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Unter Corona-Bedingungen: Die beiden re:publica-Gründer Andreas Gebhard (Mitte) und Johnny Haeusler (r.) eröffnen am Donnerstag die Digitalkonferenz samt Media Convention aus einer Halle in Neukölln. Live am Bildschirm: MABB-Chefin Eva Flecken und Medienboard-Geschäftsführer Helge Jürgens.

© re:publica/Tsp

Media Convention 2021: Mit der Heidekrautbahn in die Zukunft

Die Media Convention diskutiert über Informations-Offensiven und ProSieben, die ARD und das Jahr 2030 sowie den Lokaljournalismus in Brandenburg.

Was hat die Informationsoffensive des Privatfernsehens mit der ARD im Jahr 2030 und der Umstellung der Heidekrautbahn auf Wasserstoffbetrieb gemeinsam? Alle diese Dinge waren am Donnerstag Thema der Media Convention Berlin 2021, mit der die diesjährige Digitalkonferenz re:publica begann. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass der Journalismus sowohl bei den Privatsendern als auch bei den Öffentlich-Rechtlichen eine große, ja sogar zunehmende Bedeutung hat – und das gilt auch für das Bähnle nördlich von Berlin.

Wegen der Corona-Pandemie können Media Convention und re:publica erneut nur als reine Online-Konferenz stattfinden. Die beiden re:publica-Gründer Andreas Gebhard und Johnny Haeusler begrüßten die Konferenzteilnehmer zwar von einer realen Bühne in einer alten Industriehalle in Neukölln, wo auch ein Teil der Sessions zuvor aufgezeichnet wurde. Doch den Zuschauern blieb nur der Platz an den Computermonitoren.

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Hinter der Media Convention steht neben der Medienanstalt Berlin-Brandenburg das regionale Medienboard als Förderer der Veranstaltung, aber auch der regionalen Medienwirtschaft. Diese hat sich durch Corona insgesamt verändert. Streaminganbieter wie Disney, HBO und Paramount, die durch die Lockdowns besonders profitiert haben, verwerten ihre Inhalte nun verstärkt selbst. Wenn weniger Lizenzware zur Verfügung steht, müssen die TV-Sender stärker in eigene Inhalte investieren, hat Helge Jürgens, Geschäftsführer des Medienboard Berlin-Brandenburg, beobachtet. Mit einer interessanten Folge: „Die Privaten wildern nun ein bisschen in Doku, Politik und diesen traditionellen Gebieten der Öffentlich-Rechtlichen.“

Gemeint ist damit unter anderem die Informationsoffensive von ProSieben. Ihr erstes Interview als frisch gekürte Kanzlerkandidatin gab Annalena Baerbock dem Münchener Privatsender und nicht etwa der ARD oder dem ZDF. „Es gibt ja kein Gesetz, wie politische Interviews auszusehen haben, und vor allem wo sie stattzufinden haben“, sagte dazu ProSieben-Senderchef Daniel Rosemann. „Wir müssen mit unserer Reichweite über das Entertainment hinaus etwas machen“, sieht er ProSieben im Bundestagswahljahr in der Pflicht.

"Dann laufen wir noch schneller"

Alles halb so schlimm, heißt es bei der ARD. Konkurrenz belebe das Geschäft, meint WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn und verweist darauf, dass die ARD ihren Schwerpunkt gerade darauf legt, mehr Zuschauer im nicht-linearen Bereich – Stichwort TikTok, Youtube, Instagram – zu erreichen. „Wenn uns jemand noch stärker antreibt, dann laufen wir noch schneller.“

RTL sieht ProSieben eher in der Rolle des Herausforderers. Mit den 750 Journalisten und vier Millionen Zuschauern von „RTL aktuell“ komme RTL von einem „etwas größeren Niveau“, sagte Stephan Schmitter, Geschäftsführer RTL News. „Haltung, Verantwortung und Qualität, gemixt mit der Quote, dann sind wir alle glücklich“, meint Schmitter zur Informationsschiene seiner Sendergruppe.

Die Öffis können nach der Verweigerung der Beitragserhöhung nicht so richtig glücklich sein. ARD-Chef Tom Buhrow will aber nicht nur auf aktuelle Herausforderungen achten, sondern etwas weiter in die Zukunft schauen. „Wir befinden uns in der größten Transformation seit Erfindung des Buchdrucks“, so Buhrow. Für die ARD ergebe sich daraus ein kompletter Rollenwechsel. Mehr Geld will die Gesellschaft den Öffentlich-Rechtlichen allerdings nicht geben, darum müsse man an den Reglern drehen. Wachstum sieht man bei der ARD in den Feldern Mediathek, Audiothek, Tagesschau, Sportschau und Kika. Der linearen und analogen Ausstrahlung wird für das Jahr 2030 keine große Zukunft beigemessen, vom Regionalen abgesehen.

Doch genau darum ist es zumindest in der Fläche nicht immer zum Besten bestellt. Das gilt auch für den Lokaljournalismus in Brandenburg, weiß Medienstaatssekretär Benjamin Grimm. Als erstes Bundesland fördert Brandenburg lokaljournalistische Inhalte, in diesem Jahr mit einer Million Euro, die aus Gründen der Staatsferne von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg zugeteilt werden – unter anderem für den FluxFM-Podcast Luckenkien für die Region Luckenwalde und Teltow-Fläming. Warum es die Förderung des Lokaljournalismus braucht? Da kommt Staatssekretär Grimm zur Heidekrautbahn. Der Wasserstoff kommt aus einem speziellen Kraftwerk. Für die Debatte, wo dies stehen soll, würden regionale Medien benötigt. „Der Bedarf an lokaljournalistischer Förderung ist jedenfalls da, das Antragsvolumen übertraf die Fördersumme um das 2,5-Fache“, sagte die neue MABB-Chefin Eva Flecken.

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