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In der arabischen Jugend ist Jaafar Abdul Karim ein Medienstar.

© Kai-Uwe Heinrich

"Shababtalk"-Moderator Jaafar Abdul Karim: „Mach dein Ding!“

„Shababtalk“-Moderator Jaafar Abdul Karim ermuntert die arabische Jugend zu einer offenen Diskussionskultur.

„Warte nicht, was die Medien sagen. Mach dein Ding!“ Das ist die Empfehlung, die Jaafar Abdul Karim, Moderator der Deutsche-Welle-Sendung „Shababtalk“ einem Geflüchteten gibt, der verunsichert ist, weil einige Medien in Deutschland die Migranten an einem Tag willkommen heißen und am nächsten Tag nicht. Jaafar Abdul Karim entscheidet seit Langem selbst, welchen Weg er geht. In seinem Buch „Fremde oder Freunde“ beschreibt er im Kapitel „Als ich noch Ausländer war“, wie er sich bewusst dazu entschieden hat, sich in Deutschland wohlfühlen zu wollen, obwohl er sich anfangs in der nasskalten Herbstzeit allein vorkam und die Angst vieler Geflüchteter beim Gang zur Ausländerbehörde kannte, weil man jedes Wort und jede Geste der Sachbearbeiter mit Sorge verfolgte. Er jedoch setzte dem eine eigene Haltung entgegen: „Ich lasse nicht andere entscheiden, ob ich dazugehöre oder nicht“, sagte Jaafar Abdul Karim am Donnerstagabend in der Diskussionsveranstaltung „Diwan“, die der Tagesspiegel zusammen mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für Freiheit seit über zwei Jahren veranstaltet. Zu den Entscheidungen gehöre aber auch, die Sprache des Landes zu sprechen und sich über die Gesetze und Werte zu informieren.

Streben nach Freiheit

Seine konsequente Haltung macht auch den „Shababtalk“ zu etwas Einmaligem. Shabab heißt übersetzt Jugend. In der seit 2011 vom deutschen Auslandssender Deutsche Welle in arabischer Sprache produzierten Sendung gibt Abdul Karim der arabischen Jugend in ihrem Streben nach politischer, religiöser oder sexueller Freiheit eine Stimme. Die Gleichstellung der Frauen in der arabischen Gesellschaft ist dabei ein genauso kontroverses Thema wie Homosexualität in der muslimischen Welt oder Sex vor der Ehe. Konflikte bleiben nicht aus, sie reichen von Anfeindungen bis zu Morddrohungen. Sicherheitskräfte gehören zum festen Personal.

Der mehrfach ausgezeichnete „Shababtalk“ – allein 2017 wurde die Sendung 165 Millionen Mal im Internet abgerufen – steht für eine Diskussionskultur, die es in der arabischen Medienwelt sonst nicht gibt. Für Abdul Karim steht sie für „Vielfalt, Toleranz, Respekt, Akzeptanz“. Dafür, dass es nicht die eine Wahrheit, sondern andere Meinungen gibt, über die man miteinander reden kann. „Wir sagen nicht, das ist richtig oder falsch. Aber jemand, der eine andere Meinung hat, die sonst vielleicht nicht in den arabischen Medien zu sehen oder zu hören ist, hat auch das Recht, sie zu sagen.“ So gebe der „Shababtalk“ den jungen Leuten das Gefühl, „da ist jemand, der uns wahrnimmt, der uns ernst nimmt“. Und dass sie mit ihrer Stimme auch gegenüber einem religiösem Führer oder einem Politiker die gleichen Rechte haben.

Eklats in Sudan und Jordanien

Anfangs wurde der Talk in Berlin produziert, inzwischen geht die Sendung regelmäßig auf Tour und arbeitet dafür mit lokalen Partnersendern zusammen. Die redaktionelle Leitung bleibt bei der Deutschen Welle. Das hilft den lokalen Partnern zugleich, wenn es Kritik gibt. Die Partnersender können dann die Verantwortung auf den deutschen Auslandssender abschieben. Die Sendung ist in der arabischen Welt so populär, dass oftmals nach der Devise verfahren wird, dass die Autoritäten den „Shababtalk“ zwar nicht unbedingt mögen, aber auch nicht ohne auskommen möchten. Einige Länder wie Libanon und Tunesien sind dafür offener, nach Eklats muss in Sudan und Jordanien erneut Überzeugungsarbeit geleistet werden. Und in Saudi-Arabien ist derzeit nichts zu machen.

Und wird es den „Shababtalk“ bald auch in einer deutschen Version geben?, kommt die Frage aus dem Publikum. Interessierte Sender gebe es durchaus, es würden Gespräche geführt, aber derzeit ohne konkrete Ergebnisse, sagt der Moderator. Kurt Sagatz

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