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Öffentlich-rechtliche Programm-Lawinen: Wintersport ist Fernsehmord

Joachim Huber freut sich, dass dieser Wintersport-Terror bei ARD und ZDF endlich vorbei ist. Ein Kommentar.

Ich möchte jetzt gerne eine Goldmedaille umgehängt bekommen. ARD und ZDF sollen das bitte übernehmen, denn sie sind es, die mich zu dieser Glanzleistung herausgefordert haben.

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Seit November 2021, in diesen Zeiten eine Ewigkeit, habe ich es still und tapfer ertragen, dass an jedem Wochenende entweder das Erste oder das Zweite von morgens bis abends Wintersport übertragen haben. Sechs Stunden waren da kein Fernsehtag und während Olympia wurden auch noch die Nachtstunden weiß.

Ich weiß, es gibt Fans dieses TV-Marathons, insbesondere das Laufen und Schießen, sprich Biathlon, und das Fliegen vom Berg ziehen eine eingeschworene Community vor den Fernseher. Sie wird derart von den öffentlich-rechtlichen Schneemännern gepampert, dass sie ihr Einschaltverhalten sehr wahrscheinlich für ein Menschenrecht hält.

Beim Biathlon kann die ARD den Biathleten gar nicht nah genug kommen. Nicht anders beim ZDF
Beim Biathlon kann die ARD den Biathleten gar nicht nah genug kommen. Nicht anders beim ZDF

© imago sportfotodienst

Megatonnen von Kunstschnee

Ist es nicht, es ist nur eine Sehgewohnheit. Megatonnen von Kunstschnee, zurecht geschmirgelte Pisten und Berge – braucht es mehr Daten und Fakten, um die horrible Ökobilanz dieses Ski-und-Rodel-Gut-Wahnsinns zu erfassen?

Aber die Reporterinnen und Reporter, die Expertinnen und Experten vor laufender Kamera stört das nicht. Emotionen pur, so lautete das Feelgood-Programm und wenn zum hundertsten Mal der sagenhafte „Gänsehautmoment“ gefeiert wurde, dann ist des Jubelns kein Ende mehr.

Die Massivität des Angebots erlaubt schon die Frage, ob sich die öffentlich-rechtlichen Sender für ein weiteres Programmformat in der gleichen Weise engagieren wie für Bob, Rodeln und all die Sportarten, die nur sehr wenige betreiben. Wintersport ist Fernsehsport, Fernsehsport ist Wintersport, egal, ob es stürmt oder schneit oder schmilzt. Das Fernsehvergnügen kennt keine Witterung, es herrscht permanent Après-Ski.

Kein Trost möglich

Für alle, die diesem Fernsehterror mit Verzweiflung begegnen, kann kein Trost geboten werden. ARD und ZDF haben sich immunisiert, wer gegen diese Programmlawinen protestiert, wird verlacht. Trost ist das nicht, nur der Klimawandel kann es richten. Wenn überhaupt.

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