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Die Kommissare Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke).

© MDR/Steffen Junghans

Leipziger "Tatort" mit Martin Wuttke: Torschlusspanik

Der „Tatort“ aus Leipzig ist ein Frauenkrimi, der vom Verschwinden jenseits der 40 handelt. Und die beiden Ermittler kommen sich noch mal näher.

Der Titel dieses Krimis ist etwas rätselhaft und erschließt sich auch durch die Geschichte nicht auf Anhieb: „Frühstück für immer“. Tatsache ist jedenfalls, dass Julia Marschner, Mutter einer erwachsenen Tochter, nie wieder ein Frühstück zu sich nimmt. Am Morgen nach einer feuchtfröhlichen Ü-40-Party wird sie tot aufgefunden, auf die gleiche Weise ermordet wie eine Frau einige Jahre zuvor, inklusive einiger Details, von denen die Öffentlichkeit nie erfahren hat. Der Täter von damals sitzt allerdings im Gefängnis.

Der Film ist ein klassischer Krimi: ohne Gewalt und ohne Action, allerdings auch ohne typische Spannungselemente; für einen gewissen Kitzel sorgen allenfalls die leicht abseitigen Sexualpraktiken eines Verdächtigen. Der Reiz besteht vor allem in der Vielzahl überzeugender Verdächtiger, so dass man sich gemeinsam mit dem Leipziger Ermittlerduo Saalfeld und Keppler (Simone Thomalla, Martin Wuttke) auf die Mördersuche machen kann.

Frühstück zu zweit - jeden Morgen

„Frühstück für immer“ ist aber auch ein Themenfilm. Als eigentliches Motiv schimmert immer wieder ein Problem durch, das anscheinend viele Frauen jenseits der 40 umtreibt. Sie haben das Gefühl zu verschwinden, nicht mehr wahrgenommen zu werden; vor allem natürlich durch Männer. Darauf bezieht sich auch der Film-Titel. Die Frauen suchen einen Mann für den Rest ihres Lebens, mit dem sie also nicht nur einmal, sondern jeden Morgen frühstücken können.

Auf diese potenziellen Partner konzentrieren sich die Ermittlungen, zumal die Tat offenbar sexuell motiviert war. Sowohl ein Flirttrainer (Marc Hosemann) wie auch ein Schönheits-Chirurg (Filip Peeter) beteuern, nicht auf der Party gewesen zu sein, aber beide sind dort von den Freundinnen (Ursina Lardi, Inga Busch) der Toten gesehen worden, und beide hatten eine flüchtige Beziehung mit der Frau. Dritter im Bunde der Verdächtigen ist der Freund (Franz Dinda) ihrer Tochter, auch er hatte eine Affäre mit ihr.

Das Drehbuch stammt von Katrin Bühlig (Deutscher Fernsehpreis für „Bella Block: Weiße Nächte“), Regie führte Claudia Garde („Die Frau am Ende der Straße“). Der Film behandelt sein Thema ausgesprochen feinfühlig, nimmt aber mehrfach melodramatische Züge an.

Fast alle Frauen müssen mindestens einmal in Tränen ausbrechen, was hier nicht immer glaubwürdig gespielt ist. Gerade die Darstellerin der Tochter (Helen Woigk) wirkt in emotionalen Szenen etwas überfordert. Um so eindrücklicher ist dafür die Leistung von Victoria Trauttmansdorff als Gattin des Chirurgen, der mit den Wechseljahren jegliche Libido abhanden gekommen ist. Sehenswert ist zudem die Inszenierung des einstigen Ehepaars Saalfeld/Keppler, das seine gegenseitige Zuneigung bei den Ermittlungen in vielen kleinen Gesten zum Ausdruck bringt – und demnächst seinen Ausstand beim Leipziger „Tatort“ geben muss. Der MDR sucht nach neuen Fernseh-Kommissaren. Umso frappierender angesichts der Sorgfalt im Detail ist ein Dialogsatz von Eva Saalfeld, die über einen Verdächtigen sagt, er sei verurteilt, aber freigesprochen worden.

„Tatort – Frühstück für immer“, ARD, Sonntag, 20 Uhr 15

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