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Kampfsport im Fernsehen: Ultimative Probleme

Beim Ultimate Fighting wird gekämpft, bis Blut fließt. Jetzt wird die Sportart auch in Deutschland gezeigt, der Sender DSF hofft auf einen Trend und hat sich die Übertragungsrechte gesichert. Doch die Werbekunden sind bisher wenig begeistert.

Es klatscht nicht. Schläge und Tritte klingen dumpfer, wenn sie auf den Körper treffen. Sonst erinnert beim Kampfsportspektakel Ultimate Fighting vieles an Actionfilme wie „Bloodsport“, „Karate Tiger“ oder Bruce Lees Klassiker „Der Mann mit der Todeskralle“. Trainierte Männer ohne Schutzausrüstung, barfuß, nur mit Shorts und dünnen schwarzen Handschuhen bekleidet, prügeln in einem umzäunten Achteck aufeinander ein. Bis aufs Blut.

Am 13. Juni feierten 12 800 Fans die Deutschland-Premiere der „Ultimate Fighting Championship“ (UFC) in Köln. Kämpfe aus der amerikanischen Profiliga zeigt das Deutsche Sportfernsehen (DSF) bereits seit Anfang März, jeden Samstag ab 23 Uhr. Der Münchner Sender hofft auf einen Boom des vermeintlichen Trendsports, bis 2011 wurden Übertragunsgrechte erworben. Doch der kompromisslose Kampfkunstmix aus Karate, Ringen und Boxen hat in Deutschland ein Imageproblem. Sponsoren sind kaum aufzutreiben.

Anders in den USA: Amerikanische Traditionsmarken wie Burger King, Harley Davidson oder Budweiser pflastern den nach oben offenen Käfig, das „Octagon“, mit ihren Logos. Kein Wunder, verfolgen doch Millionen Fans die modernen Gladiatorenkämpfe live auf dem Bezahlsender Spike TV oder später im Internet. Von der begleitenden Reality-Show „The Ultimate Fighter“, ein Format für das auch der Titel „Amerika sucht den Superkämpfer“ passend wäre, wurden bereits acht Staffeln ausgestrahlt, die neunte wird gerade abgedreht.

Davon ist man in Deutschland weit enfernt. Der Sponsorenverband S20, hinter dem Groß-Werber wie McDonalds oder Mercedes stehen, nannte die Käfigkämpfe „Brutalo-Events“. Hessens Innenminister Volker Bouffier (CDU) forderte, Ultimate Fighting dürfe „in der Gesellschaft kein Platz eingeräumt werden“. Angesichts der anhaltenden Kritik gibt sich das DSF zugeknöpft. Man habe „die kritischen Stimmen zur Kenntnis genommen“, die Diskussion in den Medien sei aber „größtenteils nicht rational geführt worden“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Das DSF halte Ultimate Fighting weiter für einen attraktiven Sport, auch die bisherigen Quoten seien zufriedenstellend. Konkrete Zahlen nannte der Sender nicht. Hohe Werbeeinnahmen sind für den Münchner Spartenkanal wohl nicht zu erwarten. In den Programmpausen der UFC-TV-Formate werden größtenteils schlüpfrige Telefon-Hotlines angepriesen. Auf der DSF-Internetseite zur UFC sind zwar große Mobilfunkanbieter, Autohersteller und Suchmaschinenbetreiber mit Anzeigenbannern präsent. Doch jetzt zieht sich der erste Kunde zurück. Fruchtgummi-Produzent Haribo erklärte, nicht mehr neben brutalen Kampfsportvideos werben zu wollen. Adrian Pickshaus

Adrian Pickshaus

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