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Erich Vad war Sekretär des Bundessicherheitsrates und militärpolitischen Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel. In „Celebrity Hunted“ ist er Chef des Hauptquartiers und leitet Leiter der Ermittlungsgruppe.

© Amazon Prime Video

Promi-Jäger Erich Vad im Interview: „Wer besser ist gewinnt! Egal ob Promi oder Ermittler“

Erich Vad war Sicherheitsberater von Angela Merkel. In „Celebrity Hunted“ jagt er zehn Promis. Für den Ex-General ist das mehr als ein TV-Unterhaltungsformat.

Herr Vad, wie hoch ist der Realitätsfaktor bei „Celebrity Hunted“, der Reality-TV-Show von Amazon Prime Video, die am Freitag mit zwei weiteren Folgen in die zweite Woche geht?
Wir konnten das in unserem Hauptquartier in Frankfurt am Main schon sehr realistisch angehen. Als die Prominenten in Hamburg starteten, erhielten wir zeitgleich deren Namen, haben sofort die Fahndung eingeleitet, mit den Ermittlungen begonnen und Profile erstellt.

 Welchen Vorlauf hatten Sie und Ihr Team?
Einen Vorlauf gab es nicht. Wir waren einen Tag vor dem Start im Hauptquartier und konnten uns die Technik anschauen und unsere Infrastruktur aufbauen. Am Tag X wurden wir in die Ausgangslage geworfen – wie jede andere Spezialeinheit auch. Es ist erstaunlich, was man aus offenen Quellen im Internet in kürzester Zeit alles zusammenkriegt.

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Welche Grenzen gab es?
Die Suche lief ab wie eine echte polizeiliche Ermittlung, die unter realen Bedingungen so durchgeführt würde. Inklusive Simulation von Genehmigungsvorbehalte durch Staatsanwaltschaft und Richter. Anders gesagt: Vor bestimmten Aktionen wie einer Handy-Überwachung oder Ortung mussten wir, wie in der Realität, die gesetzlich vorgeschriebenen Genehmigungen einholen. Das wurde von einem Leitungsstab innerhalb des Spiels gesteuert.

Obwohl es sich um ein TV-Format für einen privaten Streamingdienst handelt, waren also die offiziellen Ermittlungsbehörden eingeschaltet. Als Zuschauer kann man schon Bedenken bekommen, dass jedermann auf diese Informationen zugreifen kann.
Nein, es handelt sich hier um ein Spiel ohne Mitwirken von offiziellen Ermittlungsbehörden. Wir haben reale Bedingungen simuliert. Alles mit Zustimmung der Teilnehmenden. Im Leitungsstab der Produktionsfirma war ein Jurist dafür verantwortlich, dass wir tatsächlich nur die jeweils rechtlich zulässigen Mittel nutzen konnten, die auch jede Strafverfolgungsbehörde gehabt hätte. Der Jurist war spezialisiert auf Polizei- und Sicherheitsrecht und ist unter anderem Sachverständiger in Gesetzgebungsverfahren von Bundesländern.

„Wie eine Deutschland-weite polizeiliche Fahndung“

Der Status der Flüchtenden wurde dabei als sehr gefährlich eingestuft. Was bedeutete das konkret?
Vergleichbar wäre das TV-Game mit einer Deutschland-weiten polizeilichen Fahndung. Aber auch dafür brauchte es bei starken Grundrechtseingriffen „richterliche“ und „staatsanwaltliche“ Genehmigungen. Und die kamen mal schneller, mal langsamer oder gar nicht – wie in der Realität und im echten Leben auch.

Es gibt erstaunlich viel Videomaterial von den Celebrities auf ihrer Flucht.
Die Promis wurden von Kamerateams begleitet, allerdings nur für den Zuschauer zu Hause. Auf das Material hatten wir aber keinerlei Zugriff. Wir haben nur die Bilder bekommen, die auch bei echten Ermittlungen gefunden worden wären, z. B. von Orten, an denen eine Überwachungskamera installiert war.

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Was haben Staat und Gesellschaft davon, bei einem solchen Format mitzumachen?
Weder der Staat noch die Gesellschaft haben bei dieser Reality-Adventure-Serie mitgewirkt. „Celebrity Hunted“ ist ein spannendes Fernsehspiel, aber mit einem ernsten Hintergrund. Hacker können zum Beispiel bis heute Handys hacken und mithören. Denken Sie an die Wikileaks-Affäre. Ich habe das selbst im Kanzleramt erlebt, als man Angela Merkels Handy abgehört hat …

… was man unter Freunden nicht macht …
… was aber trotzdem passiert. Durch das Spiel ist mir noch mal klar geworden, wie transparent heute jeder ist. Wer heute untertauchen will, darf keine digitalen Spuren hinterlassen. Und wenn man das nicht mehr darf, ist ein normales Leben fast gar nicht mehr möglich. Anders gesagt: Als Teil der digitalen Gesellschaft ist man hochgradig verwundbar. In autoritären Staaten wird das auch ausgenutzt. Aber auch hierzulande sollten wir sensibel sein, weil wir so wahnsinnig viele Spuren im Netz und den Sozialen Medien hinterlassen, über unsere Freunde, Anschriften, Telefonnummern. 

