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Abschied nehmen am Sonntag, 18 Uhr 50.

© Tsp

MEINE Lindenstraße: Kein Lagerfeuer mehr am Sonntag

Was machen wir „Lindenstraße“-Gucker nach dem Sonntag, 29. März? Trost suchen mit ganz vielen Spiegeleiern.

Am Sonntag läuft die vorletzte Folge der „Lindenstraße (ARD, 18 Uhr 50), deren Countdown wir bis zum 29. März herunter zählen, bisher mit Michael Meisheit , Klaudia Wick , Joachim Kosack, Ahne , Thomas Hermanns, Claudia Roth  Georg Uecker und Joachim Huber.

Die geliebten Rituale, sie verschwinden. Jetzt auch noch die „Lindenstraße“. Seit immer schon schaue ich diese Serie. 35 Jahre lang war vollkommen klar, was am frühen Sonntagabend zu tun ist: einschalten, zurücklehnen, Butterbrote mit Gürkchen essen. Und ausgerechnet jetzt erlischt dieses Lagerfeuer des linearen Fernsehens. Für immer.

Klar, es war häufig genug fürchterlich. Doch es war ebenso oft irre rührend. Bei Beimers im Bad hing der Duschvorhang meiner Eltern. Die kleine Iffi und ich – in unseren Zimmern klebte eine ähnliche Blümchentapete. Diese Fernsehfamilien erlebten stellvertretend alle Höhen und Tiefen, die es gibt, und ließen einen in der Gewissheit ins krümelige Sofa sinken, dass alles schon irgendwie gut wird.

Und wenn es den Langzeitzuschauern so geht, wie müssen sich erst Cast und Produktion fühlen? Welche Schauspielerin gibt schon seit Dekaden dieselbe Figur, so wie zum Beispiel Marie-Luise Marjan aka Mutter Beimer? Einen ihrer besten Momente hatte sie vor Kurzem, als sie nach einem Brandanschlag im Koma lag. Im Traum marschiert sie, nur mit einem Krankenhausnachthemd bekleidet, hinter die Leichtholz-Kulissen und trifft auf ihren Schöpfer, den Produzenten Hans W. Geißendörfer.

Mensch „Lindenstraße“, was noch alles möglich gewesen wäre in diesen letzten Folgen! Ein Virus legt ganz München lahm, alle Bewohner müssen in Quarantäne und singen auf den Balkonen „Bochum“ von Herbert Grönemeyer, nur der Biker und Jack laufen mit ihren Motorradhelmen draußen rum. Aber das ist wohl zu unrealistisch. Helgas Rezept gegen Ärger und Verwirrung war immer: Spiegeleier machen. Vielleicht eine gute Idee, die Leere Sonntags um 18 Uhr 50 zu verbraten. Und Abspann, bitte.

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