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So schön wird's nie wieder im Ersten? In der "Lindenstraße" wird Weihnachten gefeiert.

© WDR

Huber schaltet sich ein: Wer die "Lindenstraße" einstellt, dem muss mehr Ersatz einfallen

Die ARD hat das Programm am Sonntagvorabend neu justiert. Aber die Freude über einen "Weltspiegel" am gewohnten Platz muss klein ausfallen

Für die Fans der "Lindenstraße" wird das Fernsehleben jetzt noch sinnloser. Mit dem neuen Schema für den Sonntagvorabend wird das Ende der ARD-Weekly am 29. März 2020 endgültig zementiert. So sieht das künftige Line-Up aus: 17 Uhr "Brisant", 17 Uhr 30 "Echtes Leben", 18 Uhr "Tagesschau", 18 Uhr 05 "Bericht aus Berlin", 18 Uhr 30 "Sportschau", 19 Uhr 20 "Weltspiegel". Die siebte, die Sonntagsausgabe des Boulevardmagazins ist neu, "Bericht aus Berlin" wird um fünf, die "Sportschau" von 30 auf 50 Minuten verlängert.

Wer, wie auch an dieser Stelle, gegen die Vorverlegung des "Weltspiegels" argumentiert hat, der sollte sich freuen. Tut er auch, weil er erkennen darf, dass der Einsatz (der vielen Auslandskorrespondenten) belohnt worden, sie haben sich gegen die große Mehrheit der Fernsehdirektoren und Intendanten durchgesetzt. Das ist keine Kleinigkeit. Ein öffentlich-rechtliches Fernsehgut wurde vor der Beschädigung gerettet. Dafür kommt mehr Boulevard ins Erste, mit dem Lückenschluss bei "Brisant". Lücke? Ist da tatsächlich eine, ist nicht genug Seichtes im Ersten. wenn "Brisant" bereits von Montag bis Samstag läuft?

"Brisant" rein, "Lindenstraße" raus?

Es wäre jetzt ein schlechter Scherz, wenn mit "Brisant" zusätzlich am Sonntag gegen die Fortsetzung der "Lindenstraße" argumentiert würde. Ersetze das Schicksal von Mutter Beimer durch das Schicksal von Mathilde Mustermann? Nein, das haben beide nicht verdient. Für eine neue Fiktion in der Endlosschleife am Sonntag haben die neun Sender nicht die Kraft, nicht die Kreativität, vielleicht auch wirklich nicht das Geld gefunden (freilich waren die Millionen für das neue ARD-Logo inklusive Folgekosten in der Kasse). Beim künftigen Programm heißt die Lösung: Bestehende Formate werden einfach verlängert. Über die innovative Energie für das Erste Deutsche Fernsehen ist damit alles gesagt. Und dass der Sport der größte Gewinner der Operation "Mach mal ein erfolgreiches Programm vor dem ,Tatort'" ist? Wer mit traurigen Augen sieht, dass auch in den kommenden Wochen Samstag und Sonntag mit Wintersport-Übertragungen tapeziert werden, der darf mit einer "Sportschau"-XL gleich noch mal trauriger werden.

Einfallsarmut

Der ARD und ihrem Programmdirektor Volker Herres ist für die Programmstunden zwischen 17 und 20 Uhr so wenig eingefallen, dass von Einfallsarmut gesprochen werden darf. Als ob nachgewiesen werden sollte, dass lineares Fernsehen, sprich Fernsehen nach Schema mehr Schema als Fernsehen sein muss. Das Opfer der "Lindenstraße" ist groß, der Ersatz ist klein.

Im Nonlinearen, in der Mediathek wollen die ARD-Boys and -Girls jetzt richtig aufs Gaspedal drücken. Der lineare Sektor kann dafür nicht als Trainingslager gedient haben. Hier läuft eine "Lindenstraße" 34 Jahre lang. Das sind einige Jahre zu viel, auch deswegen, weil die bloße Gewöhnung daran das Sitzfleisch und zugleich die intellektuelle Faulheit ausgebildet hat. Bei Machern wie Zuschauern.

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