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Im Wein liegt Wahrheit, doch mit dieser nimmt es Weinkenner Hans Lichius (Felix von Manteuffel, r.) nicht so genau, wie die Kommissare Blum (Eva Mattes) und Lüthi (Roland Koch) feststellen müssen. Foto: SWR

© SWR/Martin Furch

Konstanz-"Tatort" mit Eva Mattes: Stark im Abgang

Ende 2016 ist Schluss mit dem "Tatort" vom Bodensee. Zuvor beschäftigen alter Wein und neue Steuerschlupflöcher die Kommissare Blum und Perlmann.

Ungewohnte Töne im ARD-"Tatort" am Sonntagabend: „Völker hört die Signale“, schallte es im März 1848 durch die Gassen von Konstanz, als Revolutionäre die Freie Republik Baden ausrufen wollten. Doch die Barrikaden wurden von Soldaten überrant, die Revolution musste verschoben werden. Mit diesem Abstecher in die deutsche Geschichte beginnt der neue „Tatort“ vom Bodensee, mit dem die Kommissare Klara Blum und Kai Perlmann ihre Abschiedstournee beginnen. Der SWR hatte vor wenigen Wochen bekannt gegeben, dass Eva Mattes und Sebastian Bezzel nur noch bis Ende 2016 für den „Tatort“ tätig sein werden, um danach Platz für Neues zu schaffen.

Beschlossen und verkündet wurde die Entscheidung nach den Dreharbeiten für die Folge, die nun an diesem Sonntag im Ersten zu sehen ist. Und weil man angeblich genau dann aufhören soll, wenn es am schönsten ist, hat Autor Stefan Dähnert mit „Château Mort“ ein ganz außergewöhnliches Drehbuch geschrieben. Neben den revolutionären Verstrickungen des Jahres 1848, in denen auch das Liebesleben von Annette von Droste-Hülshoff eine bemerkenswerte Rolle spielt, kommen darin noch erlesene alte Weine und die neuen Sorgen von Steuerflüchtlingen vor, die sich in der Schweiz nach neuen Anlageformen umsehen müssen. Dähnert und Regisseur Marc Rensing haben daraus einen unterhaltsamen Krimi kreiert, auch wenn dieser im Abgang etwas erwartbar geraten ist.

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Doch zurück zum Anfang. Taucher ziehen die Leiche eines jungen Mannes aus dem Bodensee. „Wasserleichen sind tricky, die Verwundung am Kopf kann sowohl von einem Schlag als auch von Schiffsschrauben stammen“, sagt der Gerichtsmediziner nach einer ersten Untersuchung. Enrico Schmitz hatte sich zu Lebzeiten in seine eigene Welt zurückgezogen. Mit ehrlicher Arbeit hatte er es nicht so, in dem undurchsichtigen Wäschereibesitzer Clemens Koch (Uwe Bohm) hatte er jedoch einen Förderer, der ihn finanziell und mit kleinen Jobs unterstüzt hat. Zuletzt hatte sich Schmitz besonders mit der Revolutionszeit und mit Annette von Droste-Hülshoff beschäftigt und dabei offensichtlich eine Entdeckung gemacht, die ihn das Leben kostete. Die Faszination fürs Historische springt auf Kommissar Perlmann über – und bringt auch ihn in große Gefahr.

Motiv? Für alte Weine werden sechsstellige Summen geboten

Unterdessen führen Klara Blum die Spuren in die Schweiz, denn im Rucksack des Ermordeten fand sich eine sehr alte Weinflasche. Und alter Wein hat gerade Konjunktur, weil deutsche Steuerflüchtlinge nach neuen Investitionsobjekten für ihre außer Landes geschafften Vermögen suchen müssen, nachdem ihre Geheimkonten keinen Schutz mehr bieten. Für besonders alte Weinschätze werden sechsstellige Frankensummen bei Auktionen aufgerufen, die fachgerechte Einlagerung vor Ort gleich inbegriffen – wenn die Expertisen stimmen, für die unter anderem Weinpapst Hans Lichius (Felix von Manteuffel) zuständig ist.

„Frau Blum, Sie in der Schweiz“, begrüßt Mattheo Lüthi (Roland Koch) seine deutsche Kollegin. Ihre Erwiderung „So lange wir noch dürfen“ kann angesichts des nahenden Endes dieses „Tatort“-Teams durchaus selbstironisch verstanden werden. Und weil Lütthi gerade gegen professionelle Weinfälscher ermittelt, kommen sich der Schweizer und die Kommissarin nicht nur dienstlich näher.

Allerdings kann man es mit Anspielungen auf das Alter auch übertreiben. Die Mutter des Ermordeten ist Ende 40 und ebenso wie Klara Blum Single. Sie erinnert die Kommissarin daran, dass jeder halbwegs vernünftige und verfügbare Partner wohl ihre letzte Chance sei. Klara Blum verschlägt es die Sprache. Doch trotz solcher Kleinigkeiten ist „Château Mort“ eine der originellsten und somit sehenswertesten „Tatort“-Episoden nicht nur des SWR. Die Kommissare von beiden Seiten des Bodensees verrichten ihre Arbeit zwar unprätentiös wie eh und je. Doch mit solchen außergewöhnlichen Drehbüchern dürfte es leichter fallen, sich von der Rolle des „Tatort“-Kommissars langsam zu verabschieden.

Wie das Ende aussehen wird, steht zwar noch nicht fest, es gibt aber einige Überlegungen. „Theoretisch gibt es verschiedene Möglichkeiten: Versetzung, Tod, Quittierung des Dienstes, auch ein surreales Ende ist möglich“, sagte SWR-Fernsehfilmschefin Martina Zöllner der Agentur dpa, ohne jedoch Genaueres zu verraten. Am neuen Konzept arbeiten demnach mehrere Drehbuchautoren. Weder zum Team noch zum neuen Standort sei jedoch eine Entscheidung gefallen. Das Interesse ist jedenfalls groß daran, den „Tatort“ in die eigene Stadt zu holen. Mehrere Städte in Baden-Württemberg, darunter Freiburg, haben sich um diese Rolle beworben.

„Tatort: Château Mort“, ARD, Sonntag um 20 Uhr 15

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