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Verstorben: Tilo Prückner.

© dpa

Nachruf auf einen Charakterkopf: Schauspieler Tilo Prückner ist tot

Der ehemalige „Tatort“-Schauspieler Tilo Prückner ist tot. Er sei am Donnerstag überraschend gestorben, teilte die ARD unter Berufung auf die Familie mit.

Begegnungen oder Interviews mit Tilo Prückner waren keine Allerweltsbegegnungen. 2015 sagte er dem Tagesspiegel, angesprochen auf die Frage nach seinem Alter und dem Rentner-Dasein als Schauspieler, es gebe da eine natürliche Auslese. "Viele sterben weg, bei andern hat der Alkohol das Gehirn zerfressen. Und wer übrig bleibt, spielt halt noch – und wird im Zweifel im besser."

Selbstbewusstsein hatte er, keine Frage. Dazu passte auch die Rolle in der ARD-Vorabendserie "Rentnercops", mit der Prückner in den vergangenen Jahren nochmals einem größeren Publikum bekannt wurde. Etwas knorrig, muffig, mit Humor auf der Zunge, ein gesundes Misstrauen gegenüber all jenen, die all zu schnell in die Arme nehmen, ähnlich wie als Vermieter an der Seite von Ulrike Kriener im ZDF-Krimi "Kommissarin Lucas" - wer Tilo Prückner einmal privat begegnet ist, konnte feststellen, dass seine Rollen nicht meilenweit von dem Menschen Tilo Prückner entfernt zu sein schienen.

Volksschauspieler nennt man das wohl oder besser noch: Charakterkopf. Gelernt hat das, wenn man das denn überhaupt lernen kann, der 1940 in Augsburg als Sohn eines Kinderarztes geborene Prückner in den 1960ern an einer Schauspielschule in München. Es folgten Bühnenstationen in St. Gallen, Oberhausen und Zürich, bevor er Anfang der 70er in Berlin an der Schaubühne am Halleschen Ufer und später am Bayrischen Staatsschauspiel den Regisseuren des Neuen Deutschen Films auffiel.

Deutscher Darstellerpreis

Häufig spielte er Kranke oder Behinderte. 1976 erhielt Prückner den Deutschen Darstellerpreis für seine Rolle als Stehgeiger Hännschen Wurlitzer in "Bomber und Paganini".

Unvergessen dann die leicht exzentrischen TV-Rollen in "Adelheid und ihre Mörder" zusammen mit Evelyn Hamann, als Kommissar Holicek an der Seite von Robert Atzorn im NDR-"Tatort", sein "Rudi Weissglut" in den Horst-Krause-Filmen vom RBB und zuletzt eben der "Rentnercop", die Rolle des aus dem Ruhestand zurückgeholten Kommissars Edwin Bremer. Dort sehe er aus "wie Albert Einstein auf der Flucht", hat er, typisch Prückner, dem Tagesspiegel gesagt.

Und spielte im Zweifel eben immer besser. Gerade erst wurden neue Folgen abgedreht. Umso größer das Erstaunen, als am Montagmittag diese Meldung kam: Am Donnerstag ist der Schauspieler im Alter von 79 Jahren überraschend gestorben. Das teilte die ARD unter Berufung auf Angaben seiner Familie mit.

„Tilo Prückner hat in vielen unterschiedlichen Rollen seine Schauspielkunst unter Beweis gestellt", so Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen. "In den letzten Jahren gab er sich gern als muffiger Rentnercop, als etwas sperriger, aber immer hellwacher und eigensinniger Polizeibeamter. Tilo Prückner hat nicht nur diese Serie geprägt und bereichert, mit seiner Unverwechselbarkeit war im besten Sinn des Wortes ein echter Typ.“ 

Das Erste ändert am Mittwoch sein Programm und zeigt um 20 Uhr 15 den Fernsehfilm „Holger sacht nix“. Mittwochs um 18 Uhr 50 sind außerdem zurzeit Folgen der 3. Staffel „Rentnercops“ im Ersten zu sehen.

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