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Undercover-Einsatz. Polizist Magnus (Vidar Magnussen, re.) hat sich als Troll verkleidet. Troll Erik (Krostoffer Olsen) trägt ein Plüschtier-Kostüm.

© NDR/Viafilm AS

Skurrile NDR-Serie: In Norwegen sind die Trolle los

Der verrückteste Serienstart des Jahres: „Magnus – Trolljäger“ lässt sich nicht nur von der nordischen Mythologie inspirieren.

„Trolle gibt es wirklich“ - und damit sind nicht jene aus dem Internet gemeint, das geht im Verlauf der sechsteiligen Serie „Magnus – Trolljäger“ selbst dem nüchternsten Polizisten in der norwegischen Polizeistation von Frestad auf. Dabei sollten sich die Gesetzeshüter über andere Geschöpfe und merkwürdige Phänomene weitaus mehr Sorgen machen als über die Riesenwesen. In einem Hotel kommt der weibliche Fan eines selbstgefälligen, aber nur mittelmäßig talentierten Schauspielers unter mysteriösen Umständen ums Leben. Magnus (Vidar Magnussen), ein absonderlicher, aber mitunter genialer Provinzpolizist, dem sein Chef sonst nur Führungen von Schulklassen zutraut, kann es endlich einmal allen zeigen.

Nein, dies ist nicht die norwegische Ausgabe der ProSieben-Show „Masked Singer“, auch wenn sich Magnus bei Bedarf als mystisches Sagenwesen verkleidet und ohne Kostüm Ähnlichkeiten mit dem Sänger Robbie Williams hat. Magnus ist auch nicht der nordische Nachfolger von Inspektor Clouseau, auch wenn er sich mitunter mindestens so dümmlich anstellt wie sein französischer Berufskollege. Doch Trolle gehen weder mit noch ohne Verkleidung als Pink Panther durch. Und die Moos-Gnome aus dem norwegischen Klamauk-Krimi ähneln von ihrem Verhalten her kein bisschen der gewieften Großkatze aus dem französischen Krimi-Klassiker.

[„Magnus – Trolljäger“, NDR, sechs Teile, alle ab Mittwoch um 23 Uhr 20 oder in der ARD-Mediathek]

Unverkennbare Ähnlichkeiten weist der wohl verrückteste Serienneustart dieses Jahres hingegen mit der Netflix-Serie „Stranger Things“ auf. Hier wie dort spielen fehlgeleitete Blitze und Portale in eine andere Welt eine Rolle. Und auch die gewissenlose Brutalität, mit der eine Gruppe ehrgeiziger amerikanischer Militärwissenschaftler unbeteiligte Zivilisten ermordet, passt zu der Streamingserie. Wobei diese Mischung aus Provinzpolizisten, verschneiter Einöde und plötzlich auftretender exzessiver Gewalt auch gut zu einer Fortsetzung von „Fargo“ passen würde. Doch dafür ist die Handlung von „Magnus – Trolljäger“ mit ihren nordischen Mythenfiguren am Ende zu abgedreht.

Ein wenig „Transformer“, ein bisschen „Inspector Gadget“

Genügend Anleihen bei anderen Genre-Filmen nimmt die Serie dennoch reichlich. Polizist Magnus ist ein kleiner Daniel Düsentrieb, der genauso gerne abstruse Theorien über Verbrechen aufstellt als mehr oder minder nützliche Gegenstände für den Undercover-Einsatz erfindet. Am liebsten sind ihm Mehrzweckmöbel, die ihre Form wie in den „Transformer“-Filmen auf spektakuläre Weise verändern und ihm beispielsweise als Lauschposten oder Versteckt dienen.

Doch selbst als Zwischending zwischen „Transformer“-Figur und „Inspector Gadget“ leidet Magnus darunter, dass ihn seine Kollegen nicht ernst nehmen, ja dass sein Chef ihn bei wichtigen Besprechungen schlicht ignoriert. Nur zwei Mistreiter stehen ihm zur Seite: ein neunjähriger Jungen, der von seinen Mitschülern gemobbt wird, und sein Kollege Dan, der allerdings ständig Selbstmordgedanken hegt und ihm somit ebenfalls keine allzu große Hilfe ist.

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Trotz des ausgeprägten Sinns für Humor ist „Magnus – Trolljäger“ dabei alles andere als eine Serie für das Kinderprogramm – obwohl Heranwachsende einen gewichtigen Part in der Geschichte haben. Die Gewaltexzesse sind ebenso wie die sexuell übergriffigen Moos-Gnome nicht gerade jugendfrei.

Darüber hinaus schrammt die Serie mitunter haarscharf an der Peinlichkeitskante vorbei. An einigen Stellen stürzt die Handlung sogar die vereisten Abhänge der norwegischen Berglandschaft hinunter. Jenseits dieser kurzen Momente bietet sie jedoch eine unterhaltsame Abwechselung zur gewohnten Krimi-Kost und somit eine willkommene Ablenkung vom sonstigen Dauerthema Corona.

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