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Natürlich gibt es sie, die Apothekerin. So wie es natürlich Ärztinnen gibt.

© dpa

Ob Gap oder Stern, Hauptsache Gerechtigkeit: Wer gendert, lebt länger

Joachim Huber rät: Fragen Sie Ihre Ärzt*innen oder Ihre Apotheker*innen.

Das ist die vielleicht größte Härte in Deutschland erfolgreichstem Fernsehprogramm, dem Zweiten Deutschen Fernsehen. Nicht „heute“ um 19 Uhr ist es, sondern die Werbung, die die Nachrichten umspült. In der Hauptsache werden da Mittelchen und Wässerchen angepriesen, die die maladen Seniorinnen und Senioren in Deutschlands Fernsehsesseln wieder mobil machen sollen. Zum Erstaunen darüber, was den Mitmenschen so alles plagen kann, mischt sich die Bewunderung über die Graphiken, die die akute und heilsame Wirkung illustrieren.

Aber keine Rose ohne Dornen. Bei jeder Werbung wird dieser Satz im Rekordtempo mitgerattert: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Übelkrähen hören dabei: „Zu den riesigen Nebenwirkungen fressen Sie die Packungsbeilage und erschlagen Sie den irren Arzt ihres Apothekers.“

Das ist natürlich zynisch und darf uns Pillenschluckerinnen und Pillenschlucker nicht weiter beschäftigen. Weil diese Verhöhnung in die absolut falsche Richtung führt. Die große Mehrheit und all jene, die ohne die Heilmittel aus der ZDF-Werbung auskommen, werden das Problem längst erkannt haben: Der Arzt, der Apotheker, hier regiert das generische Maskulinum in seiner traditionellsten Weise.

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Wo bleibt die Ärztin, wo die Apothekerin, wo bleiben die ÄrztInnen, die Apotheker*innen, die Ärzt:innen, die Apotheker_innen? Das Genderglossar ist reichhaltig, schöner gendern ist genderleicht. Okay, ist nicht alles einfach auszusprechen, aber der Knacklaut bei Apotheker*innen müsste drin sein. Bitte sprechen Sie mir laut und deutlich nach: Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärzt*innen oder Apotheker*innen. So viel Zeit muss sein. Wer gendert, nutzt eine Sprache, die voran geht, damit die Wirklichkeit folgt

Fragen Sie Ihre Redakteur*innen

Und wo wir schon mal die Revolution im ZDF-Werbefernsehen ausrufen. Die Mainzelmännchen, das sind Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen, sechs Kerle also, nicht divers, homosexuell, fern von LGBT. Die Mainzelfrauchen gab es nur in der TV-Serie „Die Mainzels“, was nicht eben Fernsehen von Weltklasse war. Außerdem: Mainzelfrauchen, wie männlich herablassend klingt das schon wieder. Das ZDF, gerne auch als Zentrum der Freude apostrophiert, hat eine Menge Arbeit vor sich.

Und für Ihr Fernsehverhalten, liebe Leser*innen, muss gelten: Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie Ihre Programmbeilage und fragen Sie Ihre Redakteur*innen oder Ihre Fernsehkritiker*innen. Aber verschlucken Sie sich nicht.

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