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Darf ein Mann die Ehe verweigern? Nein, sagte das Gericht.

© dpa

#Hochzeit: Die App zum schönsten Tag zweier Liebender

Unsere Liebesgeschichte, unsere Gäste, unsere Wünsche - die App zur Hochzeit macht's möglich. Und anschließend werden die schönsten Feierfotos an die Wand gestreamt.

Wie unser erster Sohn einmal heißen soll, darüber sind wir uns einig: Hölderlin Apache. Und wenn Höldi – so sein Spitzname in spé – erst auf dem Weg ist, werde ich um die Hand meiner Freundin anhalten, bei ihrem Vater, ganz klassisch. Die Hochzeit, dieser vermeintlich schönste Tag im Leben zweier Liebender, hat trotz Scheidungsstatistik und öffentlichem Zweifel an der Monogamie-Tauglichkeit des Menschen kaum an Romantik eingebüßt. Es ist ein besonderer Tag, das sollen alle wissen. Schaut her, wir sind glücklich. Was sich ändert, ist die Darstellung. Schuld hat, wie so häufig, das Internet.

Ein Freund traut sich diesen Sommer. Ich habe mir die App zur Hochzeit bereits runtergeladen. Sie haben richtig gehört: Eine App. Eigens für die Hochzeit. Mit schlanken zwölf Menüpunkten. Darunter: „Unsere Geschichte“, Fotos von manikürten Brauthänden auf Bräutigams Brust, Umarmung von hinten und dazu ganz doll in die Augen gucken. Die beiden leben in Moskau, haben zu viel Geld und heiraten – natürlich – in Barcelona. An drei Tagen. In drei Locations. Mit drei verschiedenen Dresscodes.

Außerdem in der App: eine Gästeliste, eine Geschenkliste und ein Spiel, das man, wenn man seit Stunden in der Hochzeitsapp gefangen, etwas Zerstreuung braucht, spielen kann. Ich bin gespannt, wie es wird, befürchte nach kurzer Recherche aber Schlimmes. Da gibt es etwa socialweddingwall.com, ein Service, der es jedem Gast der Hochzeitsfeier ermöglicht, in Echtzeit Fotos von der Hochzeit auf einen Screen im Saal zu streamen. Unter einem eigens dafür kreierten Hashtag. Wer nicht postet, war nicht dabei.

Wer nicht postet, war nicht dabei

Wer sich und seinen Gästen nicht zumuten mag, den ganzen Tag nur durchs Handy alles zu beobachten, der könnte im W-Hotel in New York heiraten. Die Hotelkette bietet einen „Social Media Wedding Concierge“ an – für schlanke 3000 US-Dollar pro Abend – der während der Hochzeit Fotos bei Facebook postet und Hashtags für Twitter erfindet. #Bestweddingever. Schon wieder.

Ich werde aus meiner Hochzeit keinen Social-Media-Event machen. Schon zuliebe meines ungeborenen Sohnes. Mal ernsthaft, Hölderlin Apache ist mit seinem Namen gestraft genug. Ich kann ihm nicht zumuten, von seinen Mitschülern gehänselt zu werden, wenn sie auf Hochzeitsbilder seiner Eltern stoßen. #MyBigCrazyWedding. Das Internet vergisst nicht. Den Gedanken sollte man öfter zulassen. Auch bei der eigenen Hochzeit.

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