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Im Angesicht des „Feurigen Auges“: Justus Jonas (Oliver Rohrbeck, links), Bob Andrews (Andreas Fröhlich, Mitte) und Peter Shaw (Jens Wawrczeck).

© dpa

Heute erscheint die 200. Folge der "Drei ???": Justus, Bob und Peter sind die wahren Lebensbegleiter

Was haben "Die Drei ???" mit Walgesängen gemeinsam - und was mit den Rolling Stones? Unser Autor erklärt es Ihnen.

Die Fans rennen zu den „Rolling Stones“ ins Olympiastadion, die Fans rennen in die Mediamärkte, um sich die neueste Folge der „Drei ???“ zu besorgen. Warum tun sie das? Die Stones werden wie immer ihren Klassiker „Satisfaction“ raushauen, die Junior-Detektive das kalifornische Städtchen Rocky Beach dank hundertprozentiger Aufklärungsquote wieder in den Heile-Welt-Zustand versetzen.

Stones und „???“ sind Lebensbegleiter, die nicht enttäuschen, ihr repetitiver Charakter beruhigt und stabilisiert, in diesem Universum wird Kraft getankt. Mag da draußen passieren, was da will. Rockmusik und Hörspielreihehalten die Vergangenheit des Fans am Leben, indem sie ihn mit bestimmten, wesentlichen Momenten seiner Vergangenheit verbinden. Stones-Konzerte werden nie vergessen, so wenig wie die Abenteuer von Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews. Das sind Rückzugsgebiete, Wohlfühlsphären, emotionale Anker.

Am Freitag erscheint die 200. Folge

Was immer die Rock-’n’-Roller gerade anstellen, am Freitag ist „Drei ???“-Alarm. Die 200. Folge erscheint, „Feuriges Auge“ heißt sie und knüpft an den „Fluch des Rubins“ an, erschienen um 1980. Detektiv Peter Shaw und sein Archivkollege Bob Andrews suchen verzweifelt nach Justus Jonas. Der „Erste Detektiv“ ist verschwunden. Seine Freunde stolpern über Spuren aus ihrer eigenen Vergangenheit: Haben „Die drei ???“ vor vielen Jahren den „Fluch des Rubins“ wirklich gebannt und den Fall um den mysteriösen Edelstein gelöst? 200 Folgen sind eine stolze Zahl und ein Beleg, welche Früchte die Konstanz einer Boygroup tragen kann. Justus Jonas, der hochintelligente und dabei altkluge „Erster Detektiv“, Peter Shaw, der ängstliche, eigentlich schüchterne „Zweite Detektiv“, und der besonnene wie schlagfertige Archivar und Rechercheur Bob Andrews werden seit der Premiere mit dem „Super-Papagei“ am 12. Oktober 1979 von Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich gesprochen. Zwar mit dunkleren, zuweilen raueren Stimmen, aber doch mit Tonlagen, dass die Hörer und Fans ihnen trotz der 40 Jahre seit dem Debüt die jungen Männer abnehmen, die, so viel Gegenwart muss sein, längst das Internet nutzen. „Wenn wir drei zusammen sind, dann hat sich die Zeit nicht verändert“, sagte Jens Wawrczeck der dpa. „Wir haben das Gefühl, wir sind in der gleichen Zeit wie vor knapp 40 Jahren. Das ist das Merkwürdige: Man wird innerhalb dieser Gruppe nicht so viel älter.“

Ältere, nicht alte Stimmen

Seine Kollegen und er hätten „das Glück gehabt, dass unsere Stimmen nicht so extrem alt klingen“, meinte Wawrczeck. „Natürlich, wenn man die ersten Folgen hört, klingen wir wirklich inzwischen wie unsere Väter. Aber trotzdem haben wir diese sehr unterschiedlichen Stimmen. Und die haben sich dann im Verhältnis nicht geändert. Und darum funktioniert die Dynamik immer noch.“ Die drei sind alle über 50.

„Natürlich werden wir alle drei oft an unseren Stimmen erkannt. Es ist ein sehr schönes Leben. Ich finde es extrem komfortabel. Ganz viele Leute kennen einen, erkennen die Stimme wieder“, ergänzte Oliver Rohrbeck, der Justus Jonas spricht. „Wir ernten eigentlich nur Lob, wenn wir unterwegs angesprochen werden. Aber wir führen trotzdem ein ganz normales Leben, weil wir bewusst nicht sehr TV-präsent sind.“

Andreas Fröhlich (er ist Bob Andrews) sagt über die erfolgreichen Live-Hörspieltourneen der „Drei ???": „Man wird gefeiert wie Robbie Williams. Aber man ist es dann doch nicht. Aber das ist dann eigentlich auch gut. Und man sollte dann demütig werden. Und das wird man im Studio. Wenn man wieder alleine sitzt und sich verspricht.“

Normalität bis zur Demut, auch das gehört zum Erfolgsrezept der vom Label Europa produzierten und weltweit erfolgreichsten (Kinder-)Hörspielreihe. Mehr als 50 Millionen Tonträger sind verkauft, auf Vinyl, CD und im Stream. Für die wahren Fans gilt nur die Audiocassette, pro Folge werden nach Angaben des Mutterkonzerns zwischen 8000 und 10 000 Stück abgesetzt. Erwachsene machen gut die Hälfte aller Käufer aus. „Die drei ???“ kennen keine Generationengrenzen.

Gibt es dann noch einen Unterschied zwischen den Rolling Stones und den „Drei ???“? Denke schon, die Stones sind keine, die „???“ sind eine Einschlafhilfe. Walgesänge aus Rocky Beach.

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