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"Tatort"-Ermittler Stefan Gubser

© ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler

"Tatort" aus der Schweiz: Manche sterben zweimal

Das Luzerner „Tatort“-Duo jagt ein Phantom – und verschenkt wieder einmal eine interessante Geschichte.

Die Krimis aus Luzern schaffen es einfach nicht über den „Tatort“-Durchschnitt. Oft genug liegen sie deutlich drunter. Das gilt auch für „Zwei Leben“, obwohl der Film eine interessante Geschichte erzählt. Als ein Selbstmörder nachts von einer Brücke gegen einen Bus stürzt, stellt sich raus, dass der Mann tot war, bevor ihn das Gefährt überrollte. Genau genommen seit 13 Jahren: Baulöwe Conti ist 2004 beim Tsunami in Thailand ums Leben gekommen.

Offenbar war sein Tod fingiert, zumal die Leiche nie gefunden worden ist. Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) vermuten, dass der Unternehmer einen Weg gefunden hat, sich seiner Schulden in Millionenhöhe zu entziehen. Die Frage, warum er zurückgekehrt ist, um sich das Leben zu nehmen, erübrigt sich nach der Obduktion. Im Blut findet sich eine hohe Dosis eines stark beruhigenden Medikaments; Conti ist nicht freiwillig gesprungen.

„Zwei Leben“ konzentriert sich zunächst auf den Busfahrer (Michael Neuenschwander), der einst gemeinsam mit Flückiger seinen Militärdienst geleistet hat. Der Kommissar fühlt sich für den Mann verantwortlich. Mitunter wirkt der Film, als habe das Autorenduo (Felix Benesch, Mats Frey) ein anderes Drehbuch im Sinn gehabt. Der Film setzt sich mit dem Thema Suizid auseinander, allerdings nicht aus Sicht der Selbstmörder.

Der Luzerner Tatort verschenkt sein Potential

Der bedauernswerte Busfahrer war vorher Lokführer und hat den Beruf gewechselt, weil er schon zweimal Menschen überfahren hat. Nun ist er entsprechend traumatisiert und wendet sich hilfesuchend an eine Psychiaterin (Stephanie Japp), nicht ahnend, dass die Dame in den Fall verwickelt ist.

Wie andere Krimis aus Luzern verschenkt „Zwei Leben“ sein Potenzial. Die Inszenierung (Walter Weber) ist, abgesehen vom halbwegs fesselnden Finale, spannungsfrei. Natürlich macht es den Reiz der Reihe aus, dass andere Erzählweisen möglich sind, aber der Film fällt deutlich aus dem Rahmen.

Zudem leidet er unter einem Manko, das für fast jeden Schweizer „ Tatort“ gilt: Die Episoden wirken künstlich, weil die Schauspieler nicht reden dürfen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Bei den Beiträgen des ORF macht nicht zuletzt der Dialekt einen großen Reiz aus. Erschwerend kommt hinzu, dass die Darsteller hierzulande meist nicht bekannt sind und oft zu wenig Ausstrahlung haben. Interessant ist immerhin die zwielichtige Bildgestaltung (Stéphane Kuthy), die der düsteren Geschichte mit der Musik von Fabian Römer die passende Atmosphäre verleiht.

„Tatort – Zwei Leben“, Sonntag, ARD, 20 Uhr 15

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