit Erika Berger Chancen für die Liebe auszumachen. „Tutti Frutti“ nicht zu vergessen, eine Show, in der Frauen aus unerfindlichen Gründen blankzogen. Oder aktuell „Adam sucht Frau“. All das war und ist Peepshow als Fernsehen, Fernsehen als Peepshow.

RTL hat beim Genre überzogen und sich den Fußball zwecks Quotenlochverfüllung geholt. Diese Entwicklung sollten ARD und ZDF genau studieren. Selbst Themen mit „Ewigkeitswert“, und Sex gehört dazu, brauchen stets neue Aufladung, neuen Anreiz, neue Ansätze. Heißt: Nur Sex, nur Peep-TV ist keine Programmlösung. Gilt auch für Fußball, der selten die Spannung hält, die er verspricht. Was jetzt, ARD und ZDF?

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