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Mann der Meisterspannung. Wolfgang Menge hat Drehbücher für „Stahlnetz“ und „Tatort“ geschrieben. Foto: ARD

© BR

Sapnnung muss sein: Deutschland, Krimiland

Eine ARD-Doku über ein Erfolgsgenre des deutschen Fernsehens in Ost und West.

„Im Laufe der Jahre hat sich der ,Derrick’ so ein bisschen zum lieben Gott entwickelt.“ Das sagt Fritz Wepper über die erfolgreichste deutschsprachige Krimiserie überhaupt, ausgestrahlt vom ZDF zwischen 1974 und 1998. In über 100 Länder wurde „Derrick“ verkauft, der bis heute populärste Fernsehexport aus deutschen Landen. Wepper war zunächst in „Der Kommissar“ an der Seite von Erik Ode, später als Harry Klein der Assistent von Horst Tapperts „Derrick“. Eine beinahe lebenslange Rolle, ähnlich wie jene des Frankfurter Privatdetektivs Matula, die Claus Theo Gärtner in der ZDF-Krimiserie „Ein Fall für zwei“ spielt.

In seiner Dokumentation „Deutschland, deine Krimis“ geht Autor Thomas Hausner dem Phänomen nach, dass Filme und Serien über Verbrechen, Mord und Totschlag zum Beliebtesten und Erfolgreichsten zählen, was seit mehr als fünf Jahrzehnten über deutsche Bildschirme geht. „Offensichtlich ist das deutsche Volk ein krimifanatisches Volk“, meint Schauspieler Henry Hübchen, der früher im „Polizeiruf 110“ mitgewirkt hat. Chronologisch zeichnet die Doku die Genese des deutschen Fernsehkrimis nach, beginnend 1957 mit „Stahlnetz“, von den beiden Journalisten Wolfgang Menge und Jürgen Roland erfunden, und in Deutschland-Ost mit „Blaulicht“. Denn auch in der DDR gab es Krimis. Krimis, bei denen stets Mitarbeiter der Staatssicherheit am Set präsent waren und genau darauf achteten, dass, wie Hübchen erzählt, „der Genosse Polizist nicht mit dem abfälligen Wort ,Bulle’ betitelt wird“.

Im Westen folgten auf das 1968 eingestellte „Stahlnetz“ in den späten 60er Jahren „Der Kommissar“ im ZDF und, 1970 dann, der „Tatort“ der ARD mit der ersten Folge „Taxi nach Leipzig“. Die Krimireihe schreibt bis heute eine singuläre Erfolgsgeschichte. „Tatort“-Ermittler wie Nicole Heesters, die allererste Kommissarin überhaupt („Ich habe Pionierarbeit geleistet.“), oder Götz „Schimanski“ George („Der ist also Trinker, der hat Eheprobleme, der ist ein bisschen asozial, der hat ’ne kriminelle Energie, aber er ist Kommissar.) kommen zu Wort. Das DDR-Fernsehen zieht nach, zumal die Zuschauer im Osten zunehmend den „Tatort“ im Westsender ARD einschalten. So wird der „Polizeiruf 110“ kreiert, der nach dem Mauerfall von der ARD übernommen und bis heute fortgesetzt wird.

Vieles muss in dieser interessanten Dokumentation unerwähnt bleiben, die 45 Minuten erlauben es nicht, noch auf weitere tragende Krimipfeiler wie etwa „Der Alte“, „Ein Fall für zwei“, „Bella Block“ oder „Unter Verdacht“ einzugehen. Doch der Blick auf 53 deutsch-deutsche Fernsehkrimijahre, er lohnt, allein schon wegen der vielen herrlich anachronistischen Ausschnitte. „Ach, Harry, hol schon mal…“ Thilo Wydra

„Fernsehlieblinge: Deutschland, deine Krimis“, ARD, 21 Uhr

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