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An prominenter Stelle werden ARD, ZDF & Co. im neuen Live-TV-Channel von Amazon Prime präsentiert.

© Tsp

Live-TV als neuer Channel: Amazon lädt zum „Cord Cutting“ ein

Kampfansage an Kabel, Satellit und DVB-T2: Der Streamingdienst integriert die Öffentlich-Rechtlichen in sein Angebot.

Die Amerikaner haben sogar einen speziellen Begriff dafür: „Cord Cutting“ meint im Zusammenhang mit Fernsehen, das TV-Kabel zu durchtrennen und statt des kostenpflichtigen Kabelanschlusses lieber die Sender und Sendungen entweder ganz umsonst oder doch zumindest erheblich günstiger aus dem Internet zu beziehen. Als Einladung zum „Cord Cutting“ könnte auch ein neuer Service des Streamingdienstes Amazon Prime verstanden werden – zumindest für jene Fernsehzuschauer, die für das Privatfernsehen wenig übrig haben und ohnehin ausschließlich öffentlich-rechtliche TV-Sender nutzen. Ob ARD, ZDF, die Dritten Programme oder Kika und Arte – dafür benötigen Prime-Nutzer fortan weder Kabel noch Satellit oder DVB-T2.

Als Plattform für Inhalte von Dritten ist Amazon Prime schon länger unterwegs. In den USA können Prime-Kunden seit 2015 zusätzliche Kanäle gegen ein Entgelt dazubuchen. Seit 2017 gilt dies auch für Deutschland. Zur Auswahl stehen rund 50 Anbieter, darunter Channels wie Discovery, Commedy Central, Circus, Fix & Foxi, Starzplay oder Home of Horror. Mit der Aufnahme der öffentlich-rechtlichen Streams erweitert Amazon sein Channel-Angebot nun zusätzlich um Live-TV – und wird damit zum direkten Konkurrenten zu den traditionellen TV-Distributoren.

Das Live-TV-Angebot umfasst alle linearen Kanäle von ARD und ZDF. Anders als bei den Channels entstehen zusätzlich zur Prime-Mitgliedschaft (7,99 Euro im Monat, 69 Euro jährlich) keine weiteren Kosten. Insgesamt sind 38 lineare Fernsehkanäle verfügbar, darunter die Hauptprogramme Das Erste und ZDF, die Kulturprogramme Arte und 3sat, die Digitalkanäle One, tagesschau24 und ARD-alpha sowie ZDFneo und ZDFInfo, dazu der Ereignissender Phoenix sowie der Kinderkanal Kika.

Hinzu kommen die Dritten Programme von BR, HR, MDR, NDR, SWR und WDR. Vom heimischen RBB wird sowohl das Programm für Berlin als auch das für Brandenburg übertragen. 28 Sender sind in HD verfügbar, zehn WDR-Lokalangebote unter anderem aus Aachen, Dortmund, Münster und Wuppertal stehen in SD-Qualität zur Verfügung.

Bequem mit der Fernbedienung steuerbar

Zum Cord-Cutter werden die öffentlich-rechtlichen Streams allerdings vor allem dadurch, weil sie nicht nur auf mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets mit Android und iOS laufen, sondern auch auf smarten TV-Geräten mit integrierten Prime-Apps beziehungsweise mit Fire-TV-Stick oder Apple TV. So lassen sich die Sender bequem per gewohnter Fernbedienung ansteuern. Um das Angebot nutzen zu können, muss es nur einmalig über die Amazon-Webseite aktiviert werden.

Unverständlich hingegen ist, dass weder Amazon noch die Sender die Neuerung aktiv beworben haben. Dies gilt allerdings auch die weitere Ausstrahlung der Programme von ARD und ZDF in SD-Qualität via Astra-Satellit. Ursprünglich war die Abschaltung für Anfang 2021 geplant. Nach Informationen von „Digital Fernsehen“ sollte bereits eine Informationskampagne die Zuschauer darüber informieren, dass die öffentlich-rechtlichen Programme dann via Satellit nur noch in HD-Qualität empfangen werden können.

Stattdessen sei nun eine SD-Verlängerung bis 2024 im Gespräch – zu äußerst günstigen Konditionen, wird berichtet. Den Zuschauern, die ARD, ZDF & Co noch in SD-Qualität schauen, kann es recht sein, da sie kein Geld in neue Geräte investieren müssen. Kurt Sagatz

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