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Karriere als Fotomodell: Papst Franziskus.

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Neue Panini-Zeitschrift: Der Papst als Posterboy

Wie schläft der Papst? Welche Hutgröße hat er? Wer ist sein Schneider? Das neue Panini-Magazin "Mein Papst" will Frauen ab 40 darüber aufklären - und ködert sie sogar mit Postern.

Jorge Mario Bergoglio macht morgens sein Bett selbst, trinkt nachmittags Automatenkaffee und trägt Hutgröße sieben. Ach, fast vergessen: Seine orthopädischen Schnürschuhe bestellt er seit über 40 Jahren beim selben Schuster. Uninteressant? Nicht für den Panini-Verlag. Dort kalkuliert man mit 250 000 Lesern, die sich für die Bett-, Kaffee- und Bekleidungsrituale des Papstes interessieren sollen. Und das ab jetzt einmal monatlich. So oft erscheint „Mein Papst“.
Rund ein Jahr nach der Premiere des italienischen Pendants „Il mio papa“, das südlich der Alpen von Berlusconis Mondadori-Verlag herausgebracht wird, zieht Panini nun nach. Weil Deutschland nicht ganz so katholisch ist wie Italien, setzte man die Erstauflage bei „nur“ einer Viertelmillion Exemplaren an. In Italien startete Mondadori im März 2014 mit drei Millionen, laut diversen italienischen Medienberichten sind es mittlerweile zwischen 100 000 und 500 000 Stück.

Ein andächtig versunkener Leser.
Ein andächtig versunkener Leser.

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Zielgruppe sind Frauen ab 40, denen „die wichtigsten Momente und Botschaften des beliebten katholischen Kirchenoberhauptes“ übermittelt werden sollen. Zwei Hochglanz-Papst-Poster inklusive. Doch 70 Seiten rund um eine einzige Person wollen gefüllt sein, und da werden schon in der ersten Ausgabe Schwächen deutlich. Weil Papst Franziskus ein ganz Bescheidener ist und sich mittags eben nicht den Bauch vollschlägt, muss Vorgänger Josef Ratzinger alias Papst Benedikt herhalten. „Ein einmaliges Erlebnis: Zu Tisch mit dem Heiligen Vater!“ ist ein Interview mit Sterneköchin Lidia Bastianich, die Benedikt seinerzeit Apfelstrudel, Rindsgulasch und Tortellini kredenzte. Papst Benedikt fand das auch alles ganz toll. Futtern wie bei Muttern. Problem: Den aktuellen Papst durfte Küchenfee Bastianich noch nicht beglücken. Für den Fall der Fälle wäre sie aber gerüstet. Dann gäbe es Risotto mit Pilzen und Gemüse der Saison.

"Mein Papst" besucht auch den Vatikan-Schneider. War da nicht schon wer?

Außerdem ist „Mein Papst“ höchst exklusiv in die Schneiderei vorgedrungen, die Franziskus einkleidet. Die Sartoria Gammarelli ist seit Pius dem Elften damit betraut, Päpsten die Soutane auf den Leib zu schneidern. Waren bisher ja auch nur die „SZ“, die „FAZ“, die „Bild“ und der „Focus“ da – vor Jahren. Okay, ein derart außergewöhnliches Familienunternehmen eignet sich immer für einen Text. Aber der muss nicht zwingend in „Mein Papst“ erscheinen.

Ebenso wenig überraschend empfiehlt die Zeitschrift eine Reise nach Rom. Rom geht ja immer, eine „Ewige Stadt“ kommt nie aus der Mode. Bleibt die Frage, ob die kommenden Ausgaben Pilgerreisen rund um den Globus bewerben. Oder die Leser doch in die Heimatstadt des Papstes verfrachten wollen: Buenos Aires soll auch ganz schön sein.

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