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Gerne politisch: der dänische Karikaturist Kurt Westergaard.

© dpa

Update

Kurt Westergaard gestorben: Der Mann, der Muhammed mit der Bombe zeichnete

Seine Muhammed-Karikaturen machten Kurt Westergaard weltberühmt. Jetzt ist der dänische Karikaturist gestorben. Ein Nachruf.

Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard ist tot. Er wurde 2005 weltberühmt, als eine Reihe von Karikaturen des Propheten Muhammad in der Zeitung „Jyllands-Posten“ Dänemark in die größte außenpolitische Krise seit dem Zweiten Weltkrieg stürzte. Vier Monate nach der Veröffentlichung nahmen Menschen in vielen islamischen Ländern die Karikaturen zum Anlass für teilweise gewaltsame Massenproteste. Unter anderem wurden dabei auch Botschaften Dänemarks und sogar Norwegens attackiert, Dutzende Menschen kamen ums Leben.

Dem dänischen Fernsehsender TV 2 lag nach eigenen Angaben eine Bestätigung des ehemaligen „Jyllands-Posten“-Chefredakteurs Carsten Juste für den Tod Westergaards vor. Auch die dänische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt DR berichtete am Sonntag und bezog sich dabei auf einen langjährigen Freund Westergaards.

Karikaturenstreit

Der sogenannte Karikaturenstreit führte auch zu diplomatischen Verstimmungen zwischen verschiedenen islamischen Ländern und Dänemark. Im dem Land selbst und darüber hinaus führten die Ereignisse zu einer erbittert geführten Debatte über die Grenzen der Meinungs- und Religionsfreiheit.

Westergaard war nur einer von mehreren Karikaturisten, die einem Aufruf des „Jyllands-Posten“ nachgekommen waren. Doch seine Darstellung Muhammads stieß auf die größte Empörung unter Muslimen. Sie zeigte den Propheten mit einem Turban in Form einer Bombe. Der studierte Deutschlehrer, der seit den 80er Jahren als Karikaturist für die konservative dänische Zeitung tätig war, musste sich fortan mit Personenschützern umgeben. Dem Tagesspiegel sagte Kurt Westergaard in einem Interview 2008: "Es musste passieren. Die Zeit war reif dafür in Dänemark. Der äußere Anlass der Auseinandersetzungen waren zwar die zwölf Zeichnungen, es hätte aber auch ein Roman oder ein Film sein können. Der Konflikt war schon länger da. Der Karikaturenstreit hat ihn ausbrechen lassen und damit öffentlich gemacht." Aber er lasse sich nicht einschüchtern, er werde weitermachen, weiterzeichnen. Und das machte er.

Anschlag auf Karikaturisten

Im Jahr 2010 entkam Kurt Westergaard nur knapp einem Anschlag, als ein 28 Jahre alter Mann mit einer Axt in sein Haus eindrang. Nun ist er nach langer Krankheit friedlich mit 86 Jahren eingeschlafen.

Beileidsbekundungen von Rechtspopulisten

Nach der Nachricht seines Todes wurde Westergaard von Politikern aus Dänemark und dem Ausland gewürdigt, darunter viele Rechtspopulisten. Westergaard habe einen hohen Preis im Kampf für die Meinungsfreiheit bezahlt, schrieb etwa der Vorsitzende der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei, Kristian Thulesen Dahl, auf Twitter. Der Niederländer Geert Wilders, einer der populärsten Köpfe der rechten Szene in Europa, meinte: „Der große Kurt Westergaard ist gestorben. Er war ein mutiger Mann. Ein Beispiel für uns alle.“

Westergaard hatte sich selbst einmal als Atheisten bezeichnet. „Ich möchte gerne als der in Erinnerung bleiben, der für die Meinungsfreiheit gekämpft hat“, wurde Westergaard von „Berlingske“ zitiert. „Aber es besteht kein Zweifel daran, dass einige mich als ein Satan in Erinnerung behalten werden, der die Religion von einer Milliarde Menschen beleidigt hat.“

(mit dpa)

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