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Mythos: Die erste "Playboy"-Ausgabe von 1953.

© picture alliance/dpa

Magazin-Legende: US-„Playboy“ wird eingestellt

Ende eines Mythos: Der US-„Playboy“ stellt sein Print-Magazin mit der aktuellen Ausgabe ein.

Zuletzt hatte man sogar noch zeitweise auf Bilder von unbekleideten Frauen verzichtet. Es hat nichts mehr genutzt. Der US-"Playboy" stellt seine Print-Ausgabe ein. Die Frühjahrsausgabe ist das letzte gedruckte Magazin in diesem Jahr, kündigt Ben Kohn, Chef von Playboy Enterprises, in einem Blog-Beitrag an.

Auch aufgrund der Einschnitte durch die Corona-Pandemie hätten die Macher entschieden, auf "Digital first" umzustellen. 2021 sollen "frische und innovative Print-Angebote" kommen, ob ein regelmäßiges Magazin dabei ist, ließ Kohn offen. In den USA erschien der "Playboy" zuletzt nur noch quartalsweise.

Kohn betonte in seinem offenen Brief auf medium.com die Strahlkraft der Marke und den Erfolg des Unternehmens. Die Marke “Playboy” sei “erfolgreicher denn je". Dann die lapidare Mitteilung, dass die Print-Ausgabe eingestellt werde.

Das Coronavirus wird mit als Grund genannt, auch wenn das jetzt als Begründung etwas schnell herbei gezogen erscheint.

Durch die Effekte des Virus auf Produktionsketten sei man gezwungen gewesen, das Thema beschleunigt anzugehen. Alle “Playboy”-Inhalte würden ab sofort nur noch digital publiziert. 2020 soll es überhaupt kein Print-Erzeugnis mehr geben.

Im kommenden Jahr will Playboy Enterprises dann auch wieder Print machen, aber nicht mehr als regelmäßiges Heft, eher als Sonderausgaben. Die aktuelle und letzte Ausgabe “The Speech Issue”, mit dem Schwerpunktthema Freedom of Speech, ist im Online-Shop ausverkauft - Sammlerwert.

Deutscher "Playboy" in Eigenregie

Droht auch dem deutschen "Playboy" das Aus? Hierzulande tritt Florian Boitin, Chefredakteur der deutschen "Playboy"-Ausgabe seit 2009, neben Myriam Karsch als Verleger der deutschen Ausgabe auf, nachdem Hubert Burda Media die Lizenz im vergangenen Jahr nicht verlängerte.

Die Auflage des deutschen "Playboy" ist, wie bei so vielen Magazinen, in den vergangenen Jahren erheblich gesunken. Die verkaufte Auflage betrug im vierten Quartal 2019 rund 121.800 Exemplare. Im vierten Quartal 2011 wurde eine verkaufte Auflage von rund 270.000 Exemplaren erzielt. Die ePaper-Auflage konnte allerdings deutlich gesteigert werden und betrug im vierten Quartal 2019 rund 20.500 Exemplare.

Offenbar gibt es hier einen längeren Atem. Im "Horizont"-Interview sagte Boitin jüngst, dass der "Playboy" wohl das letzte General-Interest-Magazin für Männer sei. "Wir kalkulieren mit ein, dass wir auch mal mit einer Idee scheitern werden. Uns ist bewusst, dass es auch Situationen geben wird, in denen wir zur Teambesprechung keinen Champagner reichen werden, sondern Sprudel."

Das klingt noch nicht nach Aufgabe. "Mit der Februarausgabe und Titelstar Laura Müller konnte Playboy seine Kioskverkäufe seit Jahresanbeginn signifikant steigern", teilt Boitins Verlag Kouneli Media mit. "So griffen annähernd doppelt so viele Käufer zu der Ausgabe als bei der Februarausgabe des vergangenen Jahres." Auch die digitale Version verkaufe sich im Playboy Magazinshop besser als alle Ausgaben im Jahr 2019 zusammen.

„Um den deutschen Playboy muss man sich nicht Sorgen"; so Boitin. "Ganz grundsätzlich gesprochen: das Geschäftsmodell des deutschen ,Playboy' unterscheidet sich seit jeher fundamental von der US-Ausgabe." Aufgrund der signifikant hohen und beständigen Vertriebserlöse der Printausgabe sei die Abhängigkeit von der Werbewirtschaft für den "Playboy" in Deutschland weit weniger gegeben als im Anzeigen getriebenen US-Markt.

Darüber hinaus erwirtschafte Playboy Deutschland einen hohen Anteil seiner Erlöse über digitale Editionen, Markenevents und seine digitalen Plattformen. Dennoch gelte: "Für den deutschen Playboy trägt das Magazin nach wie vor maßgeblich zum Gesamtumsatz und Ergebnis bei. Das Magazin ist und bleibt dabei das zentrale aktivierende Element unserer 360-Grad-Strategie.“

Anders das Stimmungsbild in den USA. Jahrzehntelang gehörte dort das Heft, das Imperium des Gründers und 2017 verstorbenen Verlegers Hugh Hefners mit seinen "Playboy"-Bunnys und seinem zur Schau gestelltem Machismo zum öffentlichen und medialen Erscheinungsbild. Die erste legendäre Ausgabe erschien im Dezember 1953 und enthielt ein aufklappbares Blatt, auf dem Marilyn Monroe freizügig posierte. Von den 70.000 Exemplaren der Startauflage wurden 54.175 verkauft.

Ursprünglich sollte die Zeitschrift "Stag Party" („Junggesellen-Party“) heißen, was aus markenrechtlichen Gründen jedoch nicht möglich war. Ein Freund des Herausgebers Hugh Hefner schlug den Namen "Playboy" vor.

Zu Peak-Zeiten im Jahr 1975 hatte das Magazin für „Alles, was Männern Spaß macht“ in den USA eine reguläre Auflage von 5,6 Millionen Exemplaren. Interviews mit Größen wie Malcolm X oder Martin Luther King Jr. veredelten das Blatt, Norman Mailer veröffentlichte im Männermagazin Kurzgeschichten.

Die Ausgabe vom November 1972 verkaufte eine einmalige Auflage von sieben Millionen Heften.[Anfang 2015 waren es in den USA 800.000 Exemplare. 2018 nur noch 206.483. Vor allem auch das Internet mit all seinen - frei zugänglichen freizügigen Seiten - hat es dem "Playboy" schwer gemacht. „Es ist keine Überraschung, dass sich die Gewohnheiten beim Medienkonsum seit einiger Zeit ändern (...) in gedruckter Form erreichen unsere Inhalte nur einen Bruchteil unserer Fans“, so Kohn.

Ab März 2016 wurden im Heft keine völlig nackten Frauen mehr abgebildet. Begründung: Nacktheit sei im Internet überall frei verfügbar und kein Kauf-Anreiz mehr. Man wolle weiterhin schöne Frauen als Playmates durch prominente Fotografen abbilden lassen, sie wären aber in Zukunft jugendfrei und weniger aufwendig retuschiert. Diese Entscheidung wurde nach einem Jahr rückgängig gemacht. Alles ohne Erfolg.

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