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Medien: Sie kann auch anders

Senta Berger spielt die uncharmante Kommissarin Prohacek

Nein, wirklich nett und umgänglich ist diese Münchner Kriminalrätin, Frau Dr. Eva Prohacek, bei ihren Ermittlungen nicht. Man möchte lieber nicht von ihr verhört werden. Und ihr Vorgesetzter, Dr. Claus Reiter (Gerd Anthoff), ohnehin ein Intrigant und Schein- Saubermann, kommt bei ihr oft nicht weiter. Auch wenn sie nicht so aussieht, ruppig kann sie sein, mit der Faust auf den Tisch schlagen und durchaus auch mal laut werden. Da ist wenig Weiches, Weibliches zu spüren. Prohacek, das ist eine, die sich schnell unbeliebt macht, überall anstößt, für Ärger sorgt. Irgendwie eine mit schlechtem Karma.

Senta Berger spielt sie. Senta Berger, die jüngst erst das Serien-Revival der „Schnellen Gerdi“ beging, dort, wo das Komödiantisch-Leichte stark im Vordergrund steht. Davon ist bei „Unter Verdacht“, der noch sehr jungen ZDF-Samstags-Krimi-Reihe, weit und breit nichts auszumachen. Nein, diese Eva Prohacek, sie ist selbst eine gebrochene Person, eine allein stehende Frau ohne Privatleben. Keine Sympathieträgerin also. Nicht eben eine typische Senta-Berger-Rolle, sollte man meinen, und gerade hier überzeugt sie und ist so stark, wie es die Gerdi nie werden könnte.

Dies ist nunmehr das dritte Mal, dass Ermittlerin Prohacek jemanden „Unter Verdacht“ hat. Alle drei Fälle sind vom Münchner Regisseur Friedemann Fromm, 40, inszeniert worden, der diesmal, für „Gipfelstürmer“, zusammen mit Co-Autorin Stefanie Anderson auch das Buch geschrieben hat und diese Reihe inzwischen unweigerlich durch seinen ureigenen Stil geprägt hat. Die Fälle der Eva Maria Prohacek, von Kameramann Jo Heim allesamt fotografiert, sind von einem Grau-Blau-Spektrum, dem jegliche Farbigkeit entzogen scheint. Oft sind kalkweiße Gänge zu sehen, oder es ist alles in einem Dunkel, dass fast nichts zu erkennen ist. Der einzige Farbtupfer sind Senta Bergers Haare. Die Welt der Kriminalrätin, sie ist von einem kargen Realismus durchzogen. Das enthebt diese Reihe von den meisten anderen.

Nervös sitzt Polizist Stephan Kracht vor Eva Prohacek, die ihn wegen Steuerhinterziehung verhört. Kracht schlägt ihr einen Deal vor, er wüsste von etwas Heiklem. Am nächsten Tag liegt Kracht erschossen unten in der Schießanlage seiner dörflichen Polizeistation. Selbstmord? Alle stellen es zunächst so dar. Doch Kracht war Linkshänder, und der Schuss wurde an der rechten Schläfe abgegeben. Eva stößt auf erste Unstimmigkeiten. Während seine junge, attraktive Witwe Petra (Marie Lou Sellem) in tiefer Trauer lebt, machen sich Krachts Brüder verdächtig. Denn Ex-Polizist Peter (Jürgen Tonkel) sitzt im Rollstuhl, seit Politiker Hajo vor zwei Jahren bei der Bürgermeisterwahl nur knapp einem Anschlag entging. Und Jungunternehmer Braak (Henning Baum) lieh Kracht viel Geld, doch wofür?

Eva Prohacek und ihr tollpatschiger Assistent André Langner (Rudolf Krause), dem auch noch die Suspendierung durch den schon wieder vor sich hin intrigierenden Dr. Reiter droht, geraten immer tiefer in den dörflichen Morast.

„Unter Verdacht: Gipfelstürmer“: Arte, 20 Uhr 40

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