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"Homeland ist keine Serie", bedeutet der arabische Slogan, den die Graffiti-Künstler auf Wand links im Bild gesprüht haben. Die US-Serie um die frühere CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes, r.) wurde komplett in Berlin und Umgebung gedreht.

© Arabian Street Artists

"Homeland ist rassistisch": Graffitikünstler jubeln "Homeland" kritische Botschaften unter

Bei den Dreharbeiten in Berlin haben Graffitikünstler kritische Slogans in die US-Serie "Homeland" geschmuggelt. Die Macher merkten das erst nach der Ausstrahlung.

Der Auftrag war so klar wie vage: Um das Filmset wie ein libanesisches Flüchtlingslager aussehen zu lassen, sollten die drei Graffiti-Künstler Heba Amin, Caram Kapp und Stone arabische Schriftzüge an die Wände sprühen. Was genau sie schreiben, war den Set-Verantwortlichen der US-Serie „Homeland“, deren fünfte Staffel um die frühere CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes) komplett in Berlin und Umgebung gedreht wurde, offenbar egal. Entsprechend haben die drei Künstler den Auftrag ausgeführt – was dabei herausgekommen ist, dürfte den Machern wenig gefallen.

"Homeland ist rassistisch"

"Homeland ist keine Serie", heißt dieser arabische Slogan übersetzt.
"Homeland ist keine Serie", heißt dieser arabische Slogan übersetzt.

© Arabian Street Artists

„Homeland ist rassistisch“, ist auf einer Hauswand zu lesen, auf anderen Wänden steht „Homeland ist ein Witz, und wir haben nicht gelacht“, „Homeland ist keine Serie“ und „Homeland ist eine Wassermelone“, was so viel bedeute wie „Homeland ist ein Schwindel“.

"Homeland ist eine Wassermelone", bedeutet dieser Spruch - und meint so viel wie "Homeland ist ein Schwindel".
"Homeland ist eine Wassermelone", bedeutet dieser Spruch - und meint so viel wie "Homeland ist ein Schwindel".

© Arabian Street Artists

Blöd für die Macher, dass sie auf die tatsächliche Bedeutung der Schriftzüge offensichtlich erst aufmerksam wurden, als die Folge nun auf dem US-Kanal Showtime ausgestrahlt wurde – und damit genau das bestätigen, was die drei Künstler mit der Aktion kritisieren wollen, nämlich: die stereotypische Darstellung von Afghanistan, Pakistan und Muslimen. So wenig wie sich die Serienmacher in „Homeland“ aus Sicht ihrer Kritiker um eine differenzierte Darstellung bemühen, so wenig kümmern sie sich anscheinend eben auch um das, was in arabischer Schrift auf ihrem Set steht.

"Die stereotypische Darstellung ist gefährlich"

„Wir fanden es wichtig zu sagen, dass die stereotypische Darstellung gefährlich ist und die Wahrnehmung dieser Region beeinflusst, was auch außenpolitisch Folgen hat“, sagte Heba Amin der „Washington Post“. Als sie im Sommer einen Anruf von einem befreundeten Künstler bekam, der Mitstreiter für den Graffiti-Auftrag suchte, habe sie wegen der schlechten Reputation der Serie in Bezug auf die klischeehafte Darstellung zunächst gezögert, schreibt Amin auf ihrer Homepage. Dann aber zugestimmt mit dem gemeinsamen Plan, „Homeland“ zu „hacken“.

"Homeland ist rassistisch" bedeutet das Graffito, das in der gleichnamigen US-Serie zu sehen ist.
"Homeland ist rassistisch" bedeutet das Graffito, das in der gleichnamigen US-Serie zu sehen ist.

© Arabian Street Artists

Ohne Zweifel sei die Serie, deren fünfte Staffel 2016 in deutschen Free-TV auf Kabel eins zu sehen sein soll, toll produziert und gespielt, wie auch die zahlreichen Auszeichnungen beweisen würden, betont Amin. Auch bekomme „Homeland“ vom Publikum großes Lob dafür, die Ethik der US- amerikanischen Regierung zu kritisieren. Gleichzeitig aber würden die Macher eben durch die Stereotypisierung auch Rassismus befeuern gerade in der heutigen „hysterischen Zeit“.

Ein "Akt künstlerischer Sabotage"

Die ausführende Produktionsfirma Studio Babelsberg wollte den Vorfall nicht kommentieren. „Homeland“-Erfinder Alex Gansa sagte der Website deadline.com: „Wir hätten uns gewünscht, diese Bilder vor der Ausstrahlung zu entdecken.“ Zugleich bewundere er „diesen Akt künstlerischer Sabotage“. Künftig dürften die „Homeland“-Macher allerdings sehr genau hinschauen, wer ihre Sets wie gestaltet.

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