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Maybrit Illner moderiert ihre Talkshow im Zweiten seit 22 Jahren

© ZDF und Jule Roehr

Illner moderiert seit 22, Plasberg seit 20 Jahren: Neustart im Talk-Komplex!

Was für die Politik gilt, das muss auch für die Talkshows gelten. Ein Anders-So statt Weiter-So. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Neustart, das war ein, wenn nicht das Schlagwort im Wahlkampf. Aufbruch, Innovation, frische Luft, ein bisschen Abenteuer. Klingt toll, heißt aber auch: kein Weiter-So allüberall. Auch nicht in den Medien. Eine taz-Recherche zeigt auf, was im Sektor der Talkshows gemeint sein könnte: Maybrit Illner (22 Amtsjahre), Frank Plasberg (20 Amtsjahre), Sandra Maischberger (18 Amtsjahre), nur Anne Will hat mit 14 Dienstjahren weniger als Angela Merkel mit 16 Jahren Bundeskanzlerin.

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Die CDU-Politikerin verabschiedet sich in die Rente, es ist nicht bekannt, dass sie auch nur ein einziges weiteres politisches Amt anstrebt. Müssen Illner, Plasberg & Co. vergleichbar handeln? Hat die ZDF-Talkerin nicht die letzte Fragepatrone verschossen, moderiert der Kollege in der ARD unverändert nach der Maxime „hart, aber fair“?

Natürlich gibt es bemerkenswerte Unterschiede zwischen politischem und medialem Komplex. Die Quoten der Talks sind stabil, während die Union tiefer und tiefer rutscht. ARD und ZDF grasen beim Altersdurchschnitt mit über 60 Jahren in einem Segment, wo sich mehr als 25 Millionen Deutsche und 38 Prozent des Wahlvolks befinden. Da ist komfortabel senden.

Wehe, wenn Kühnert kommt

Die Realität der Talks zeigt: In den Gästerunden sitzen Politikerinnen und Politiker, Expertinnen und Experten, Journalistinnen und Journalisten, die aus dem juste milieu der Zuschauerinnen und Zuschauer stammen. Die müssen geradezu erschrecken, wenn ihnen ein Kevin Kühnert ein paar Provokatiönchen in den Beruhigungstee träufelt.

Moderater Mitte-Kurs

Schon klar, dass der politisch-mediale Komplex keine radikale Kompletterneuerung verträgt. In Deutschland wird immer ein moderator Mitte-Kurs präferiert. Doch Veränderungen beim Status quo sind notwendig. Wenn das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt würde, wäre das Missverhältnis zwischen Jung- und Altwähler nicht mehr dermaßen eklatant. Das würde auch die Talkshows bewegen müssen. Mehr jüngere Wähler evozieren mehr jüngere Gäste, mehr jüngere Themen. Machbar? Die diskursiven Grenzen müssen neu gesetzt werden. Weiter-So geht auch Anders-So.

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