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Klaus Bölling ist im Alter von 86 Jahren verstorben.

© dpa

Regierungssprecher unter Helmut Schmidt: Klaus Bölling im Alter von 86 Jahren gestorben

Er war Redakteur beim Tagesspiegel, Intendant von Radio Bremen und Regierungssprecher unter Helmut Schmidt: Nun ist Klaus Bölling im Alter von 86 Jahren gestorben.

Deutsche Geschichtsbücher machen es sich mit Klaus Bölling einfach: Dort findet er sich als als Regierungssprecher, ein Amt, das er von 1974 bis 1982 bekleidete – also während der sozialliberalen Koalition unter Helmut Schmidt. Schmidt hatte gerufen, Bölling, selbst SPD-Mitglied, war dem Ruf gefolgt. Seine Zeit als Regierungssprecher gilt als die „Glanzzeit seines Lebens“ – das schrieb Hermann Rudolph, ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber des Tagesspiegels in einer Würdigung zum 80. Geburtstag.

Doch ganz so einfach ist es nicht: Der Mensch Klaus Bölling lässt sich keinesfalls auf dieses Amt festlegen – oder gar reduzieren. Bölling war zeitlebens Publizist mit Leib und Seele.

Klaus Bölling stammte aus einem preußischen Elternhaus; der Vater konservativ, die Mutter Jüdin, die die Deportation nach Auschwitz überlebte. Nach dem Zusammenbruch Nazideutschlands und kurzem Liebäugeln mit dem Kommunismus – „einem Gott, der keiner war“ – entschied sich Bölling für eine Laufbahn als Journalist. 1947, mit gerade einmal 19 Jahren, wurde er der erste Volontär beim Tagesspiegel, für den er bis 1953 als Redakteur arbeitete.

Aufstieg in der Medienwelt

Es folgte ein stürmischer Aufstieg in der Medienwelt der Nachkriegszeit. Bölling arbeitete unter Egon Bahr als Kommentator für den Sender Rias Berlin, war zeitweise kommissarischer Chefredakteur beim Sender Freies Berlin, Korrespondent der ARD in Belgrad sowie – fast nebenbei – Mitarbeiter der „Süddeutschen Zeitung“. Zwei Jahre hielt es ihn beim WDR in Köln, bevor er 1962 zum NDR nach Hamburg wechselte. Dort entwickelte er zusammen mit Gerd Ruge die ARD-Sendung „Weltspiegel“. Es folgten weitere Stationen: als Chefkorrespondent des Deutschen Fernsehens in den USA bezog Bölling kritisch Stellung gegen den Vietnamkrieg. Anschließend wechselte er als Intendant zu Radio Bremen: Klaus Bölling, der Unermüdliche.

1974 schließlich berief in Helmut Schmidt ins Amt des Regierungssprechers und in das des Leiters des Bundespresseamts; er schätzte den „kritischen Kopf“ des Journalisten, der stets offen für den Zeitgeist blieb. Schmidt sah in Bölling die ideale Besetzung, um zwischen Politik und Öffentlichkeit zu vermitteln. Er sollte Recht behalten. Ein ganz besonderes Ereignis in dieser Zeit war die Entführung der Lufthansamaschine „Landshut“ nach Mogadischu zur Freipressung von RAF-Terroristen im sogenannten Deutschen Herbst. Bölling hielt den Kontakt zu den Flugzeugentführern; stand wochenlang im Brennpunkt der Öffentlichkeit. Seine Besonnenheit, mit der er auch diese Situation meisterte, brachte ihm den Ruf als „bester Regierungssprecher aller Zeiten“ ein. Die Berufung zum Ständigen Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der DDR 1981 blieb dagegen eine Episode. Zu sehr wurde er als „guter Verkäufer“ der Regierungspolitik gebraucht. Ein Jahr später kehrte er ins Amt des Regierungssprechers zurück, doch diese zweite Amtszeit war kurz: wenige Monate später zerbrach die sozialliberale Koalition.

Aus dem Leben des Kanzlers

Danach war Bölling vor allem als Publizist tätig. Einigen Wirbel verursachten seine im „Spiegel“ veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen unter dem Titel „Die letzten 30 Tage des Kanzlers Helmut Schmidt“, die teils als polemisch bezeichnet wurden. Doch das war Bölling: Eine starke Stimme der Bundesrepublik; ein Journalist, der zu sich und seinen Ansichten stand. Bis ins hohe Alter nahm er Stellung zu aktuellen politischen Themen.

Jetzt ist Klaus Bölling im Alter von 86 Jahren gestorben. Außenminister Frank-Walter Steinmeier würdigte ihn als „klugen Ratgeber, für dessen unaufdringlichen, aber immer weisen Rat“ er „sehr dankbar“ sei.

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