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„They Were Ten“. Eve (Marianne Denicourt) fühlt sich bedroht und wehrt sich.

© ZDF und Caroline Dubois

Krimi auf ZDFneo nach Agatha Christie: Das Böse unter der Sonne

Agatha Christies Klassiker „Und dann gabs keines mehr“ steht Pate bei der französischen Serie „They Were Ten“ auf ZDFneo.

Das Prinzip ist simpel, der Stoff geradezu legendär: Ein Unbekannter lädt genau zehn Personen auf eine abgelegene ferne Insel, von der sie alle nicht mehr wegkommen. Jede und jeder von den Geladenen hat Schuld an einem Verbrechen, jede und jeder von ihnen hat den Tod eines Menschen zu verantworten. Sie kennen untereinander nicht, und sie kennen auch den ominösen Gastgeber nicht. Sukzessive setzt das Morden unter ihnen ein, Tag für Tag werden sie weniger und kommen ums Leben.

Niemand Geringeres als die Queen of Crime, Agatha Christie, hat daraus einen ihrer berühmtesten Kriminalromane gemacht, 1939 erstmals erschienen und seither ihr erfolgreichstes Buch überhaupt, mit 100 Millionen Exemplaren ist es zudem weltweit der meistverkaufte Kriminalroman überhaupt. Seit 2003 trägt er Titel „Und dann gabs keines mehr“.

An den heute gängigen englischen Titel „And Then There Were None“ lehnt sich nun auch die neue französische Adaption dieses alten Stoffs an und macht daraus einen Serien-Sechsteiler: „They Were Ten“ lautet die französische Produktion von 2019, die Regisseur Pascal Laugier nach den Drehbüchern von Bruno Dega und Jeanne Le Guillou verfilmt hat.

Der Handlungsort wird von einer der englischen Grafschaft Devon vorgelagerten Insel kurzerhand auf eine Insel vor der Küste von Französisch-Guyana verlagert. Die Insel trägt den klangvollen Namen Teufelsinsel. Ihr Name ist Programm.

„They Were Ten“ (Samstag, ZDF neo, 0 Uhr) ist eine Übertragung in die Gegenwart, in das schnelllebige Heute. Das vermeintliche Luxushotel „Green Paradise“, in das diese zehn Personen eingeladen werden – in die Jahre gekommen, alles andere als ein verheißungsvolles Paradies, mit nur zwei überforderten Angestellten –, entwickelt sich alsbald zu einem Ort des Grauens und des Schreckens.

Mit scharfer Klinge über das weitgestreckte Hotel-Anwesen

Stellenweise mag diese neue französische Christie-Variation mitunter TV-Formate à la „Dschungelcamp“ assoziieren, einige Sequenzen kommen durchaus ziemlich trashig daher, blutig und brutal ohnehin, ab und an krabbelt gleich ein schwarzes Skorpion-Trio an einem nackten Bein entlang, entpuppen sich Gruben im nahen Dschungel als Schlangennester und schreit die eine oder andere Hotel-Bewohnerin etwas zu oft etwas zu hysterisch. Doch alles in allem ist diese neue, freie, modernisierte Christie-Fassung auf den zweiten Blick besser, als sie auf den ersten zunächst scheinen mag.

Das geht bei der namhaften französischen Besetzung los: Nicht nur, dass Stars des französischen Kinos in kleinen Gastrollen auftreten – darunter etwa Virginie Ledoyen oder Richard Bohringer –, es sind auch einige der Hauptrollen des Casts, die ein Wiedersehen mit in Frankreich populären Schauspielern bereiten, die schon einige Zeit nicht mehr in größeren Produktionen zu sehen waren.

Das reicht von Marianne Denicourt über Romane Bohringer bis hin zu Samuel Le Bihan und anderen. Newcomer des französischen Films wie etwa die überaus aparte, in ihrer fragil-filigranen Erscheinung an die junge, mitunter teuflische Isabelle Adjani erinnernde Matilda Lutz ergänzen das große Ensemble derjenigen, die von Folge zu Folge dezimiert werden, bis die letzten Wenigen sich allesamt gegenseitig verdächtigen und misstrauen müssen.

Der oder die Initiatorin dieser Odyssee in den Tod wird gemäß des klassischen Christie´schen Prinzips des Whodunit erst in den wirklich letzten Minuten der sechsten und finalen Folge gezeigt. Bis dahin schlich er oder sie stets in dunklem Gewand, verhülltem Gesicht und mit scharfer Klinge über das weitgestreckte Hotel-Anwesen mitten im Grünen. Und ganz am Ende, da gab´s keines mehr.

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