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Reporterin Pia Osterhaus, 37, widmet sich dem Thema "Fremdgehen".

© Vox

Reporter im Selbstversuch: Fremdgehen im Undercover-Format

Eine Reporterin vorm Fremdgehen: Vox bringt mit Pia Osterhaus ein neues Undercover-Format und schlägt sich mit übervollen Mailboxen herum.

Reporter auf E-Rollern, Reporter, die Blut spenden, Reporter im Eiskanal, Reporter im Nazidorf – die Zeiten, da sich Journalisten einem Thema eher von Ferne, der Außensicht nähern, sind lange vorbei. Kaum ein Thema, kaum eine Fragestellung, die nicht dem Selbstversuch unterzogen wird. Seitdem sich Jenke von Wilmsdorff im „Jenke-Experiment“ auf RTL im Alkohol- und Drogenmissbrauch versuchte, scheint da nichts mehr ausgeschlossen. Sogar ein Medien-Job als Fremdgängerin bei Vox.

Die Undercover-Reihe „Pia – Aus nächster Nähe“ mit Ex-„Team Wallraff“-Reporterin Pia Osterhaus will „brisante Alltagsthemen“ wie Fremdgehen, Alkoholismus, Körperkult und Armut aufgreifen. Vor fünf Jahren sorgte die Reporterin bundesweit für Empörung, bezogen auf die Missstände in einer Altenpflegeeinrichtung, die sie im Rahmen der Investigativ-Reihe „Team Wallraff“ undercover als vermeintliche Praktikantin aufdeckte. Derlei Jobs mit der versteckten Kamera scheinen es der 37-Jährigen angetan zu haben.

Zum Auftakt ihres eigenen, vierteiligen Formats widmet sich die Reporterin dem Thema Fremdgehen. Ist ja schon mal quotenträchtig. Obwohl laut Statistik Treue bei Paaren das Wichtigste in der Beziehung ist, trennt sich jedes dritte Ehepaar wegen Untreue. Warum gehen so viele Partner fremd? Gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern? Welche Wege führen aus der Krise? Zwecks Antworten unterzieht sich Osterhaus der Affärenanbahnung mit verheirateten Männern.

Wobei die ersten 20 Minuten des Formats verschenkte Zeit sind. Den Undercover-Job im Saarbrücker „Saunaklub Paradise“ als Kurzzeit-Kellnerin hätte es nicht gebraucht, um von „Bernd“, 40, zu erfahren, er würde, Stichwort Abwechslung, trotz guter Ehe auf jeden Fall ins Bordell gehen. Keine Überraschung.

Spannend wird’s, wenn die Reporterin mit Fake-Profil im Seitensprung-Portal abtaucht. Die Folge: eine Mail, ein Post nach dem anderen, diverse Treffen und Gespräche mit verheirateten Männern, samt Einblick in „Seitensprungzimmer“, der Trend im Hotelgewerbe offenbar. Immer die gleichen Erklärungen fürs Fremdgehen: Alltag, Kinder, kein Sex mehr. Der Mensch ist ein Abgrund, hier mit verpixelten Gesichtern.

Das erschreckt oder ermüdet etwas auf die Dauer. Oder beides. Was „trockenrasur80“ nach dem Date im Schilde führt, will man dann gar nicht mehr wissen. Bevor es für die Reporterin eng, sprich körperlich zu werden droht, nimmt sie reißaus. Bleibt am Ende die Erkenntnis des Paartherapeuten: Fremdgehen auch als Chance. Darüber reden! Aber für diese Erkenntnis hätte man auch Julian Barnes lesen können.

„Pia – Aus nächster Nähe“, Dienstag, Vox, 22 Uhr 15

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