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Sie bekamen die Videos nur, wenn es vor Ort auch wirklich öffentliche Kameras gab.
Richtig. So wurden wir gefüttert und mussten darauf reagieren und unsere Hunter entsprechend einsetzen. Das war schon eine knifflige Sache und für mich ein echtes Strategiespiel. Jeder der Promis hatte eine andere Strategie und ganz eigene, auf ihn zugeschnittene Verhaltensmuster.

Welche Unterschiede gab es da?
Bei Wladimir Klitschko dachte ich mir, das ist ein Boxer und der könnte eine ähnliche Strategie fahren, wie ich es tun würde. Ich betreibe selbst Kampfsport, glaubte von daher eine ähnliche Mentalität zu haben. Aber das stimmte nicht. Irgendwann merkte ich, da steckt eine andere, komplexere Strategie dahinter. Tatsächlich hatte Wladimir Klitschko gewiefte Fluchthelfer, die an der Planung und Organisation beteiligt waren. Das war faszinierend clever ausgetüftelt. Bei Stefanie Giesinger war das ebenso. Aber ich will da jetzt nicht allzu viel verraten.

Der Wille der beiden, aus der Challenger als Sieger hervorzugehen, ist sichtbar ausgeprägt.
Die haben das strategisch super gemacht. Aber das gilt auch für die anderen. Es war mit allen Promis ein spannendes Spiel auf Augenhöhe.

Die Ermittlungsgruppe von „Celebrity Hunted“ und ihr Chef Erich Vad (Mitte), ehemals militärischer Sicherheitsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Die Ermittlungsgruppe von „Celebrity Hunted“ und ihr Chef Erich Vad (Mitte), ehemals militärischer Sicherheitsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

© Amazon Prime Video

Herr Vad, was hat Sie als Ex-General und ehemaliger langjähriger militärpolitischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel an diesem Fernsehformat gereizt?
Zunächst hatte ich Bedenken, bei einem Unterhaltungsformat mitzumachen. Aber da das Ganze ein Strategiespiel unter realistischen Rahmenbedingungen ist und mein berufliches Kernthema viel mit Sicherheit und Strategie zu tun hat, hat mich das Angebot neugierig gemacht. Außerdem hat mich das Engagement der vielen jungen Leute bei der Produktionsfirma mitgerissen. Sie waren in ihrer Mentalität so ganz anders als die Politiker, Beamten und Diplomaten meines früheren Berufslebens. Dann die tolle Zusammensetzung meines Ermittlungsteams. Mit Polizisten aus Spezialeinheiten wie dem SEK, einer Profilerin, einer Expertin für Gesichtserkennung sowie Cyber-und Software Analysten. Auch eine zupackende Kollegin einer weltweit tätigen Sicherheitsfirma hat mich schwer beeindruckt. Dann ein weiterer Mitarbeiter, der selbst eine Sicherheitsfirma leitet und früher beim Militär war. Da war für mich sehr schnell klar: ich fühl mich wohl dabei. Ich mach‘ da mit.

Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Die Wochen beim Dreh waren sicherlich kein Urlaub, sondern richtig fordernd. Aber es hat mir auch sehr viel Freude gemacht. Ein wenig war es wie ein Flashback in Zeiten, als ich selbst Hauptquartiere geführt habe. Nach den langen Jahren als Berater in der Politik und heute als Unternehmensberater, in der es auf andere Dinge ankommt, konnte ich mein operatives Denken wieder reaktivieren. Mir wurde auch klar: das verlernt man nicht. Zudem war mein Hauptquartier eine Mannschaft aus einem Guss und wir haben uns echt gut geschlagen.

Menschenjagd? Es ist wie Räuber und Gendarm

Die Erfolge von Ermittlern und Jägern sind also nicht gescriptet?
Die Ergebnisse basierten auf der Ermittlungsarbeit unter realen Bedingungen, kontrolliert durch eine Spielleitung. Das Motto was: „Wer besser ist gewinnt!“ – egal ob Prominente oder Ermittler. 

In anderen Ländern gibt es das Format schon länger – und auch die Kritik, dass es sich im Grunde um Menschenjagden handelt. Teilen Sie diese Bedenken?
Celebrity Hunted ist ein Spiel, bei dem jeder Beteiligte die Regeln kennt und weiß, worauf er sich einlässt. Es ist wie eine Schnitzeljagd oder wie Räuber und Gendarm. Dabei stand der spielerische Charakter klar im Vordergrund. 

Wären Sie bei einer zweiten Staffel gerne wieder dabei?
Ich schließe das nicht aus, will das aber erstmal alles auf mich wirken lassen. Bislang kenne ich nur die ersten beiden Folgen. Und die haben mir als spannende Unterhaltung gut gefallen.

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