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Nur aus der Konserve: Wegen der Proteste von Freien Mitarbeitern konnte "zibb"-Moderator Uwe Madel am Montag keine aktuellen Beiträge ankündigen.

© sag

Programm aus der Konserve: RBB rechnet mit weiteren Einschränkungen bei „zibb“

Mit einer groß angelegten Aktion protestieren Freie Mitarbeiter des RBB gegen Sparmaßnahmen. Ein Anlass ist der Wegfall der Vorabendsendung „zibb“.

„Dem rbb stehen heute viele seiner freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zur Verfügung. Diese Ausgabe von ,zibb‘ ist daher keine Live-Sendung“. Mit diesem Texthinweis startete am Montagabend im RBB-Fernsehen kurz nach 18 Uhr die von Uwe Madel moderierte Regionalsendung „zibb – zuhause in Berlin und Brandenburg“.

Statt aktueller Berichte musste „zibb“ aus der Konserve gesendet werden. Auch für den Dienstag und Mittwoch stellte sich der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) auf Einschränkungen bei diesem Format ein, aber auch in anderen Radio- und TV-Sendungen. Dies könne dazu führen, dass mal etwas länger Musik gesendet wird und mal nicht der gewohnte Moderator auf dem Bildschirm erscheint.

Die Proteste gehen weit über die „zibb“-Mitarbeiter hinaus, sie werden auch von Mitarbeitern von „Abendschau“, „Brandenburg aktuell“, Inforadio, rbbKultur oder den RBB-Regionalstudios in Cottbus und Frankfurt (Oder) unterstützt.

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg beschäftigt zusätzlich zu den rund 2000 Festangestellten weitere 1500 Mitarbeiter mit „arbeitnehmerähnlichen“ Beschäftigungsverhältnissen. Viele der Freien Mitarbeiter im RBB sind durch einen Bestandschutz abgesichert, erhalten bezahlten Urlaub, Zuschuss im Krankheitsfall und Familiensonderzahlungen für Kinder. Zudem werden sie vorab informiert (bis zu drei Jahren), wenn ihnen Kündigungen drohen. So wie jetzt bei den Freien von „zibb“. Das Format soll im Zuge der Neustrukturierung des RBB-Vorabends im kommenden Jahr entfallen.

"An einer Eskalation nicht gelegen"

Betroffen sind davon 75 Freie Mitarbeiter. Von diesen Freien, die ihr Geld im Wesentlichen beim RBB verdienen, seien es inzwischen weniger als zehn, für die noch keine Perspektive gefunden wurde, hatte RBB-Intendantin Patricia Schlesinger auf der Jahres-Pressekonferenz gesagt.

„Wir sprechen mit allen Betroffenen und die Gespräche sind im Gang“, heißt es nun aus dem Sender. Zu konkreten Zahlen wird indes nichts gesagt. Aus dem RBB war zu hören, dass für einen großen Teil der "zibb"-Freien Lösungen gefunden wurden oder vorstellbar sind.

„Uns ist an einer Eskalation nicht gelegen. Wir bekommen die anstehenden Themen nur gemeinsam in den Griff“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel und betont: „Trotz der angespannten Situation ist der gegenseitige Umgang in Ordnung.“

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Die Freien wenden ein, dass „zibb“ nicht allein betrachtet werden dürfe. Sie verweisen darauf, dass es vor dieser Ankündigung bereits eine „radikale Etatkürzung bei rbbKultur“ und „die Streichung des Wissenschaftsetats Fernsehen“ gegeben habe.
„Das alles zeigt: Es kann jede und jeden von uns treffen. Jederzeit. Denn wenn der rbb spart – und er wird noch viel sparen in den nächsten Jahren – geht das immer und vor allem zu Lasten von uns Freien“, heißt es in einem Aufruf zur Aktion „,Frei im Mai‘? Wir sind dabei“.

",Frei im Mai'? Wir sind dabei"

Die Aktion wird von der Freienvertretung im RBB und von über 450 Personen unterstützt. Die RBB-Freien hatten die Aktion am Tag der Arbeit mit Protesten vor der RBB-Sendezentrale am Theodor-Heuss-Platz gestartet, sie soll bis Mittwoch weiterlaufen.
Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern laufen seit längerem mehr oder minder große Sparprogramme, weil die Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag die Mehrausgaben unter anderem wegen steigender Gehälter und Kosten sowie durch die Ausweitung der Ausspielwege – Stichwort Internet – nicht gedeckt werden. Der RBB hat für 2021 ein Sparvolumen von 30 Millionen Euro angekündigt. Sollte die Gebührenerhöhung um 86 Cent, die Ende 2020 durch Sachsen-Anhalt blockiert wurde, nicht kommen, kämen weitere Einsparungen in Höhe von 15 Millionen hinzu.  

Zu den Forderungen der Unterzeichner gehört ein Bestandschutz für alle Freien, die Rücknahme der Kündigungs-Ankündigung bei „zibb“ und „gleiches Geld für gleiche Arbeit – egal ob fest oder frei“. Der RBB verweist darauf, dass solche Forderungen unter anderem in Tarifverträgen verhandelt werden müssten. „Die inhaltlichen Fragen haben alle einen Ort, an dem sie besprochen werden können – etwa mit der Freienvertretung oder den Gewerkschaften. Da gehören sie auch hin.“

Einen ersten Austausch, solche Gespräche zu führen, hat es nach der Freien-Aktion wohl schon gegeben. Besonders wichtig ist den Freien dabei der Bestandsschutz und die damit verbundene Weiterqualifizierung. "Es kann keinen Zweifel geben, dass der Medienwandel und der Umbau aller Bereiche in geballter Form weitergeht", sagte Christoph Reinhardt als Vorsitzender der RBB-Freienvertretung dem Tagesspiegel.

Dabei zeigt der Sender durchaus Verständnis für die Situation der Mitarbeiter: „Der rbb sieht die Verunsicherung, die die aktuellen Veränderungen bei vielen Mitarbeitenden auslösen und er versteht die besondere Situation, in der die freien Kolleginnen und Kollegen dabei sind. Wir sind aber auch überzeugt, dass wir unserer Rolle als verantwortungsvoller Auftraggeber bisher gerecht geworden sind und auch weiter gerecht werden.“

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