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Knackige Rätsel, drollige Figuren: "ilomilo"

© Southend Interactive

Neue Games: Reisen durch Traum und Zeit

Den Januar nutzen die großen Spielepublisher gerne als Verschnaufpause nach dem anstrengenden Weihnachtsgeschäft. Trotzdem müssen Gaming-Fans in dieser Zeit nicht darben: Kleine Entwicklerfirmen bringen spannende Spielideen auf PC und Konsole. Eine Auswahl.

ilomilo

Ein roter und ein blauer Kopffüßler sind die Hauptfiguren in diesem Rätselspiel mit Knuddelfaktor. Die Freunde ilo und milo tun nichts lieber, als sich bei Apfeltee und Ahornblattkeksen zu treffen. Doch jedes Mal aufs Neue wird der Weg von einer unsichtbaren Macht in einen Hindernisparcours verwandelt – der Spieler hat nun die Aufgabe, die Gefährten zusammen zu führen. So wunderlich wie die beiden Hauptdarsteller ist auch die Welt von "ilomilo": Aneinandergereihte Kisten bilden ein freischwebendes Labyrinth, bei dem es kein Oben und kein Unten gibt. Die Kopffüßler können zwar weder springen noch klettern, finden aber unterwegs eine Reihe nützlicher Werkzeuge. Das kann ein Block sein, um eine Lücke zu stopfen, oder ein Button, der eine Brücke aktiviert. An markierten Stellen laufen die Figuren auch über Kistenkanten, die Level-Ansicht dreht sich dann um 90 Grad.

Dass "ilomilo" eine herausfordernde Knobelei ist, merkt man schon nach wenigen Minuten. Viele Hindernisse können ilo und milo nur mit gegenseitiger Unterstützung bewältigen – der Spieler muss also stets mehrere Züge vorausdenken. Die knackigen Rätsel stehen in reizvollem Gegensatz zur verspielten Patchworkgrafik und dem schrägen Blockflöten-Soundtrack. Das "ilomilo"-Universum ist von einer Reihe skurriler Gestalten bevölkert, etwa dem würdevollen Sebastian, der auf einem Flugmops reitet und nützliche Tipps gibt. An jeder Ecke warten kleine Belohnungen, die nach und nach eine Hintergrundgeschichte freischalten. Die schrullige Liebenswürdigkeit des Spiels mag wohlkalkuliert sein, verfehlt ihre Wirkung aber nicht: "ilomilo" macht schlicht und einfach Spaß. Einziger Wermutstropfen ist der Mehrspieler-Modus, der zusätzliche Rätsel und eine Online-Anbindung vermissen lässt.

"ilomilo": Erhältlich auf Xbox Live Arcade. Preis: rund 10 Euro.

Im Duett mit dem Doppelgänger: "Zeit²"
Im Duett mit dem Doppelgänger: "Zeit²"

© Brightside Games

Zeit²

Alles begann mit einem Kurs an der Technischen Universität Berlin: Im Fach "Game Programming" schuf eine Gruppe Studierender den Prototyp des Spiels "Zeit²". Schon bald sorgten die Berliner damit bei internationalen Wettbewerben wie dem Independent Games Festival für Aufsehen. Aus dem Studentenprojekt wurde schließlich mit Fördergeldern das Start-Up-Unternehmen Brightside Games, das "Zeit²" bis zur Marktreife weiterentwickelte.

Der Erfolg des Spiels kommt nicht von ungefähr: "Zeit²" bringt frischen Wind in ein uraltes Genre. In Shoot'em-Ups wie "R-Type" ballert der Spieler gemeinhin auf Schwärme von Kometen oder Alien-Raumschiffen und versucht, eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen. Auch in "Zeit²" steht die Jagd nach dem Highscore im Mittelpunkt. Allerdings spielt - der Name sagt es schon – der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. Der Spieler kann das Geschehen an einem beliebigen Punkt zurückspulen. In der Vergangenheit trifft er auf seinen Doppelgänger: einen "Zeitschatten" seines eigenen Raumschiffs. Sobald die Zeit wieder vorwärts läuft, kämpft der Spieler Seite an Seite mit seinem Zeitschatten gegen die heranfliegenden Gegner. Das eröffnet neue taktische Möglichkeiten: Während der Schatten bereits "programmierte" Manöver ausführt, bekämpft der Spieler den Rest der feindlichen Flotte. Er kann den Schatten aber auch zerschießen, um eine vernichtende Druckwelle auszulösen.

In "Zeit²" geht es letztendlich darum, mit minimalem Aufwand möglichst viele Gegner aufzuhalten. Energieverlust droht gleich mehrfach: Bei Munitionsverschwendung, bei Kollisionen mit feindlichen Raumschiffen und auch dann, wenn diese Raumschiffe den Bildschirmrand erreichen. Nur wer das Duett mit dem eigenen Schatten perfekt choreografiert, hat auf Dauer eine Chance. Mit sechs verschiedenen Spielmodi bietet "Zeit²" einiges an Abwechslung. Wer sich an der einfachen Grafik und dem austauschbaren Elektro-Soundtrack nicht stört, wird an der Highscore-Hatz dauerhaft Spaß haben.

"Zeit²": Erhältlich auf Xbox Live Arcade und der PC-Plattform Steam. Preis: rund 10 Euro.

Figuren aus Ton, Kulissen aus Holz und Pappmaché: "The Dream Machine"
Figuren aus Ton, Kulissen aus Holz und Pappmaché: "The Dream Machine"

© Cockroach Inc.

The Dream Machine

Victor und Alicia erwarten ihr erstes Kind, gerade haben sie eine neue Wohnung bezogen. Alicia wird von einem schrecklichen Traum heimgesucht, in dem auch der Hausmeister auftaucht. Das Paar misst dem aber keine Bedeutung bei, schließlich gibt es im neuen Heim viel zu erledigen. Doch während sich Victor um die Wohnungseinrichtung kümmert, stößt er auf allerhand beunruhigende Zeichen, die sich unheilvoll verdichten.

Ein bisschen erinnert er schon an den Thriller "Rosemaries Baby", der Anfang von "The Dream Machine". Geschickt baut das Point-and-Click-Abenteuer eine unterschwellig bedrohliche Stimmung auf. Entscheidenden Anteil daran hat die kunstvoll gefertigte Spielwelt: Die Figuren sind aus Ton und per Stop-Trick animiert, die Kulissen bestehen aus Pappmaché, Holz und anderen natürlichen Materialien. Das gibt dem Spiel einen Charme, den reine Digitalproduktionen häufig vermissen lassen. Weniger außergewöhnlich sind die Rätsel, die "The Dream Machine" bietet: Gesammelte Gegenstände müssen geschickt kombiniert werden, um beispielsweise ein Türschloss zu knacken. "The Dream Machine" wird komplett im Browser gespielt und erfordert eine dauerhafte Internetverbindung, zwei Kapitel sind bereits erschienen. Welche unangenehmen Überraschungen dabei auf Victor und Alice warten, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Für Spannung und dezenten Grusel ist in jedem Fall gesorgt.

"The Dream Machine": Erhältlich für PC unter thedreammachine.se. Das erste Kapitel ist gratis, das zweite kostet 4,69 Euro. Alle fünf Kapitel zusammen gibt es für 13,75 Euro.

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