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Medienkritik bei den sogenannten Hygiene-Demo in Berlin.

© imago images/Carsten Thesing

MEDIA Lab: Die Propaganda-Matrix

Für Teile der Medien ist die Reichweite alles ist und alles andere nichts. Die Medienforschung und der „Der Imperativ der Aufmerksamkeit“.

Der Medien- und Journalismusforscher Michael Meyen von der Universität München spitzt gerne zu, aber im Kern hat er womöglich Recht: Der auf seine Unabhängigkeit pochende, gründlich recherchierende Journalismus befindet sich im Rückzugsgefecht; die wichtigsten Stellungen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, erobern in der digitalisierten Welt seit Jahren, ja inzwischen seit Jahrzehnten mehr und mehr die PR-Apparate und Propagandaschleudern, und sie beliefern eben auch die Leitmedien im Überfluss mit Nachrichten, Halbwahrheiten und Desinformation.

[Lesetipp: Michael Meyen, Die Propaganda-Matrix. Der Kampf für freie Medien entscheidet über unsere Zukunft, München: Rubikon 2021]

Unter Berufung auf so unterschiedliche Kronzeugen wie die beiden amerikanischen Pioniere der Journalismus- und PR-Forschung, Walter Lippmann und Edward Bernays, aber auch in Anlehnung an den linken US-Medienkritiker Noam Chomsky und die französischen Soziologen Jacques Ellul und Michel Foucault entwickelt Meyen ein Modell öffentlicher Kommunikation aus vier Arenen: Die Diskursordnung, die Medienlogik, die Medialisierung und das journalistische Feld nehmen Einfluss auf all das, was zusammengenommen die „Medienrealität“ ergibt.

Schier übermächtige Gegner der Freiheit

Und diese Medienrealität beeinflusst – das lässt sich nicht zuletzt am Beispiel der Corona-Berichterstattung nachvollziehen – unser aller Alltag und setzt auch unserer Freiheit Grenzen, zumal es in allen vier Arenen Meyen zufolge „schier übermächtige“ Gegner der Freiheit gibt, die die Techniken der Affekt- und Meinungsmanipulation beherrschen. „Der Imperativ der Aufmerksamkeit“, so glaubt und zeigt Meyen, erklärt „vieles von dem, was seit dem Frühjahr 2020 passiert ist“. Es gebe „Fernseh- und Radioprogramme, für die Reichweite alles ist und alles andere nichts.“

Dazu komme die Konkurrenz aus dem Netz. Sie dürfe den Rundfunkstaatsvertrag und die Medienethik ignorieren, nehme den traditionellen Medienhäusern die Werbung weg und treibe „die Redaktionen so oder so vor sich her“. Und „die Menschen auf den Kommandobrücken in Politik und Wirtschaft“ tun „buchstäblich alles, um in der Öffentlichkeit zu glänzen und negative Berichte zu verhindern.“

Stephan Russ-Mohl

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