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Interview zum Köhler-Interview: "Ich hatte gemischte Empfindungen"

Horst Köhler hatte dem Deutschlandradio ein Radio-Interview gegeben. Nicht alle hatten die Brisanz erkannt. Während im Deutschlandradio Kultur die Fassung mit der umstrittenen Passage lief, wurde sie in der Version des Deutschlandfunks herausgeschnitten. Stephan Detjen, Chefredakteur Deutschlandfunk, hat dafür eine Erklärung.

Herr Detjen, das Interview, in dem Horst Köhlers umstrittene Äußerungen fielen, stammt von dem Radioreporter Christopher Ricke, der auf der Rückreise des Bundespräsidenten aus China und Afghanistan mit im Flugzeug war. Das Interview lief in den Morgensendungen von Deutschlandradio Kultur (Berlin) und von Deutschlandfunk (Köln). In der Kölner Fassung dieses Gesprächs tauchte die umstrittene Passage aber zunächst nicht auf. Warum eigentlich nicht?

Das Interview war am 22. Mai in den frühen Morgenstunden von unserem Kollegen Christopher Ricke in unser Kölner Funkhaus überspielt worden und musste auf eine passende Sendelänge geschnitten werden. Dabei haben die Kollegen die Brisanz der umstrittenen Passage zunächst nicht gesehen. In unseren Nachrichtensendungen haben wir die Aussagen aber dann mehrfach aufgegriffen und nach dem Pfingstwochenende sowie den folgenden Aufregungen um Roland Koch noch einmal in unseren „Informationen am Morgen“ zur Diskussion gestellt.

Dieses lange vorher verabredete Interview führte letztlich zu Köhlers Rücktritt. Wie sieht man das beim Sender, der das in Auftrag gegeben hat: Ist da eher Stolz über kritische und nachhaltige Berichterstattung oder doch eher Bestürzung über die persönliche Tragik des ersten Mannes im Staat?

Wir wissen, dass die Agenda des Deutschlandfunks in anderen Medien und in der Politik starke Beachtung findet. Die letzten Tage haben wieder einmal gezeigt, welche Verantwortung damit verbunden ist. Ich glaube, dass wir im Deutschlandfunk notwendige Fragen aufgeworfen haben. Es geht um ein wichtiges Thema – um Soldaten, Krieg und die Rolle Deutschlands in der internationalen Politik. Als ich am Montag Horst und Eva Luise Köhler im Fernsehen sah, hat mich die innere Not, die beiden ins Gesicht geschrieben stand, aber auch menschlich angerührt. Ich hatte dabei sehr gemischte Empfindungen.

Die Fragen stellte Markus Ehrenberg.

Stephan Detjen, Chefredakteur Deutschlandfunk. Das Interview, in dem Horst Köhlers umstrittene Äußerungen fielen, lief zuerst in Deutschlandfunk und Dradio Kultur.

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