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Medien: Ohne Bewährung

Der Frauenknast. RTL.

Der Frauenknast. RTL. Gedämpft ist sie, die Stimmung hinter diesen Mauern. Verdammt bedrückend. Aber eigentlich ist das klar: Hinter diesen Mauern von Berlin-Lichternberg ist ein Frauengefängnis. Jede, die hier einsitzt, hat eine Straftat begangen. Außer, sie ist vom Richter unschuldig für schuldig erklärt worden und wird nach vier Wochen entlassen und "vergütet", sie bekommt ein paar Mark für die geraubte Lebenszeit. Auch das kommt vor in Berlin-Lichtenberg.

"Liebe im Knast" und "Einmal Knast, immer Knast?" hießen die beiden Teile der Dokumentation "Der Frauenknast", die von Jutta Pinzler und Iris Bettray gedreht wurde. Danach ist der Zuschauer in etwa so schlau wie vorher, außer vielleicht, dass er einige wenige Einzelschicksale, fragmentarisch angerissen, kennenlernen konnte. Deskriptiv, nicht analytisch oder hinterfragend näherten sich die beiden Autorinnen ihrem Sujet. Sie filmten ab, filmten die Realitäten hinter den Mauern, die den Frauen die Freiheit nehmen. Einige haben Glück, sitzen nur wenige Monate ein, bis sie wieder auf freien Fuss gelangen. Tina zum Beispiel, sie kann nach dreizehn Monaten gehen, freut sich auf den Schritt zurück in die Freiheit, darauf, dass sie abgeholt wird. Doch es wartet niemand auf sie. Drinnen war sie allein. Draußen ist sie es vielleicht erst recht?

In Berlin-Lichtenberg, wo jährlich etwa 700 Frauen inhaftiert werden, sitzen vor allem Drogenabhängige. Sie haben mit Drogen Geschäfte gemacht, sind selbst süchtig. "Lichtenberg ist ein Drogenknast", heißt es einmal. Doch auch Raubüberfall, Mord und Totschlag stehen im Register der Insassinnen. Brit etwa hat ihren zweijährigen Sohn umgebracht, fünfzehn Jahre hat sie bekommen, sieben sind es noch, die sie absitzen muss. Sie weiß bis heute nicht, warum sie diese Tat begangen hat, es ist ihr ein Rätsel. Aber seit zwei Jahren kann sie immerhin darüber reden, vorher ging nichts. Inzwischen hat sie geheiratet. Ihr Mann Jens darf sie besuchen, vier Stunden im Monat, unter Beobachtung natürlich. Ein bisschen Reden, ein bisschen Nähe, mehr ist nicht drin.

Doch die meisten sind allein, ungebunden, da kommen schon mal Gefühle zwischen den Frauen auf, aus Sehnsucht nach Liebe, Wärme, Zärtlichkeit. Die Off-Stimme von Dietmar Mues kommentierte das in Schlagworten ("Liebe als Flucht vor Einsamkeit!"), dramatische Musik haben die Autorinnen druntergelegt, und die Kamera von Olaf Warneke versuchte durch unruhige Bilder und rasche Schwenks, die ambivalente Stimmung dieser teils doch recht plakativ geratenen Dokumentation zu verstä rken. Bleibt also der subjektive filmische Blick zweier Autorinnen auf jene Frauen-Schicksale hinter Berliner Gittern - für RTL ist das ja vielleicht schon was.

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