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Medien: „Mona Lisa“ wird geliftet

Von Thilo Wydra Nichts ist für die Ewigkeit. Im gedächtnislosen Fernsehen ohnehin nicht.

Von Thilo Wydra

Nichts ist für die Ewigkeit. Im gedächtnislosen Fernsehen ohnehin nicht. Läuft ein Format nicht so recht, bekommt es vielleicht ein, zwei Chancen, sich anders oder neu zu behaupten. Ansonsten wird es schlichtweg abgesetzt. Die privaten Sender sind in dieser Disziplin die wahren Meister. Bei „ML Mona Lisa“, dem mehrfach ausgezeichneten Frauenmagazin des ZDF, kamen die Quoten und Marktanteile der letzten Jahre auch Fieberkurven gleich; nicht umsonst war die Sendung durchaus schon hausintern bedroht. Zuletzt lag der durchschnittliche Wert des Jahres 2001 bei 8,16 Prozent Marktanteil. Man läuft eben parallel zum ARD-Flaggschiff „Lindenstraße“, und „da sind uns vor allem früher immer glatt 700 000 Zuschauer weggebrochen“, sagt Redaktionsleiterin und Co-Moderatorin Conny Hermann.

Doch nun soll alles anders werden, am heutigen Muttertag geht das ZDF mit einer überarbeiteten „Mona Lisa“ um 18 Uhr 15 auf Sendung. Optimistisch wird auf zehn Prozent Marktanteil gehofft. Ob Optimismus oder Euphemismus – „der einschneidende inhaltliche und optische Relaunch“, der neue, von 26 auf 12 Sekunden um zwei Drittel verkürzte Trailer mit neuer flotter Musik und die so genannte „Beziehungskiste“ vor dem Abspann: All das soll nun für bessere Quoten sorgen. Immerhin hat „ML Mona Lisa“, die Sendung von Frauen für Frauen, in der zukünftig der Kabarettist Horst Schroth ein Stelldichein geben wird, einen beachtlich hohen männlichen Zuschaueranteil, nämlich satte 40 Prozent.

Auch die gilt es zu pflegen und zu halten. Keine so genannte Zeitgeist-Veränderung sei der Relaunch der stets lächelnden ZDF-Lisa, schließlich handelt es sich hier um einen Klassiker. Aber auch Klassiker dürften nicht stehen bleiben, sagen die Münchner Frauen, die für „Mona Lisa“ stehen. Und: Die neue Leichtigkeit soll mit der Schwere, die man manchmal habe, abwechseln, man wolle „mehr Erwartbarkeit“, wolle auch das Gefälle zwischen Leichtigkeit und Schwere verringern. „Es ist eine Umgestaltung nach 14 Jahren, wir wollen nun leichter auf die Aktualität reagieren können, wollen dabei auch den Tiefgang behalten und an unsere alte Tradition anknüpfen“, so Conny Hermann (44) weiter. „ML“ biete nun einen Themenmix mit neuen Rubriken und Elementen, der die bisherige Ausrichtung auf ein einziges Thema pro Sendung ablöse.

„Heute gehen 45 Minuten Monothematik einfach nicht mehr“, sagt Marina Ruperti (49), die nun auch neue „Anchorwoman“ wird und drei der vier monatlichen Sendungen moderieren wird. Conny Hermann erscheint nur noch einmal im Monat auf dem Bildschirm und widmet sich noch stärker den redaktionellen Abläufen hinter den Kulissen. Produziert wird nach wie vor in München-Unterföhring.

Marina Ruperti, seriöse Nachrichten-Journalistin und Mutter zweier Kinder, soll dem Zuschauer bei der Konzentration auf ein Gesicht helfen. Das klingt freilich so, als ob es schon zuviel verlangt sei, sich innerhalb eines Formates an den Wechsel nur zweier etablierter Moderatorinnen zu gewöhnen. Ist der ZDF-Zuschauer schon derart alt und vergreist? Wir wollen es einfach nicht so ganz glauben.

Ruperti selbst eigentlich auch nicht. Sie lässt darum bei alledem auch immer durchblicken, dass die Gesamt-Verjüngung des ZDF nicht nur Vorteile mit sich bringen muss. So ist der optische Relaunch von „Mona Lisa“ natürlich dem sukzessive durchgeführten, noch nicht abgeschlossenen Gesamt-Relaunch des Mainzer Senders geschuldet. Gewissermaßen waren die gestandenen Münchner Frauen somit in Zugzwang geraten, „unter Quotendruck natürlich, trotz unserer Singularität und der Spannbreite zwischen unterhaltsamem und kritischem Journalismus“.

Nach über 600 Sendungen seit April 1988 soll mit dem heutigen 12. Mai nun alles anders und besser werden. Zu wünschen ist es dem engagierten Team allemal, denn gäbe es „ML Mona Lisa“ nicht mehr, hätte die deutsche Fernseh-Landschaft ihr einziges veritables Frauenmagazin verloren. Und wer will das schon?

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