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Shakuntala Banerjee und Theo Koll wechseln sich bei den "Sommerinterviews" in "Berlin direkt".

© ZDF und Jens Koch

"Sommerinterviews" bei ARD und ZDF: Fragen über Fragen

Das Erste hat acht Verabredungen mit der Spitzenpolitik, das Zweite gar neun. Rechtfertigt der Ertrag den Aufwand? Ein Kommentar.

In die schwierige Frage, was der anstehende Sommer bringen wird, schieben ARD und ZDF eine beruhigende Antwort ein: die Sommerinterviews.

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Punktgleich starten die öffentlich-rechtlichen Konkurrenten am 3. Juli, wie aus den in dieser Woche verbreiteten Presseinformationen ersichtlich ist. Der „Bericht aus Berlin“, also das Erste, hat zum Auftakt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu Gast, „Berlin direkt“, also das ZDF, kontert mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Dieses Polit-Pingpong dauert bei der ARD bis zum 11. September, das ZDF stellt am 4. September die letzten Fragen. Der geringe Abstand in der Frequenz – acht Interviews bei ARD, neun beim ZDF – rührt daher, dass es im Ersten kein Gespräch mit Steinmeier geben wird. Wie es sich für die „Männer-Parteien“ CDU. CSU, FDP und AfD gehört, werden die jeweiligen Vorsitzenden Rede und Antwort stehen: Friedrich Merz (CDU), Markus Söder (CSU), Christian Lindner (FDP) und Tino Chrupalla (AfD). Für die SPD darf die Co-Vorsitzende Saskia Esken bei „Berlin direkt“ punkten, beim „Bericht aus Berlin“ ist der Co-Vorsitzende Lars Klingbeil gefragt. Auch die Grünen setzen auf Abwechslung: Ricarda Lang im Ersten, Omid Nouripour im Zweiten.

Keine parallelen Interviews

Überhaupt tragen die beiden Sender eminente Sorge, dass sich die eingeladenen Politikerinnen und Politiker nicht binen Minutenfrist in den Magazinen von ARD und ZDF begegnen. Und um die Spannung weiter zu steigern, eröffnet das Erste das Frage-und-Antwort-Spiel am 3. Juli mit Olaf Scholz, während das Zweite den Marathon am 4. September mit dem Kanzler beschließt.

Zu den Routinen gehören auch die Moderationen: Bei „Berlin direkt“ sind es Shakuntala Banerjee und Theo Koll, bei der ARD verteilt sich die Last auf Tina Hassel, Matthias Deiß und Oliver Köhr.

Diese „Sommerinterviews“ sind seit mehr als 30 Jahren Bestandteil des öffentlich-rechtlichen Programms. Theo Koll schwört in der ZDF-Pressemappe Stein und Bein, dass diese Sendungen in den Parlamentsferien „immer eine gute Gelegenheit sind, über den Tellerrand zu schauen“. Ob es übers Jahr wirklich an Gelegenheit fehlt, mit der Spitzenpolitik über den ortsüblichen Fragenkatalog ins Gespräch zu kommen?

Bei Publikum und Kritik umstritten

Die „Sommerinterviews“ sind bei Publikum und Kritik umstritten. Zu oft seien sie schlichte Verlängerungen des eingeübten Frage-und-Antwort-Kanons, dann wird moniert, die Interviewerin/der Interviewer sei mit Politikerin X oder Politiker Y zu sanft/zu streng umgesprungen. Und überhaupt: Schluss mit dem Gesäusel in der politjournalistischen Blase.

Immerhin können die Moderatorinnen und Moderatoren zeigen, dass sie professioneller agieren als Alexander Osang, der Kanzlerin a.D. Angela Merkel nur freundliche Fragen stellte. Ein Reporter muss kein guter Moderator sein. Schlimmer noch, wenn die Moderatorinnen und Moderatoren es nicht besser können.

Herbstinterviews? Winterinterviews?

PS: Aus dem Leserkreis dieses Kommentars kommt noch diese Frage: "Warum keine Herbstinterviews im Regen und Winterinterviews mit Pudelmütze?" Ich werde sie an die verantwortlichen Stellen weiterreichen.

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