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Diskussion zu Pro Quote mit Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD), Annette Kümmel, Vice-Präsident ProSieben Sat1, Birgit Wentzien, Chefredakteurin des Deutschlandfunks, Sabine Stamer, Vorstand von Pro Quote, Sylvie Deleglise, Personalchefin des RBB.

© dpa

ProQuote-Ranking: Deutsche Welle und RBB fördern Frauen am besten

Der Verein ProQuote Medien hat den Anteil von Frauen in den Führungspositionen des Rundfunks analysiert. Es geht ihm um "die tatsächlichen Machtverhältnisse".

Gute Nachrichten gehen nach Bonn und Berlin: Die Deutsche Welle und der RBB haben im ProQuote-Ranking zu Frauen in deutschen Rundfunk-Chefetagen am besten abgeschnitten: 51,9 (DW) und 51,0 Prozent (RBB) beträgt der gewichtete Frauenmachtanteil in den programmverantwortlichen Positionen der beiden Sender. Der Verein ProQuote Medien stellte die Studie am Donnerstag in Berlin vor.

Sein gutes Abschneiden hat der RBB laut der Personalverantwortlichen Sylvie Deléglise dem Einsatz der früheren Intendantin Dagmar Reim und der Frauenvertreterin Lydia Lange zu verdanken. Zudem sei es selbstverständlich, dass Führungspositionen beim RBB in Teilzeit ausgeschrieben werden, so Deléglise.

„Ich bin positiv überrascht von dem Ergebnis“, sagte Sabine Stamer, Vorstandsmitglied von ProQuote. 2012 startete der Verein mit der Forderung von mindestens 30 Prozent Frauenanteil in journalistischen Führungspositionen. Inzwischen fordern die Initiatoren 50 Prozent. Der neuen Studie zufolge liegt der Frauenmachtanteil bei den öffentlich-rechtlichen Sendern (ohne Arte) bei durchschnittlich 37,7 Prozent.

NDR und WDR haben mit 40,1 Prozent und 44,6 Prozent im Ranking die 40-Prozent-Marke geknackt, dahinter liegt das ZDF mit 39,4 Prozent. Schlusslichter sind der Saarländische Rundfunk (25,6 Prozent) und das Deutschlandradio (24,3 Prozent).

Frauenmachtanteil soll "tatsächliche Machtverhältnisse" abbilden

Für die Erhebung hat der Verein, gefördert vom Bundesfamilienministerium, die Geschlechterverteilung der obersten vier Hierarchieebenen der Sender anhand von Organigrammen und Anfragen in den Häusern ausgezählt und gewichtet. Daraus ergibt sich der sogenannte Frauenmachtanteil, der laut ProQuote „die tatsächlichen Machtverhältnisse“ besser abbilden soll, weil etwa die Intendanz mehr Einfluss als etwa eine Redaktionsleitung habe.

Nicht erhoben wurden demnach die Frauenmachtanteile der Privatsender, weil sie keine Organigramme übermittelt hätten, anhand derer man vergleichbare Aussagen treffen könne. „Wir sind ein privates Unternehmen und sehr dynamisch, ein Organigramm würde da nicht helfen“, sagte Annette Kümmel, Senior Vice President der ProSiebenSat.1 Media SE.

Festzuhalten sei, so ProQuote, „dass das Top-Management der RTL-Gruppe aus einer Frau und elf Männern besteht und ProSiebenSat.1 in den obersten drei Führungsebenen einen Frauenanteil von 19,8 Prozent erreicht.“ Mit dem Weggang von Anke Schäferkordt zum 31. Dezember als CEO der Mediengruppe RTL Deutschland könnten sich die Zahlen noch ändern.

Weitere Ergebnisse der Studie: Knapp die Hälfte der Belegschaften der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender ist weiblich, beim Nachwuchs sind Frauen bei fast allen Sendern deutlich in der Mehrheit. In der Auslandsberichterstattung liegt der Frauenanteil bei knapp einem Drittel. Und in den „Tagesthemen“ wurden 2017 knapp 38 Prozent der Kommentare von Frauen verfasst.

Thomas fördert eher Thomas

Kritisch äußerte sich ZDF-Chefredakteur Peter Frey zum Begriff Frauenmachtanteil, da dieser etwa leitende Verwaltungspositionen nicht miteinbeziehe. ProQuote ermittelt die gewichteten Anteile anhand journalistisch-programmlicher Positionen, dazu gehören etwa Intendanz, Programmdirektionen oder Regionalstudioleitungen.

Darüber hinaus sagte Frey, bei den vielen Auslands- und Inlandsstudios des ZDF hätten leitende Positionen „immer auch etwas mit Mobilität und Flexibilität zu tun“. Aus seiner Erfahrung würden Frauen häufiger als Männer solche Angebote ablehnen, was auch daran liege, dass begleitende Partner seltener zu Zugeständnissen bereit seien als begleitende Partnerinnen.

Gleichzeitig lobten die Diskutanten die Möglichkeit der Mobilarbeit als Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) sagte: „Wir müssen aber aufpassen, dass die Digitalisierung nicht zur elektronischen Fußfessel wird.“ Zudem betonte Giffey, die gesetzliche Frauenquote für Aufsichtsräte sei „auf jeden Fall ein Erfolg“ gewesen, und sprach sich für weitere Quotenregelungen aus. Wenn die Chefetagen überwiegend aus Menschen namens Thomas bestünden, dann würde Thomas auch nur Thomas fördern, so Giffey.

Der nächste Teil der umfangreichen Studie befasst sich mit deutschen Print- und Onlinemedien und soll im Jahr 2019 erscheinen.

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