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Der Pulitzer-Preisträger Joseph Kahn wird im Juni „Times“-Chefredakteur.

© dpa

Joseph Kahn macht Print wieder sexy: Alles über das Aufreger-Foto des „New York Times“-Chefs

Der neue Chefredakteur der US-Zeitung posiert lässig auf seinem Teppich. Rechte mokieren sich. Aber das Bild zeigt, wie Männlichkeit heute geht. Ein Kommentar.

Die sinnlichen Momente, sie sind selten im deutschen Journalismus. Höchstens wenn Markus Lanz sich mit dem Finger über die Lippen fährt, zuckt es im Zuschauerkörper. Die USA sind dagegen auch in Sachen Medienerotik wieder einmal Vorreiternation.

Ein Foto sorgt für Aufsehen, darauf zu sehen: Joseph Kahn, der neue Chefredakteur der „New York Times“, wie er lässig, ja, lasziv auf dem Teppich seiner Wohnung sitz-liegt, neben sich die genannte Zeitung. Das linke Knie angewinkelt, den Oberkörper aufgerichtet, den Blick selbstbewusst und doch verschlossen in Richtung Kamera gerichtet. Das weiße Hemd ist bis nach oben zugeknöpft, dafür fehlen Schuhe. Der Chef auf Socken.

„Kahn beim Zeitunglesen“, steht als Unterzeile im „New York Magazine“, wo das Bild erstmals erschienen ist.

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Vor allem die politische Rechte mokiert sich in den sozialen Medien. „Zeichne mich wie eines deiner französischen Mädchen“, spottet etwa ein Kommentator über den Zeitungs-Dandy in Anspielung auf den Film „Titanic“. Der Tenor ist klar: So darf ein Mann sich nicht ablichten lassen. Weich, verweiblicht, am Ende sogar schwul.

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Kahn hat bereits Lehren aus dem Vorfall gezogen. Dem Mediendienst „Bloomberg“ sagte er, er wisse nun, „dass man Nein zu manchen Dingen sagen sollte, um die ein Fotograf bittet, um die Aufnahme aufzumöbeln“. Also eine bestimmte Ästhetik vermeiden, aus Sorge vor rechten Hasskommentaren? Das gleicht jener „Cancel Culture“, die Konservative so häufig an den Universitäten verorten – und so selten bei sich selbst.

Mit einem zeitgemäßen Bild der eigenen Männlichkeit tun sich auch deutsche Journalisten noch schwer. Sie wollen vieles sein: Obererklärer, Helden, Reichweitendompteure – nur nicht verletzlich. Dabei ist spätestens seit dem Fall Julian Reichelt klar geworden: Das Modell Brusthaar hat ausgedient. Print braucht neue Posen.

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