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Levina wollte nicht Letzte werden. Doch auch als Vorletzte war sie alles andere als glücklich.

© dpa/Julian Stratenschulte

Nach dem ESC-Debakel von Kiew: "Wir müssen den Vorentscheid reformieren"

ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber denkt über Konsequenzen aus dem schlechten Abschneiden von Levina beim ESC in der Ukraine nach. Von einem deutschen ESC-Verzicht in Portugal will er jedoch nicht wissen.

Weder der vorletzte Platz für die deutsche ESC-Teilnehmerin Levina noch das Interesse des deutschen Fernsehpublikums können darüber hinwegtäuschen, dass der Eurovision Song Contest in Deutschland ein größeres Problem hat. Das Finale in der Ukraine war zwar mit 7,76 Millionen Zuschauern die meistgesehene TV-Sendung des Abends, doch damit war das Zuschauerinteresse kaum besser als zu seinem Tiefstand 2009, als gerade einmal 7,36 Millionen Deutsche sich für den ESC interessierten.

Die Zuschauer haben offenbar ein untrügliches Gefühl dafür, wie es um die Chancen der deutschen Teilnehmer bestellt ist. Vor sieben Jahren, als Lena mit „Satellite“ für Deutschland zum zweiten Mal überhaupt siegte, hatten fast 15 Millionen TV-Zuschauer die Übertragung aus Oslo eingeschaltet.

Zwischen Lenas Sieg und Levinas Tränen liegen Welten, und wieder einmal stellt sich die Frage: Soll Deutschland weiterhin am ESC teilnehmen, trotz des Abstimmungsverhalten der anderen Teilnehmerländer, das den deutschen Interpreten so wenig Chancen lässt? Thomas Schreiber, der ARD-Unterhaltungskoordinator, will von solchen Überlegungen nichts wissen. Das Ergebnis sei für Levina und unser Team eine herbe Enttäuschung. In Europa habe das Lied die Herzen der Menschen nicht erreicht. Dennoch solle Deutschland weiter am ESC teilnehmen, sagte er und ergänzte „bitte Lena nicht vergessen“.

Die Verträge würden einen Ausstieg sogar zulassen

Die Frage ist zudem: Könnte die ARD einfach entscheiden, weiteren deutschen Kandidaten die Schmach solcher Niederlagen zu ersparen, in dem in Portugal auf eine Teilnahme verzichtet wird? Formal gesehen ja, lautet die Antwort des federführenden Senders NDR. Die Verträge mit der Europäischen Rundfunkunion lassen dies offensichtlich zu. Die Türkei hatte sich zum Beispiel 2013 dazu entschlossen, unter anderem aus Protest, weil Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien automatisch teilnahmeberechtigt sind.

Thomas Schreibers Verweis auf Lena kann aber auch anders verstanden werden. Der Erfolg der Hannoveranerin war auch ein Produkt der Zusammenarbeit von ARD mit  Stefan Raab, der sich jedoch aus dem aktiven Unterhaltungsgeschäft zurückgezogen hat. Beim Vorentscheid muss es eine Reform geben, sagte Thomas Schreiber dem Tagesspiegel.

Genauer will sich die ARD jedoch derzeit nicht äußern, wie eine Wiederholung von Niederlagen wie von Ann Sophie, Jamie-Lee und Levina vermieden werden sollen. „Wir informieren, wenn es ein Ergebnis gibt. Jetzt eine Antwort zu erwarten ist unseriös“, erwiderte der ARD-Unterhaltungschef.

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